Für die meisten ist das Phantasialand ein Ort für Spaß und Action. Für Nina Halberkann war es ihr Zuhause und ihre Lebensaufgabe. Jetzt gibt die Nichte des Gründers seltene Einblicke.
Phantasialand prägte ihr LebenGründer-Nichte verrät Geheimnisse

Copyright: Archiv Familie Schmidt
Nina Halberkann mit Figuren der Scala im Phantasialand.
Aktualisiert16.09.2025, 10:22
Was heute ein riesiger Freizeitpark ist, begann ganz klein: Als das Phantasialand 1966 seine Tore öffnete, war es ein echtes Familien-Projekt. Nur sieben feste Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gab es – und alle waren mit den Gründern Richard Schmidt und Gottlieb Löffelhardt verwandt.
Mittendrin: Nina Halberkann, die Nichte von Gründer Richard Schmidt. Sie wuchs quasi im Park auf. Gegenüber dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ packt die heute 70-Jährige jetzt aus und verrät, wie der Park ihr ganzes Leben prägte.
Als der Park eröffnete, war Nina Halberkann gerade mal elf Jahre alt. Für sie war das Gelände ein riesiger Abenteuerspielplatz, denn sie wohnte mit ihren Eltern sogar in einer Villa direkt im Park!
Klar, dass sie da auch mit anpacken musste! „Nina, komm mal her, lös' mal die Kasse ab“, hieß es dann oft, erinnert sich die heute 70-Jährige. Damals kostete der Eintritt nur 2 D-Mark, aber für viele Attraktionen musste man extra zahlen – oft 50 Pfennig.

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Historisches Foto aus dem Phantasialand. Im Hintergrund die Nachbildung vom Brandenburger Tor, eine der ersten Attraktionen des Parks.
Doch eigentlich schlug sie beruflich einen ganz anderen Weg ein. Nina Halberkann wurde Erzieherin und half nur noch ab und zu im Phantasialand aus. Aber der Park sollte sie nicht loslassen.
Ihre Eltern, die Schwester von Gründer Richard Schmidt und ihr Mann, waren tief im Park-Geschehen verwurzelt und wohnten oberhalb des Geländes. „Aber ich hatte immer die Affinität, meinem Vater zu helfen, in den Ferien die Märchen einzurichten, Kostüme zu machen“, erzählt sie. Der Wendepunkt kam, als sie schwanger war. Ihr Onkel Richard Schmidt fragte sie, ob sie nicht bei der Attraktion „Scala“ mitarbeiten wolle.

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Nina Halberkann, Nichte von Freizeitpark-Gründer Richard Schmidt, zeigt ihrer Tochter Figuren der „Scala“ im Phantasialand.
Die „Scala“ war damals eine Sensation: Deutschlands erstes elektronisch gesteuertes Theater! Ihre Aufgabe: die Kostüme für die Schlussszene „Karneval in Rio“. Ein Riesen-Job mit zwölf großen Kostümen voller Federn, Strass und Pailletten.
Sogar der zweite Park-Gründer, Gottlieb Löffelhardt, unterstützte sie und brachte ihr Zeitschriften vom Karneval und den Kostümen aus Rio als Inspiration mit. „Ich glaube, da hat der Schmidt gemerkt, dass da was ist, was man weiter entwickeln konnte, was Potenzial hat“, so Halberkann. Obwohl ihr der Job als Erzieherin Spaß machte, war ihr jetzt klar, wo ihr Herz wirklich schlug: im Phantasialand.
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Der nächste große Wurf folgte prompt: Sie wurde für die Kostüme der legendären „Magic Supershow Las Vegas“ verantwortlich. Die Show mit Illusionist Leif Hansen startete 1984 und war Europas größte Zauber-Show. Über zwölf Jahre lang strömten Tausende Besucherinnen und Besucher in den Park, nur um diese Tricks zu sehen.
Die Kostüme waren dabei mehr als nur Deko. „Bei Show-Kostümen geht es auch immer darum, dass die praktikabel sind“, erklärt Nina Halberkann. „Die sollen ja nicht nur schön sein, die Kleider müssen, gerade bei einer Zauber-Show, gewissen Ansprüchen genügen. Die Tänzer rollen sich vielleicht auch mal über den Boden, da konnte man jetzt keine Seide nehmen oder so.“ Viele Zaubertricks funktionierten sogar nur dank der speziell angefertigten Kleider.
Ein riesiger Aufwand: Bis zu 20 Personen standen gleichzeitig auf der Bühne! Dazu zählten 18 Tänzerinnen, der Zauberkünstler Lee Pee Ville und seine zwei Assistentinnen. Jahrelang stemmten sie vier Shows pro Tag.
Für jede der sechs bis sieben Szenen pro Show gab es neue, handgefertigte Kostüme für die ganze Truppe. Der Druck war riesig. „Klar, ich war immer nervös! Klappt das auch?“, gibt die 70-Jährige zu. Der schönste Moment? Wenn die Show Premiere feierte und das Publikum applaudierte. „Ein Stück vom Applaus gebührte dann ja auch mir.“

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Historisches Foto des Phantasialand mit den damaligen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern
Das Phantasialand-Team sei wie eine Familie gewesen, sagt sie. Doch die Anforderungen waren knallhart. „Vor der Saisoneröffnung haben die sich die Nächte um die Ohren geschlagen“, erinnert sich ihr Ehemann Reiner Halberkann. Wenn Proben anstanden, kam seine Frau oft erst nach Mitternacht nach Hause. „Das musste fertig werden.“
Der Zusammenhalt war enorm. „Man musste auch einfach dafür leben. Das war jetzt kein Job, bei dem man einfach die Sachen fallen lässt und in den Feierabend geht“, stellt die Gründer-Nichte klar. Wer nicht mitzog, sei schnell von selbst wieder gegangen.
Trotz des Stresses war die Arbeit von großem Vertrauen geprägt. „Mir wurde ganz viel kreativer Freiraum gelassen. Da fühlt man sich geehrt. Und für mich war klar, das ist mein Job!“ Und das Lob vom Chef, Gründer Richard Schmidt, war die beste Belohnung. Oft sei er zu ihr gekommen, habe sie freundschaftlich geknufft und gesagt: „Haste gut gemacht! Schön geworden!“ (red)