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Wir waren kölsche MiljönäreDas macht „Pille Rolf“, der Koks-König von Köln heute

„Pille Rolf“ war der Koks König von Köln.

„Pille Rolf“ war der Koks König von Köln.

Köln – Wer im Miljö verkehrte, musste wach bleiben. Und wer das körperlich nicht durchhielt, der musste nachhelfen. Dafür gab es Männer wie Rolf Eddie Schmitz (68), genannt „Pille Rolf“. Er belieferte die Szene mit Koks und den bunten Pillen, die ein befreundeter Chemiker herstellte. Aber nicht nur die Zuhälter, die Prostituierten und deren Kunden griffen zu: Auch diverse Schauspieler und andere Prominente zählten zu seiner Kundschaft.

Doch wie bei vielen Miljö-Größen gab’s in der kriminellen Karriere irgendwann einen Knick. Warum Pille Rolf heute CDs verkauft – lesen Sie hier seine Geschichte.

Ein Sommertag 1991. Der Mann am Köln-Bonner Flughafen hat nur ein Ziel: Mallorca. Er hat eine Plastiktüte dabei, da sind 89.000 Mark drin. In bar! Gerade hat ihn seine Frau verlassen.

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20 Jahre im Miljö liegen hinter ihm. 20 Jahre Vollgas. „Damals gab es für mich zwei Möglichkeiten: Entweder Tod – oder Knast in Ossendorf. Also bin ich weg“, sagt Rolf Eddie Schmitz (68), den sie in Köln nur „Pille“ nannten. Denn mit ihm hoben sie alle ab.

So begann „Pille Rolf“ seine „Karriere“

„Pille Rolf“ sitzt in einem Café in Mülheim unweit seiner 30-Quadratmeter-Wohnung. Er war Model, Frauenschwarm, Kult-DJ und der Dealer des Miljös – „Pille Rolf“ hat in seinem Leben nichts ausgelassen. Anfang der 70er Jahre des vorigen Jahrhunderts kommt der gebürtige Dürener durch Ex-Nationaltorwart Manfred Manglitz, den er durch seine Fußballerzeit beim MSV Duisburg kennengelernt hatte, nach Köln.

Manglitz will eine Diskothek eröffnen, der Kumpel soll den DJ machen. 3.000 D-Mark und ein Appartement gibt es. Rolfs Freundin Claudine geht anschaffen. Den berühmten Bundesligaskandal, in den Manglitz verwickelt ist und deshalb lebenslang gesperrt wird, bekommt er als Zeuge mit: „Manni hat zweimal 50.000 Mark angenommen und ist dafür in die andere Ecke gesprungen, wenn der Ball kam. In der Clique wussten wir alle darüber Bescheid. Manni ist dann später nach Spanien ausgewandert, aber wir haben immer noch ab und an Kontakt.“

„Pille Rolf“ ist damals „nebenbei“ auch Autoschieber, landet für sechs Monate im Knast. Als er rauskommt, legt er wieder in den Topklubs auf, das sind das „Saphir“, das „Ex“, der „Club 54“. Und der gut aussehende Mann mit den blonden Haaren und der Top-Figur modelt, unter anderem für „Black und Decker“ posiert er mit einer Bohrmaschine in der Hand. „600 Mark gab’s fürs Laufen, 400 für Fotos“, erinnert sich der einstige schönste Mann des Milieus.

Sein Leben ändert sich, als er einen Duisburger Chemiker kennenlernt. Was „Pille Rolf“ darüber berichtet, wird zu einer schockierenden Drogenbeichte. Denn die Zeit, als vor gut 35 Jahren das Kokain und die Pillen im Miljö Einzug hielten, etliche Konsumenten mit mehr oder weniger prominenten Namen abhängig wurden und auf der Strecke blieben, hat keiner so intensiv miterlebt und geprägt wie „Pille Rolf“.

Auf der nächsten Seite: Pille Rolf und seine Partys in der Ehrenstraße.

„Immer wenn er Pillen nahm, seine schönste Stunde kam“, sagt der einstige Dealer heute allen Ernstes mit einem Lächeln auf den Lippen beim Kaffee. „Ich habe sechs Jahre die Nasen verkauft und die Pillen. Deshalb werde ich bei der Kripo auch heute noch „Pille Rolf“ genannt. Mein Kumpel arbeitete bei einer Chemie-Firma. Also ging es los. Ich hatte eine Maisonette-Wohnung auf der Ehrenstraße. Wer da alles gesessen hat“, erinnert er sich. Und weiter: „Die ganze Abteilung einer damals sehr bekannten TV-Serie saß bei mir auf der Couch.“

Was er über die Schauspieler erzählt, lässt den neutralen Zuhörer erschaudern. „Die mussten morgens um 7 Uhr am Bahnhof drehen und die Sonnenbrillen ausziehen – jeder wusste, wo sie gewesen waren. Wir waren so weit, dass wir uns Frauen kommen ließen. Die Frauen, die nicht bei den Pillen mitmachten, bestellten wir direkt ab. Bei mir im Kühlschrank gab es nur Asbach, Wodka und Eisklümpchen. Es war nie Essen drin. Wir machten zwei Tage durch, dann ging es ins Päffgen zum Hämchen essen. Und weiter. Der Rausch war dauernd da!“

Und das Geld. „Pille Rolf“ lebt in Saus und Braus, verprasst alles. Zwei Tage die Woche geht's mit einer Truppe von Stenzen aus ganz Deutschland nach Ibiza auf eine angemietete Finca. Die Rolex am Handgelenk sitzt, der Mantel wird bei Seelbach in Düsseldorf für 20.000 Mark gekauft, Rolf und seine Claudine fahren mehrere Autos, am liebsten Porsche. Kinder? Lieber nicht. „Claudine sagte: Lass uns leben und an Kinder später denken.“ Er sagte ihr: „Chérie, du hast recht. Wenn du Kinder in die Welt setzt, musst du dich darum kümmern. Dann kannst du ja nicht anschaffen.“ So weit zum Frauenbild.

„Pille Rolf“ erwähnt auch nicht, was aus den Leuten wurde, die seine Pillen nahmen. Und das waren viele. „Alles verjährt. Ich hab’ 500 Pillen im Monat verkauft. Ich hatte das Pulver und hab es mit einem Freund durch gebohrte Löcher in Hüllen gefüllt. Fünf Mark kostete die Herstellung, ich habe eine Pille verkauft für 50 Mark. 5.000 Mark verdiente ich so pro Monat locker.“ Um nicht erwischt zu werden, trickst er: „Als ich im „Tito’s“ arbeitete, trug ich stets einen speziellen Ledergürtel. Ich konnte innen 15 Pillen verstecken. Wenn der Drogen-Hund kam, war ich weg.“

Rolf hat Glück, sein Kompagnon nicht. Chemiker Friedel wird erwischt, „fliegt weg“. „Er hat zwölf Jahre gekriegt. Das hat uns allen sehr leidgetan. Wir haben ihm mit drei Mann jeder 10.000 Mark gegeben. Das war im Miljö so. Wenn einer raus kam und hatte nichts mehr, wurde für ihn gesammelt“, erzählt er.

„Pille Rolf“, der viele Jahre auf Spaniens Sonneninseln lebte, ist wegen seiner Eltern wieder nach Köln zurückgekommen. Heute lebt er davon, CDs in Discos und Sauna-Clubs zu verkaufen. Eines ist ihm wichtig: Heute sei er sauber: „Pillen nehme ich gar keine mehr, Nasen auch nicht. Ich würde niemals nie sagen, aber ich bin momentan clean!“