Deutschlands StraßenIrrer Name: Wer hier wohnt, hat definitiv kein Bock auf Formulare

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Das bayerische Dingolfing hält den Rekord des längsten deutschen Straßennamens. Da will keiner Formulare ausfüllen.

von Markus Krücken (krue)

Köln – Straßenschilder. Wir alle kennen sie, wir alle sehen sie. Und erkennen sie wieder: Die häufigsten Straßennamen in Deutschland lauten Hauptstraße, Schulstraße, Dorfstraße, Gartenstraße und Bahnhofstraße. 

Doch nach welchen Persönlichkeiten sind die meisten Straßen und Plätze benannt? Wer sind die beliebtesten Namensgeber aus der Geschichte? 

Rund 450.000 soll es laut Erhebungen der Karlsruher „GeoFabrik“ und der freien Weltkarte OpenStreetMap hierzulande geben. Und fast allerorten wird das Klischee des Landes der „Dichter und Denker“ bemüht.

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Schillerstraße - fast in jeder deutschen Stadt gibt es sie.

Schiller und Goethe liegen gleichauf

Denn: Die Weimarer Dichterfürsten Schiller (2604 Namen) und Goethe (2427) liegen demnach im Ranking fast gleichauf ganz vorne und sind die „Könige der Straße“. Im Vergleich zu weiteren Literatur-Heroen haben die Beiden einen klaren Abstand.

Etwa zu den Klassiker-Freunden Herder (514), Wieland (311), Hölderlin (667), oder späteren Autoren wie den Nobelpreisträgern Thomas Mann (307) und dem Kölner Heinrich Böll (92), nach dem fast ausschließlich regional begrenzt im Rheinland Straßen und Plätze benannt sind. Auch Rilke (242), Hesse (207), Erich Kästner (163) oder Anti-Kriegs-Autor Erich Maria Remarque, der mit „Im Westen nichts Neues“ das meistverkaufte deutschsprachige Buch überhaupt schrieb (8), liegen weit dahinter.

Mozart bei den Musikern vorne

Ebenfalls beliebt ist es, berühmten Musikern eine Straße zu widmen. 

Hier an der Spitze: Ton-Genie Wolfgang Amadeus Mozart. Nach dem gebürtigen Salzburger sind hierzulande laut Auswertung 1671 Straßen und Plätze benannt. „Gejagt“ wird er vom kongenialen Ludwig van Beethoven, dem Bonner Komponisten wurde posthum bis jetzt 1453mal, quer durch die Republik verstreut, die Ehre zuteil.

Bei den Malern ist Dürer vorne

Das Duo hat Abstand zu weiteren Musikgenies wie dem weiteren Wiener Klassiker Schubert (1174), Wagner (716), Schumann (609), Johann Sebastian Bach (298), Liszt (338) und Mendelssohn (121).

Und die Kunst? Bei den Malern hat Albrecht Dürer die Spitzenposition inne (575), auch Rembrandt (188) ist beliebt. Übrigens: Die einzige nach Rene Magritte benannte Straße gibt es - in Köln, eine Promenade.

Als Vorbilder gelten für viele Entscheider in den Ortsgemeinden Figuren des Widerstands im Nationalsozialismus und Opfer desselben. Die Geschwister Scholl, Ikonen der „Weißen Rose“-Bewegung, sind mit 604 Erwähnungen im Straßenbild unsterblich geworden. Auch Dietrich Bonhoeffer (446), Stauffenberg (330) und Anne Frank (233) werden so nicht vergessen.

Sportler sind die Ausnahme

Politiker sind weniger beliebt und in der Auswahl weniger einbezogen als die Künstler. Der erste Bundeskanzler Adenauer liegt mit 560 Benennungen demnach vorne, die SPD-Granden Kurt Schumacher 310

Willy Brandt 222 dahinter. John F. Kennedy als ausländischer Staatsmann kommt immerhin auf 79 Erwähnungen.

„Jüngere“ politische Vertreter treten indes - weil noch nicht lange verstorben, noch nicht in Erscheinung: Helmut Schmidt (7), Helmut Kohl (3).

Der längste Straßenname in Deutschland

In der heutigen Gesellschaft klare Menschen mit Vorbildfunktion sind Sportler, was sich allerdings nicht in der Statistik widerspiegelt. Sporthelden wie Max Schmeling (9), Sepp Herberger (23) sind mit wenigen Benennungen die Ausnahme.

Übrigens: Das bayerische Dingolfing hält den Rekord des längsten deutschen Straßennamens. Und der lautet – Achtung, jetzt einmal einatmen: Bischöflich-Geistlicher-Rat-Josef-Zinnbauer-Straße. Ein Name wie ein Zungenbrecher.