„Cold Case“ in NRWKopfschuss-Mord von Kaarst aufgerollt: Mysteriöser Toter hat nun ein Gesicht

Mit dieser grafischen Rekonstruktion des Gesichts eines Mordopfers hoffen die Ermittler, einen 29 Jahre alten Mordfall doch noch aufzuklären. Der 25 bis 35 Jahre alte Mann war in Kaarst in der Nähe der Autobahn A52 erschossen aufgefunden worden.

Das rekonstruierte Bild vom Gesicht des Mordopfers von 1992 in Kaarst, wie es die Polizei jetzt herausgab.

Mit der Rekonstruktion seines Gesichtes versuchen Ermittler nun, einen fast 30 Jahre alten Mordfall doch noch aufzuklären. Der Tote war 1992 von einem Landwirt in Kaarst bei Düsseldorf entdeckt worden.

von Michael Kerst (mik)

Kaarst. Stirnglatze, dunkle Augen, markante Augenbrauen und ein schmales Gesicht – wir blicken in das Gesicht eines jungen Mannes. Der ist allerdings schon fast 30 Jahre tot, geradezu hingerichtet auf einem Acker an der A52 bei Kaarst. Seinen Fall, einen sogenannten „Cold Case“, rollt die Düsseldorfer Polizei jetzt erneut auf und zeigt dabei bisher nie gesehene Bilder.

Der Mord an dem bis heute Unbekannten beschäftigte damals auch die Fahndungssendung „Aktenzeichen XY … ungelöst“. Eduard Zimmermann fragte am 11. Juni 1993 danach, wer Hinweise zu dem Mordfall geben könne – vergeblich! Doch jetzt gibt es – im Rahmen der von Innenminister Herbert Reul gestarteten Kampagne zur Lösung von „Cold Cases“ – tatsächlich neue Ansätze.

„Cold Case“ in Kaarst: Wer ist der Tote von der A52?

Die Düsseldorfer Ermittler haben mit Hilfe von altem Bild- und Spurenmaterial ein Porträtbild des Mordopfers rekonstruieren können. Und sie zeigen die Kleidung, die der Getötete getragen hat. Der Mord wurde am Montag, 30. November 1992, entdeckt: Die Leiche des mit mehreren Schüssen Ermordeten lag am Rande eines Ackers an der A52 bei Kaarst.

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Ausriss eines EXPRESS-Artikels von 1992 über die Entdeckung einer männlichen Leiche auf einem Kohlfeld an der A 52 bei Kaarst.

So berichtete der EXPRESS 1992 nach der Entdeckung der Leiche über den Mord an einem Unbekannten auf einem Kohlfeld an der A 52 bei Kaarst.

Landwirt Heinz Johnen machte die grauenhafte Entdeckung an seinem Kohl-Feld. Und die Polizei kam damals zu folgender Rekonstruktion des Tatablaufs: Die Täter hätten offenbar ihren Wagen auf dem Standstreifen der Autobahn kurz hinter der Abfahrt Kaarst abgestellt, seien dann mit ihrem Opfer ein paar Schritte die Böschung hinunter gelaufen und hätten dem Mann neben einem kleinen Wäldchen eine Kugel in den Kopf geschossen.

Kopfschuss-Mord von Kaarst: „War wie eine Hinrichtung“

„Das Ganze war wie eine Hinrichtung“, sagte die Kripo seinerzeit. Und es wurde spekuliert, ob es sich um einen Mafia-Mord handeln könne. „Ausschließen können wir das nicht“, sagten die Ermittler. Jedenfalls fanden die Fahnder nur wenige konkrete Hinweise zu der Tat: In den Taschen des Toten steckten 60 Mark Bargeld sowie einige französische und spanische Münzen. Und das Bundeskriminalamt stellte fest, dass er mit einem Revolver, Kaliber 375 Magnum, getötet worden war.

Der unbekannte Tote von Kaarst trug weiße Socken und „Moonwashed“-Jacke

Beschrieben wurde auch seine Kleidung – die jetzt von den „Cold Cases“-Ermittlern auch gezeigt wurde:

  • fellgefütterte, hellblaue Jeansjacke in „Moonwashed“-Optik der Marke „Dallas“
  • braunes Langarm-Oberhemd der Marke „Razzy“
  • schwarzes T-Shirt
  • eine hellblaue Jeans
  • schwarze Halbschuhe der Marke „Diamond“
  • weiße Socken

Und die Spezialisten konnten dem Mordopfer jetzt auch ein Gesicht geben: Der Tote, der aus der Balkan-Region stammen soll, war – als er umgebracht wurde – etwa 25 bis 35 Jahre alt, 1,81 Meter groß, 84 Kilo schwer und von schlanker bis sportlicher Statur.

Der beim "Kopfschuss-Mord von Kaarst" getötete Mann trug diese Kleidung: ausgewaschene Jeansjacke mit passender Hose, ein braunes Hemd und schwarze Schuhe (hier nicht im Bild)

Die Kleidung des Toten von Kaarst.

Und ein besonderes körperliches Merkmal stellten die Gerichtsmediziner außerdem fest: An der Innenseite seines rechten Handgelenks hatte er eine zwei Zentimeter lange, quer verlaufende Narbe. Lange hatten die damaligen Ermittler der Mordkommission um Chefermittler Hermann Grüne und Staatsanwalt Dieter Ambach vor fast 30 Jahren versucht, die Identität des Ermordeten aufzuklären. Jetzt hoffen ihre Nachfolger auf neue Hinweise und vielleicht den entscheidenden Tipp, der zu den Tätern führt. Hinweise unter 02 11/87 00.