Currenta in LeverkusenNach Explosion in Chempark folgt dieser Umwelt-Skandal am Rhein

Einsatzkräfte der Feuerwehr sind mit Löscharbeiten im Chempark beschäftigt.

Nach der Explosion im Leverkusener Chempark am 27. Juli 2021 löschte die Feuerwehr auch am Tag danach noch.

Schwerwiegende Vorwürfe: Der Leverkusener Chempark-Betreiber Currenta soll Gift in den Rhein geleitet haben. 

Es ist ein schlimmer Verdacht, der jetzt gegen den Chempark-Betreiber Currenta erhoben wird: Nach der Explosion im Juli soll Currenta giftige Abfälle in den Rhein geleitet haben.

Das haben Recherchen des WDR ergeben, die am Freitag (17. Dezember) veröffentlicht wurden. 

Demnach habe Currenta Sonderabfälle und Löschwasser nach der Explosion über ein Klärwerk in den Rhein geleitet. So sei unter anderem das in Deutschland verbotene Insektengift Clothianidin in das Gewässer gelangt. Spuren davon wurden sogar schon in den Niederlanden nachgewiesen. 

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Currenta teilte dazu mit, durch den Unfall, bei dem mehrere Stunden über 35.000 Liter Löschwasser pro Minute eingesetzt worden seien, sei das Abwasser kontaminiert worden. In dieser Gefahrenlage habe sich der Krisenstab dazu entschieden, die aufgefangenen Wassermengen in der Kläranlage zu behandeln, von wo aus sie in den Rhein geflossen seien.

Currenta: Chempark-Betreiber leitete Giftabfälle in den Rhein 

Darüber sei die Überwachungsbehörde informiert worden. Nur durch diese Maßnahme habe ein Großteil der Schadstoffe aufgefangen werden können. Allerdings seien so auch Stoffe in die Kläranlage gelangt, die dort nicht hätten abgebaut werden können. „Wir bedauern dies, hätten in der damaligen Gefahrenlage aber keine andere Option gehabt, mit der das Wasser nicht in den Rhein gelangt wäre“, rechtfertigte sich Currenta.

Weiterhin teilte das Unternehmen aus Leverkusen  mit, das Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz NRW (LANUV) habe bei seinen Analysen keine Grenzwert-Überschreitungen festgestellt. Von den Behörden sei auch kein Rheinalarm ausgelöst worden.

Leverkusen: Gift-Spuren in den Niederlanden nachgewiesen

„Wir haben im Sommer dieses Jahres erstmals Clothianidin gefunden. Es besteht ein zeitlicher Zusammenhang mit der Einleitung des Stoffes in Leverkusen“, so Gerard Stroomberg, Direktor des Verbandes der niederländischen Rhein-Wasserwerke, dem WDR. „Wir wundern uns, dass Currenta diese Stoffe nicht in Anlagen für Sondermüll entsorgt hat.“

Besonders ärgerlich sei, dass Currenta die zuständige Internationale Kommission zum Schutz des Rheins nicht über die Einleitung der Giftstoffe informiert habe. „Wir hätten die Aufnahme von Rheinwasser stoppen können, um unsere Verbraucher zu schützen“, sagte Stroomberg. „Jetzt haben wir erst im Nachhinein von dem Stoff Chlotianidin erfahren.“ (bas/dpa)