Der Weihnachtsmarkt-Zoff in Overath bei Köln eskaliert immer mehr. Stadt sieht keine Terror-Gefahr.
Weihnachtsmarkt im Kölner UmlandStreit um Terror-Kosten eskaliert

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Das Symbolfoto zeigt Dekoration auf einem Weihnachtsmarkt. Der Markt in Overath soll ausfallen.
Aktualisiert
Ist das das endgültige Aus für den Weihnachtsmarkt in Overath? Nach der Absage durch den Veranstalter legt die Stadt jetzt nach – und schiebt die komplette Verantwortung von sich. Der ehrenamtliche Veranstalter ist fassungslos.
„Nach derzeitigem Stand ergibt sich keine konkrete Gefährdungslage für Veranstaltungen in Overath“, heißt es in einer eiskalten Mitteilung der Stadtverwaltung. Zusätzliche Maßnahmen zur Terrorabwehr seien nicht nötig. Das Gelände sei ohnehin durch eine Mauer geschützt und eine direkte Zufahrt für Fahrzeuge unmöglich.
Für Andreas Koschmann, den Vorsitzenden des veranstaltenden Stadtmarketingvereins OVplus, ist das ein Schlag ins Gesicht. „Auch nach anderthalb Jahren Gesprächen scheint nichts angekommen zu sein“, schüttelt er den Kopf. Er kontert die Argumentation der Stadt: „Man braucht doch kein Fahrzeug, um auf einem Weihnachtsmarkt Unheil anzurichten.“ Das berichtet der „Kölner Stadt-Anzeiger“.
Für ihn ist klar: Es geht um die abstrakte Terrorgefahr, die in ganz Deutschland besteht und entsprechende Vorkehrungen erfordert. Rückendeckung bekommt Koschmann indirekt sogar von NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU). Dieser mahnte auf Anfrage, bei der Sicherheit dürfe man „keine Kompromisse eingehen“.
Doch die Stadt Overath bleibt stur und schiebt die Verantwortung weiter. „Grundsätzlich liegt die Verantwortung für den sicheren Ablauf einer Veranstaltung beim Veranstalter“, so das Rathaus. Das gelte vor allem, wenn dieser auch das wirtschaftliche Risiko trage.
Ein Argument, das Koschmann als Profi aus der Veranstaltungsbranche nicht gelten lässt. „Der Veranstalter übernimmt auch dann die Haftung, wenn die zuständigen lokalen Ordnungsbehörden entgegen besserem Wissen unzureichende Sicherheitsauflagen erlassen“, erklärt er. Deshalb müsse man als verantwortungsvoller Organisator selbst für zusätzliche Sicherheit sorgen – und diese auch bezahlen.
Und das ist nicht billig: Rund 17.500 Euro habe sein Verein in den vergangenen anderthalb Jahren für die Terrorabwehr bei Veranstaltungen bezahlt. Geld, das der Verein als hoheitliche Aufgabe bei der Stadt sieht.
Overath: Bürgermeister will den Markt retten
Den Vergleich der Verwaltung mit dem Weihnachtsmarkt in Marialinden wischt Koschmann vom Tisch. Das sei „kein gutes Beispiel“. Vielmehr zeige es, wie eine große Veranstaltung zu einem kleinen Vereinsfest schrumpfte, weil ein Verein die Kosten nicht mehr tragen konnte.
Ein Fünkchen Hoffnung gibt es aber noch. Der neue Bürgermeister Michael Eyer (CDU), der an dem Schlamassel keine Schuld trägt, hatte sich bereits eingeschaltet und will den Markt retten. Ob ihm das nach der kalten Dusche aus seiner eigenen Verwaltung noch gelingt, steht in den Sternen. (red)
