Homejacking in NRWBande klaut 33 Autos und fackelt sie ab: Hier brennt der Audi des Bürgermeisters

Brennendes Auto des Jüchener Bürgermeisters

Der gestohlene Audi des Jüchener Bürgermeisters Harald Zillikens wurde von einer jungen Bande aus NRW angezündet.

Stolz verkündeten die Beamten der Polizei NRW bei einer Pressekonferenz am Montag (24. April), dass sie eine elfköpfige Bande dingfest machen konnten.

von Colja Schliewa (cos)

Selten konnte die Neusser Polizei einen solchen Schlag gegen das organisierte Verbrechen verbuchen.

Die Bande, die geschnappt wurde, hielt in den letzten vier Monaten eine ganze Region mit Taten im Atem, die an Dreistigkeit nicht zu überbieten waren. Eines der Opfer: Der Jüchener Bürgermeister, dessen Auto in Flammen aufging.

Auto von Jülicher Bürgermeister wird von Bande angezündet

In dieser Dimension gab es bei uns noch nie etwas Vergleichbares, stellte der Leiter der Ermittlungskommission „Homejacking“ bei der Polizei im Rhein-Kreis Neuss fest.

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Alles fing in der Nacht vom 25. auf den 26. Dezember 2022 an. Damals brachen Unbekannte in das Jüchener Rathaus ein und sorgten an Weihnachten für eine schöne Bescherung: Die Täter klauten nicht nur die Amtskette des Bürgermeisters Harald Zillikens, sondern auch gleich noch seinen Audi. Der Beginn einer beispiellosen Diebstahlserie.

In den folgenden Nächten folgten fünf weitere Einbrüche in Apotheken und Pflegedienstbüros von Meerbusch bis Mönchengladbach. Unfassbar: Jedes Mal benutzten die Täter dabei den Audi des Bürgermeisters als Tat- und Fluchtfahrzeug.

Am 5. Januar hatten die Diebe von dem Auto genug. Um Spuren zu verwischen, zündeten sie den Audi an. Man fand das Fahrzeug des Bürgermeisters von Jüchen lichterloh brennend in Mönchengladbach vor. Autos hatten die Täter schließlich bereits genug.

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Die Raubzüge liefen immer nach dem gleichen Schema ab: Bei den Einbrüchen wurden stets Tresore und Bargeld gestohlen, vor allem aber die vor den Objekten geparkten, teils hochwertigen Autos. Manche der PS-starken Fahrzeuge sollten verkauft werden, andere wurden bei den nächtlichen Taten verwendet, um einen Geschwindigkeitsvorteil gegenüber der Polizei zu haben.

Eine Taktik, die sich am 11. Februar zunächst auszahlen sollte. Bei einer Verfolgungsjagd mit der Polizei flüchteten die Täter von Mönchengladbach bis nach Neuss in einem 6er-BMW. Die Polizei hatte keine Chance, wurde abgehängt. Den BMW fand man ausgebrannt in einer Neusser Tiefgarage wieder.

Homejacking in NRW: Bandenchef gefasst – 33 Autos gestohlen

In der Nacht vom 8. auf den 9. März war dann Schluss mit lustig. Bei einer weiteren Homejacking-Tat in Dormagen ging den Spezialkräften nach vorheriger Observation der 40-jährige Bandenchef ins Netz. Er saß in einem einige Tage zuvor gestohlenen Audi SQ5.

Die Organisation brach nun wie ein Kartenhaus zusammen. Es folgten mehr und mehr Festnahmen, zuletzt am 21. April. Insgesamt werden elf Verdächtige der Taten beschuldigt. Vier von ihnen sitzen in Untersuchungshaft. Außer dem Bandenchef sind alle Täter zwischen 18 und 25 Jahre alt. Alle stammen aus der unmittelbaren Umgebung.

Nach und nach kam nun das ganze Ausmaß der Beutezüge ans Licht: Innerhalb von vier Monaten hatte die Bande über 80 Straftaten begangen, dabei insgesamt 33 Autos im Gesamtwert von über einer Million Euro gestohlen.

Von der Amtskette des Jüchener Bürgermeisters fehlt jede Spur

Neun der Autos wurden in Brand gesetzt, um Spuren zu vernichten, unter anderem ein Audi RS6 im Wert von 140.000 Euro. 20 der entwendeten Fahrzeuge konnte die Polizei mittlerweile sicherstellen. Von vier Autos fehlt, so wie auch von der Amtskette des Jüchener Bürgermeisters, jede Spur.

Landrat und Behördenleiter Hans-Jürgen Petrauschke: „Es ist besonders traurig, dass es sich bei den Tätern um junge Menschen aus der Gegend handelt.“