27-Jährige nahm zu viel Ibuprofen einStefanie: „Ich hatte noch 76 Stunden zu leben“

Stefanie_Schmitz_Krankenhaus

Stefanie Schmitz hatte Glück im Unglück. Eine Lebertransplantation rettete der Kölnerin das Leben. 

Köln – Es gibt Momente, die ein ganzes Leben verändern können. Stefanie Schmitz (27) weiß das. Die Kölnerin nahm Schmerzmittel mit dem Wirkstoff Ibuprofen und kam fast ums Leben. „Eigentlich bin ich ein ganz normales Mädchen, das wie jedes andere jeden Tag zur Arbeit ging und den Feierabend mit ihrem Freund und ihren Freunden genoss. Von heute auf morgen wurde mir dieses Leben weggerissen“, sagt die 27-Jährige. 

Der 17. März 2019 ist ein normaler Sonntag. Doch irgendwann merkt Stefanie Schmitz, dass etwas nicht stimmt. Sie bekommt Bauchschmerzen, muss sich mehrfach übergeben, schläft viel.

„Zuerst dachte ich, ich hätte etwas falsches gegessen“, erzählt Stefanie dem EXPRESS. Am Montag darauf geht sie zu ihrer Hausärztin, die diagnostiziert zunächst eine Magenschleimhaut-Entzündung.

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Kölnerin stirbt fast an Leberversagen

Doch einen Tag später verschlimmert sich Stefanies Zustand. Sie läuft gelb an, sucht ihre Hausärztin erneut auf. Diese ordnet für Mittwoch eine Blutabnahme an. Die Diagnose: Deutlich erhöhte Leberwerte, umgehend ins Krankenhaus!

In der Uniklinik Köln wird ein Ultraschallbild erstellt, erneut Blut abgenommen und eine Leberbiopsie durchgeführt. Die Ergebnisse sind erschreckend.

Bei einer gesunden Leber sollte der sogenannte GPT-Wert (steht für Glutamat-Pyruvat-Transaminase) nicht 35 U/l (Einheiten pro Liter) übersteigen. „Bei mir lag der Wert über 3000“, sagt Stefanie.

Die Ärzte stellen eine Diagnose: „Da ich kerngesund war, keine Vorerkrankungen hatte und alle anderen Möglichkeiten ausgeschlossen werden konnten, stand fest, dass mein Leberversagen durch die Einnahme des Wirkstoffs Ibuprofen ausgelöst wurde. Die Leberbiopsie bestätigte das“, erzählt Stefanie.

Die junge Kölnerin muss im Krankenhaus bleiben, bekommt wegen ihrer schlechten Blutgerinnung Vitamin K und Cortison. Doch ihr Zustand bessert sich nicht, ganz im Gegenteil.

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Kölnerin erleidet Leberversagen: „Ihre Tochter hat nur noch 76 Stunden“

Am Tag darauf kommt es zum akuten Leberversagen. „Es war so schlimm, dass ich meine Eltern nicht mehr erkannt habe. Die Ärzte haben ihnen gesagt: 'Ihre Tochter hat nur noch 76 Stunden zu leben, wenn sie keine Spenderleber bekommt.'“

Es folgt banges Warten, das Familie und Freunde vor eine Zerreißprobe stellt. Einen Tag später dann der erlösende Anruf. Eine Spenderleber ist da! Stefanie wird noch in der selben Nacht operiert.

„Die ersten zehn Tage ging es mir auch richtig gut, dann wurde die Leber wieder abgestoßen“, erinnert sich die Kölnerin. Untersuchungen ergeben, dass ihre Gallengänge aufgrund verengter Arterien beschädigt wurden.

Nachdem sie knapp drei Monate stationär im Krankenhaus liegt und sich ihre Werte langsam stabilisieren, wird sie am 12. Juni entlassen. Mit dem Gedanken im Hinterkopf, dass sie sich zeitnah einer neuen Lebertransplantation unterziehen muss.

Kölnerin Stefanie Schmitz muss ein Leben lang Medikamente nehmen

Im Juli wird Stefanie erneut drei Wochen stationär behandelt, darf zwei Tage nach Hause, um danach erneut zwei Wochen im Krankenhaus zu liegen. Am 16. August schließlich der erlösende Bescheid: Eine neue Spenderleber ist da.

Stefanie wird operiert – und diesmal scheint alles gut zu gehen. Zwar liegt sie nach wie vor im Krankenhaus, doch in den nächsten Tagen soll sie entlassen werden. Diesmal endgültig.

„Noch bin ich geschwächt. Kein Wunder, mir wurde ja der gesamte Bauch aufgeschnitten. Jetzt ist erst einmal Reha angesagt, dann muss sich der Körper erholen. Ich plane, ab nächstem Sommer wieder zu arbeiten“, berichtet Stefanie.

Die 27-Jährige muss nun ihr Leben lang Immunsuppressiva nehmen, damit ihre neue Leber nicht abgestoßen wird. 

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Stefanie nahm zu viele Ibuprofen-Medikamente

Stefanie ist klar, dass ihr Beinahe-Tod nicht aus dem Nichts kam. Sie gibt zu:

Normalerweise sollte die Selbstmedikation maximal drei Tage lang erfolgen. Alles andere kann fatal sein – denn zwar geht ein erhöhter Ibuprofen-Konsum meistens auf die Nieren („Meine Ärzte sagen, das war ein negativer Sechser im Lotto“), aber auch die Leber kann betroffen sein. 

„Ibuprofen ist sicherlich gefährlicher als früher gedacht. Bei längerem Konsum und wenn die Leber unter Stress steht, kann es zu Leberversagen kommen“, sagt Prof. Christian Trautwein, Hepatologe an der RWTH Aachen. 

Abhängig sei das auch von der Dosis, so Trautwein. „Ein bis zwei Mal Ibuprofen zu nehmen, ist kein Problem. Doch wer zum Beispiel über mehrere Tage, drei bis vier Mal täglich, 600 Milligramm zu sich nimmt, bei dem ist das Risiko deutlich erhöht.“

Zwar sei eine Leberschädigung bei zu hohem Ibuprofen-Konsum eher selten, aber: „Jedes Medikament, das über einen längeren Zeitraum in hohen Dosen konsumiert wird, kann zu Nebenwirkungen führen. Medikamente sind keine Smarties, die man einfach einwerfen kann.“

Kölnerin appelliert an Deutsche: Legt euch einen Organspendeausweis zu!

Stefanie ist einfach nur froh, dass sie überlebt hat. „Die Ärzte haben hervorragend gearbeitet. Wenn ich aus dem Krankenhaus raus bin, werde ich für den Leberspender im Dom eine Kerze aufstellen“, sagt sie.

Für die Kölnerin hat sich ihr Leben auch sonst verändert. „Ich rege mich nicht mehr über Kleinigkeiten auf. Es gibt viel wichtigere Themen, wenn das Leben am seidenen Faden hängt.“

Ihr Schicksal sieht Stefanie auch als Mahnung an andere: