WesselingWerkstatt durchsucht: „Mini-Handys“ mit besonderer Funktion sichergestellt

Wesseling Werkstatt-Razzia

Die Einsatzkräfte stellten umfangreiches Beweismittel sicher. Unser Symbolfoto zeigt eine Razzia in Niedersachsen. 

von Iris Klingelhöfer (iri)

Wesseling – Sie überfielen ihre betagten Opfer dort, wo diese sich sicher fühlten – im eigenen Zuhause. Brutal raubten sie die vermögenden Rentnerinnen und Rentner aus, fesselten und bedrohten sie. Jetzt ging die Polizei mit einem Großeinsatz gegen die mutmaßliche Bande vor. 

  • Großeinsatz unter anderem in Wesseling, Weilerswist und Erftstadt
  • Polizei nimmt 38-Jährigen in seiner Wesselinger Werkstatt fest
  • Kölner Ermittler stellen besonders kleine Mobiltelefone sicher

Der Einsatz lief am frühen Dienstagmorgen (9. Februar) an. Einsatzkräfte durchsuchten die Wohnungen von zwei Tatverdächtigen (38, 39) in Weilerswist und Erftstadt. Auch die Autowerkstatt des 38-Jährigen in Wesseling war Ziel der Razzia. Ebenso Objekte in Zülpich, Hattingen und Solingen. 

Kölner Einheit vollstreckte Haftbefehle gegen zwei Beschuldigte

Gegen die beiden Männer wurden Haftbefehle unter anderem wegen des Verdachts des bandenmäßigen Raubes vollstreckt. Die Festnahme des 38-Jährigen erfolgte in seiner Werkstatt durch Kräfte der Kölner Beweissicherungs- und Festnahmeeinheit (BFE). „Er leistete keinen Widerstand“, so ein Sprecher. Für die Suche nach Telefonkarten und digitalen Speichermedien sei ein Datenspeicherspürhund eingesetzt worden. 

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Ein Ermittler zeigt eins der sichergestellten Mini-Handys. 

Bei den Durchsuchungen wurden umfangreiche Tatkleidung, eine Schreckschusswaffe mit Munition, eine Armbrust, Schlagringe und Mobiltelefone sichergestellt. Darunter zwei besonders kleine Telefone – diese sollen die Beschuldigten für „geheime“ Absprachen genutzt haben. 

Bande mit Raubüberfälle in Köln, Bochum, Brühl und Frechen 

Die Vorwürfe gegen das Duo sind heftig. Die Männer sollen zwischen 2016 und 2019 mit sechs weiteren Beschuldigten (27 bis 56) in wechselnder Tatbeteiligung vier Raubüberfälle in Köln, Bochum, Brühl und Frechen begangen haben.

Die gefesselten Opfer wurden laut Ermittler mit Schusswaffen bedroht und genötigt, die Tresore zu öffnen oder die Zugangscodes preiszugeben. Einige der Überfallenen trugen Verletzungen, wie Prellungen, davon. Die Rentnerinnen und Rentner hatten ihren Peinigern nichts entgegenzusetzen.

Den Männern werden zudem ein versuchter Einbruch in einen Real-Markt in Erftstadt sowie ein Wohnungseinbruch in Weilerswist zur Last gelegt. Bei den Taten sollen sie Bargeld und Schmuck im Gesamtwert von mehreren hunderttausend Euro erbeutet haben. 

Als Paketboten getarnt, alte Dame in Köln-Lindenthal überwältigt

Die Ermittlungen haben ihren Ursprung in einem Kölner Fall aus dem Jahr 2017, der jetzt auch Gegenstand des Haftbefehls ist: Am Abend des 8. November 2017 klingelten zwei als Paketboten getarnte Täter bei einer alten Dame in Köln-Lindenthal und überwältigten sie an der Wohnungstür. Durch Drohung mit einer Schusswaffe erpressten sie den Zahlencode des Tresors und erbeuteten Schmuck und Bargeld.

Trotz intensiver Ermittlungsarbeit und Spurenauswertungen kamen die Ermittlungen erst zwei Jahre später den entscheidenden Schritt voran. Bei einem Kölner Ermittlungsverfahren wegen Drogenhandels, das sich gegen andere Personen richtete, ergaben sich Hinweise auf mehrere Täter, die mutmaßlich an dem Überfall vom 8. November 2017 beteiligt gewesen waren und nun (Ende 2019) einen weiteren Überfall planten.

Nach mehrwöchigen verdeckten Ermittlungen nahm eine Spezialeinheit am 4. Dezember 2019 vier Männer – darunter die beiden heute Festgenommenen – in Brühl fest, von wo aus sie zu dem Überfall starten wollten. In den Autos der Beschuldigten fanden Fahnder neben einer Schusswaffe Arbeitsanzüge, Sturmhauben, Perücken, Handschuhe, Funkgeräte, GPS-Tracker, einen Elektroschocker sowie Wechselkleidung, die einer der Festgenommenen offenbar bei früheren Überfällen getragen hatte. Im Januar 2021 verurteilte das Landgericht Köln die vier Festgenommenen zu mehrjährigen Freiheitsstrafen.

Die beiden nun verhafteten Männer aus Wesseling und Erftstadt blieben jedoch zunächst auf freiem Fuß – nicht wissend, dass die Ermittler weiter fleißig Beweise gegen sie sammelten. (iri)