Günther Kaufmann (†)Ein Leben wie ein großes Drama

Günther Kaufmann ist tot. Auf diesem Bild aus dem Jahr 2011 ist er bei der Premiere des Films „Wickie auf großer Fahrt“ zu sehen.

Günther Kaufmann ist tot. Auf diesem Bild aus dem Jahr 2011 ist er bei der Premiere des Films „Wickie auf großer Fahrt“ zu sehen.

Berlin – Es waren dramatische Momente, als der Arzt um das Leben von Günther Kaufmann (†64) kämpfte. Herz-Kollaps auf offener Straße, Rettungswagen, verzweifelte Wiederbelebungs-Versuche. Die Szenen hätte kein Drehbuch-Autor aufwühlender schreiben können. Nach zwei Stunden starb der Schauspieler Günther Kaufmann einen Tod, der zu seinem Leben passte. Drastisch, heftig – und tragisch.

Für viele war er der „weiße Neger vom Hasenbergl“. Benannt nach dem Münchner Problem-Kiez, in dem der Sohn eines US-Soldaten und einer Deutschen aufwuchs. „Er muss wegen seiner Hautfarbe oft angefeindet worden sein“, sagt der Musikproduzent Ralph Siegel (66), der ihn später in der Münchner Gesellschaft kennenlernte.

Es war wohl Kaufmanns harte Jugend, die ihn nie wirklich Ruhe im Herzen finden ließ: vier Ehen, Alkohol, Pleiten, Schlägereien. Ein Leben voller Leichtigkeit führte er nicht. Seine große Chance bekam der junge Günther Kaufmann, als ihn das Regie-Genie Rainer Werner Fassbinder (1945-1982) entdeckte.

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Der legendäre Filme-Macher gab ihm Rollen in 16 seiner Leinwand-Werke, darunter etwa „Querelle“, „Berlin Alexanderplatz“ und „Die Ehe der Maria Braun“. Fassbinder hatte sich 1969 in Kaufmann verliebt. Einen damals erst 22-jährigen Ex-Drucker, Ex-Marine-Soldaten und Nachtclub-Türsteher, der von einer Karriere am Theater träumt.

Sogar in seiner Hochzeitsnacht schlief Fassbinder nicht bei seiner Frau Ingrid Caven (heute 73). Der Regisseur verbrachte die Stunden mit seiner „Muse“ Kaufmann, der stark von Fassbinder abhing. Das zeigte sich auch nach dessen Tod 1982: Kaufmann bekam kaum noch Rollen, geriet in Geldnöte. Bis ihm Krimi-Erfolge wie „Der Alte“ und „Derrick“ in den 90er Jahren zu Fernseh-Berühmtheit verhalfen.

Der eigentliche „Krimi“ seines Lebens begann aber erst 2001: Günther Kaufmann gestand einen Mord, den er nicht begangen hatte. Um seine Frau Alexandra (starb kurz vor dem Prozess an Krebs) zu beschützen, ging er in den Knast. Seine Ehefrau hatte ihren Steuer-Berater ermorden lassen. Motiv: Er war dahinter gekommen, dass sie ihn um 500 000 Euro betrogen hatte.

Doch damit rückte Günther Kaufmann erst nach drei Jahren im Knast raus. Nach einem Fünftel der Haftstrafe und der Festnahme des wahren Täters. Seither trat Kaufmann eher in Produktionen wie dem RTL-„Dschungelcamp“ auf. Unter dem Titel „Die 2. Garnitur Gottes“ wollte er 2012 sein Leben verfilmen.

Ob es den Film jetzt geben wird, ist unklar wie vieles: Woran genau starb der Herzkranke, als er am Hagenplatz in Grunewald kollabierte? Wird er in Berlin oder Bayern beigesetzt? Das müssen jetzt seine Kinder Dave (41) und Eva (42) entscheiden.