Archäologie-Krimi in UnkelAbgeschossener Weltkriegs-Flieger im Rhein entdeckt?

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Das Niedrigwasser fördert im Rhein so einiges zutage: In Unkel ragen, so berichtet es Oliver Kessler, Teile eines US-Bootes aus dem Zweiten Weltkrieg aus dem Wasser. Nahe dieser Stelle fand er die Teile, die zu der abgeschossenen Ju-87 gehören sollen.

von Stefanie Monien (smo)

Unkel – Es klingt schier unglaublich! Beim Gassigehen entdeckte die Frau des Wissenschaftlers Oliver Kessler aus Unkel 100 Meter von ihrem Wohnhaus entfernt im Niedrigwasser des Rheins merkwürdige Alu- und Metallteile.

Gehören die Teile womöglich zum Wrack einer im März 1945 im Kampf um die Brücke von Remagen abgeschossenen Junker Ju-87? Die beiden Piloten gelten seither als vermisst.

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Zwei Sturzkampfbomber (Stukas) des Modells Junkers Ju-87. Die Maschinen erreichten eine Geschwindigkeit von bis zu 320 Stundenkilometern.

Ein Sensationsfund im Rhein?

Am Freitag der vergangenen Woche hatte die Frau von Kessler, der an der Bonner Uni in der Abteilung für Asiatische und Islamische Kunstgeschichte arbeitet, ihrem Mann von dem Fund berichtet. „Ich bin sofort losgeeilt“, so Kessler zum EXPRESS.

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Verbrannte Feldflasche

An der Stelle, an der das „Gerippe“ einer von den Amerikanern provisorisch errichteten Pontonbrücke sowie Wrackteile eines US-Bootes aus dem Wasser ragen, entdeckte er unter anderem eine verbrannte Feldflasche, eine Hutze (Teil zur Motorenbelüftung) sowie Knochen. „Die Kleinteile haben nichts mit dem Schiffswrack zu tun“ so Kessler zum EXPRESS.

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Die am Rhein gefundene verbrannte Feldflasche.

Erst einen Tag später sei ihm klargeworden, was der Fund womöglich bedeute und ob er dazu beitragen könne, das Schicksal der seit 73 Jahren vermissten Flieger zu klären. Für ihn sei es „sehr wahrscheinlich, dass es Wrackteile der besagten Ju-87 sind.“

Fund bei Landesarchäologie gemeldet

Am Montag dieser Woche, dem laut Kessler nächstmöglichen Termin, habe er seinen Fund bei der Landesarchäologie Rheinland-Pfalz in Koblenz gemeldet.

Dort ist Dr. Peter Henrich mit dem Fall befasst – und alles andere als glücklich über den Verlauf des Fundes und dessen Meldung. Da die Fundstelle sehr schnell publik gemacht wurde, seien zu dem Zeitpunkt, als seine Mitarbeiter in Unkel eintrafen, kaum noch Teile dort gewesen.

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Die Ludendorff-Brücke, besser bekannt als „Brücke von Remagen“, über die im Zweiten Weltkrieg Tausende US-amerikanischer Soldaten den Rhein überquerten. Am 17. März 1945 stürzte die durch Dauerbeschuss schwer beschädigte Brücke schließlich ein.

„Schatzsucher“ am Rheinufer

Kein Wunder, schließlich tummeln sich derzeit am Rheinufer von Unkel bis Bonn wegen des Niedrigwassers Scharen von Spaziergängern und „Schatzsucher“ mit Metallsonden. Waren hier womöglich „Raubgräber“ am Werk? Ein angebliches gefundenes Bordrad beispielsweise sei weg, so Henrichs.

Sind es menschliche Knochen?

Und was ist mit den Knochen? „Wir werden einen Spezialisten einschalten um zu klären, ob es sich wirklich um Menschen-Knochen handelt“, so Henrich zum EXPRESS, seiner Behörde würden immer wieder Knochenfunde im Rhein gemeldet – „alle tierischen Ursprungs“. Die Prüfung der Gebeine dauere ihre Zeit.

Der Archäologie-Krimi von Unkel geht weiter

Kessler, dem es nach eigenen Angaben nur darum gehe, das Schicksal der Weltkriegs-Piloten zu klären, schloss im Gespräch mit EXPRESS ebenfalls nicht aus, dass es sich auch um Tierknochen handeln könne. Schließlich seien früher im Rhein auch Speisereste entsorgt worden. Eins jedenfalls ist sicher: Der „Archäologie-Krimi von Unkel“ geht weiter!