Tonnenweise AbfallBlumenpracht am Niederrhein geht wegen Corona den Bach runter

Blumen Radlader

Mit dem Radlader entsorgen die Mitarbeiter auf dem Hof der Familie Overlöper in Dinslaken bergeweise Blumen.

von Jonas Meister (meis)

Straelen/Dinslaken – Lebensnotwendig sind sie nicht. Und wenn der Alltag auf das Lebensnotwendige heruntergefahren wird, fallen Blumen daher schnell hinten runter. Was in besseren Frühlingsmonaten gern verschenkt, in die Vase gestellt oder in den Vorgarten gesetzt wird, landet heute in Massen auf dem Kompost - so wie auf dem Hof der Familie Overlöper in Dinslaken.

„Unser Geld steckt in den Pflanzen“, erzählt ein Mitglied des Familienbetriebs, der Topfpflanzen für Haus und Garten verkauft. „Das ist ein echtes Existenzproblem.“

Coronavirus: Blumenzüchtern am Niederrhein bricht wegen der Krise das Geschäft weg

Die Zeit rund um Ostern und Muttertag ist eigentlich Hauptsaison. Alles sprießt wieder, alle sehnen sich nach dem grauen Winter nach bunten Farbflecken in Wohnung, Balkon oder Garten.

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Doch so wie die Anlässe ausfallen, an denen man sich normalerweise Blumen schenkt, so bricht auch das Geschäft weg. Geburtstage, Kommunionen, Konfirmationen, Hochzeiten, sogar Beerdigungen, werden gestrichen oder finden nur noch im ganz kleinen Kreis statt. Besuche im Krankenhaus oder Pflegeheim sind weitgehend verboten.

Blumen Kompost

Blumenzüchter Markus Overlöper steht neben dem Kompostberg, auf dem seine Ware jetzt tonnenweise verrottet.

„Wenn man keine Leute mehr trifft, dann schenkt man auch keine Blumen“, fasst der Sprecher von Royal Flora Holland, Michel van Schie die Situation zusammen.

Blumenzüchter: Umsatz ausgerechnet in der Hauptsaison um 80 Prozent eingebrochen

Die Genossenschaft bei unsere holländischen Nachbarn hat ihre Züchter aufgerufen, bei der täglichen Versteigerung nur noch rund ein Viertel ihrer Ware anzubieten. Der Rest werde nicht verkauft, die Transportkosten könnten sich die Züchter sparen. Der größte Teil der Schnittblumen wird zu Abfall. „Das haben wir bisher noch nie erlebt“, so van Schie.

„Wir kippen jetzt massenweise Tulpen, Primeln und Ranunkeln in den Müll“, erzählt auch Norbert Engler, der dem Verband des Deutschen Blumen-Großhandels vorsteht, der in Straelen am Niederrhein sitzt. Der Umsatz sei derzeit auf etwa 20 Prozent vom Normalzustand abgesackt.

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In Supermärkten blieben viele Blumenständer leer, da dort häufig Schnittblumen aus Afrika verkauft würden, erklärt Engler. Für diese seien vielfach die Transportwege abgeschnitten.

Coronavirus: Verkauf durch Schließungen von Blumenläden und Baumärkten kaum noch möglich

Wer einen Balkon oder Garten hat, kann sich derzeit glücklich schätzen, weil er auch zu Hause frische Luft und Sonne tanken kann. Man habe erst angenommen, dass diese Menschen weiterhin viele Pflanzen kaufen würden, erzählt Engler. Doch in einigen Bundesländern sind Blumenläden und Baumärkte für Privatkunden geschlossen, sodass der normale Verkauf gar nicht mehr möglich ist.

Andere seien verunsichert oder wollten nicht viel Geld ausgeben angesichts der unsicheren Aussichten. Dort, wo Blumenläden noch geöffnet sind, etwa in Nordrhein-Westfalen, ist die Nachfrage mau. „Selbst Zimmerpflanzen werden vernichtet, weil der Absatz einfach nicht da ist. Es sieht sehr schlecht aus“, so Engler. (dpa)