Kommentar zur Zülpicher StraßeTod im Uni-Viertel: Kölns Verantwortliche müssen mit Vorwurf leben

Blumen und Kerzen sind am Tatort auf der Zülpicher Straße niedergelegt.

Hier wurde der 18-Jährige getötet: Der Tatort auf der Zülpicher Straße am 1. August 2021. 

Köln ist geschockt nach dem Tod eines 18-Jährigen auf der Zülpicher Straße. Furchtbarer Höhepunkt einer Entwicklung, die fast absehbar war. Ein Kommentar.

von Jan Wördenweber (jan)

Köln. Die tödliche Messer-Attacke auf der Zülpicher Straße: Das Opfer wurde gerade mal 18 Jahre alt, der mutmaßliche Täter ist erst 16. Allein dies ist dermaßen erschreckend, stand die Kölner Ausgehmeile doch jahrelang für unbeschwerten Spaß und Vergnügen.

Doch die einstige durch Studenten geprägte Straße hat schon vor längerer Zeit ihr Gesicht verändert. Schlimm ist daher auch, dass die negative Entwicklung bis zuletzt ignoriert wurde. Und das, obwohl Anwohner wie Gastronomen in der Vergangenheit bei der Stadt mehrfach auf die Missstände und drohenden Gefahren hingewiesen haben. Doch es passierte: nichts.

Zülpicher Straße Köln: Anwohner und Wirte wiesen auf Gefahren und Missstände hin

Aus dem Rathaus und dem Ordnungsamt war zuletzt vor allem zu hören, dass allein die Gastronomen verantwortlich seien für das, was vor ihrer Haustür passiert. Sich einen schlanken Fuß machen, nennt man so etwas.

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Bei der Polizei schaute man auf die Zahlen: Verglichen mit den Ringen oder dem Neumarkt sei die Kriminalität auf der Zülpicher Straße geringer, heißt es dort.

Aber die fatale Entwicklung hatte sich angedeutet. Und auch die Polizei hat registriert, dass immer mehr Menschen zum Feiern ins Uni-Viertel kommen. Auch solche, die vor Corona auf den Ringen unterwegs waren, wo es ohne Türsteher schon lange nicht mehr geht.

Die Stimmung auf der Zülpicher Straße ist zuletzt immer aggressiver geworden. Die Stadt hat diese Entwicklung zu lange ignoriert. Drei Tage nach der Tat äußert sich nun die Stadtdirektorin auf Anfrage. Nachdem es eskaliert ist, wird gehandelt: so wie auf den Ringen oder am Ebertplatz. Hier hat sich die Lage dank hoher Präsenz der Ordnungsbehörden und Videoüberwachungen verbessert.

Solche Maßnahmen kommen auch für die Zülpicher Straße in Betracht. Auch Streetworker können helfen. Kurzfristiges Handeln ist gefragt, wie die Stadtdirektorin selbst zurecht sagt – auch wenn aktuell noch Trauer und Wut überwiegen über das, was geschehen ist.