Arbeiter (†27, †31) sterben in HürthStaatsanwaltschaft Köln übernimmt – Deutsche Bahn äußert sich

Nach dem tödlichen Zugunglück in Hürth hat die Kölner Staatsanwaltschaft ein Todesermittlungsverfahren aufgenommen. Derweil sorgt ein Tweet der Deutschen Bahn, der kurz nach dem Unglück veröffentlicht wurde, für Fassungslosigkeit.

Nach dem Zugunglück mit zwei Toten in Hürth bei Köln gehen die Ermittlungen zu Ursache und Hergang weiter.

Am Freitag (5. Mai 2023) gaben Staatsanwaltschaft und Polizei bekannt, dass es sich bei den verstorbenen Arbeitern um einen 27-Jährigen und einen 31-Jährigen handelt. Die Kölner Staatsanwaltschaft hat inzwischen ein Todesermittlungsverfahren aufgenommen und prüft, ob es mit Blick auf den Tod der beiden Männer Hinweise auf ein strafrechtlich relevantes Fremdverschulden gibt. 

Zugunglück in Hürth: Zwei zentrale Fragen sollen geklärt werden

„Zu diesem Zweck werden nunmehr alle gesicherten Spuren ausgewertet, alle in Betracht kommenden Zeugen vernommen und auch rechtsmedizinische Untersuchungen durchgeführt“, so Ulrich Bremer, Sprecher der Staatsanwaltschaft, am Freitag (5. Mai). Bei letzterem handelt es sich um Untersuchungen auf möglichen Alkohol- oder Drogenkonsum. Was Angehörige der Toten vielleicht schockiert, gehört jedoch zur Standard-Untersuchung. 

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Von Bedeutung sei laut Bremer die Klärung der zentralen Fragen: Was wurde zwischen den Beteiligten zu dem Arbeitseinsatz konkret vor Ort besprochen? Welche Sicherungsvorschriften existieren für solche Einsätze und wer hat gegebenenfalls dagegen verstoßen?

Ursache für Zugunglück in Hürth ist weiter unklar

Der Intercity (IC) hatte am Donnerstag (4. Mai 2023) im Ortsteil Fischenich zwei Arbeiter erfasst. Die beiden starben noch vor Ort.

Ersten Ermittlungen zufolge hätten sie an der Strecke im Auftrag der Deutschen Bahn Arbeiten durchgeführt. Zu der Gruppe gehörten noch fünf weitere Arbeiter, die den Tod ihrer Kollegen mit ansehen mussten und einen Schock erlitten. 

Vom Zug wurden sie nicht getroffen, sie blieben körperlich unversehrt. Das Unglück ereignete sich auf freier Strecke.

Nach Tod von zwei Arbeitern in Hürth: Deutsche Bahn äußert sich

„Wir sind tief betroffen von dem Unfall in Hürth. Unsere Gedanken sind bei den Verstorbenen, Verletzten und ihren Angehörigen“, sagte ein Bahnsprecher am Freitag. Die DB unterstütze die Ermittlungsbehörden nach Kräften bei der Aufklärung des Unfalls.

Auf der Tagesbaustelle in Hürth-Kalscheuren seien Kabelbauarbeiten für das neue Digitale Stellwerk Linker Rhein vorgesehen gewesen, so der Bahnsprecher weiter: „Mitarbeitende dürfen den Gleisbereich grundsätzlich nur dann betreten, wenn die vorgeschriebenen Sicherheitsvorkehrungen getroffen wurden. Für jede Baumaßnahme wird ein individueller, an die örtlichen Gegebenheiten angepasster Sicherungsplan erstellt, das gilt selbstverständlich auch für Tagesbaustellen: Sicherungskräfte und/oder hochmoderne Technik schützen die Baustellenteams am Gleis vor Gefahren, die von vorbeifahrenden Zügen ausgehen.“

Das könnten technische Sicherungsmaßnahmen, wie automatische Warnsysteme (kabel- und funkbasiert) sein, sogenannte feste Absperrungen oder auch Sicherungsposten, die bei Gefahren die Mitarbeitenden direkt warnen. Das Sicherungspersonal werde regelmäßig geschult und vor Ort fände jeweils eine Einweisung in den Sicherungsplan statt.

Twitter-Beitrag der Deutschen Bahn wird kritisiert

Für Unverständnis sorgt derweil ein Twitter-Beitrag der Deutschen Bahn, der kurz nach dem Unfall abgesetzt wurde. Darin heißt es, es seien „unbefugte Personen auf der Strecke“.

Hier der Tweet der Deutschen Bahn:

Nutzerinnen und Nutzer kritisieren unter dem Tweet die Formulierung. So heißt es beispielsweise: „Ich glaube es hackt, 'ne Arbeitsgruppe unbefugte Personen zu nennen.“

Ein Sprecher der Bahn entschuldigte sich später gegenüber dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ und bezeichnete den Tweet als „unglücklich“.

Als der um 11.16 Uhr veröffentlicht wurde, sei die genaue Situation noch nicht bekannt gewesen. Später wurde der Tweet geändert, dann war von „Notarzteinsatz“ die Rede.

Intercity war mit 160 Kilometern pro Stunde unterwegs

Der IC 2005 war nach Angaben einer Sprecherin der Deutschen Bahn auf dem Weg von Emden nach Koblenz und erfasste gegen 11 Uhr die Arbeiter. Zu dem Zeitpunkt war er mit 160 Kilometern pro Stunde unterwegs.

Der Zug hatte nach dem Unglück eine Bremsstörung, die laut Bahn wohl durch den Unfall ausgelöst wurde. Er musste deswegen abgeschleppt werden. Die Bahnstrecke zwischen Köln und Bonn blieb für knapp sieben Stunden gesperrt, Ausfälle und Verzögerungen im Fern- und Nahverkehr waren die Folge. (mt/iri/dpa)