Unsere Heimat KölnbergLeben wie im Hochsicherheitstrakt

Ein echtes Problemviertel: Der Kölnberg

Ein echtes Problemviertel: Der Kölnberg

Köln  – „Ich suche einen Herrn M.“, sagt der Besucher. „Und wer sind Sie?“, fragt Pförtner Manfred van der List (56). Wer am Kölnberg ins Haus „An der Fuhr 4“ will, muss erst an dem Mann mit der roten Krawatte vorbei. Er ist das „Auge“ des Kölnbergs.

Van der List sieht so ziemlich alles, wenn sein Blick auf die 58 Bildschirme in seinem kleinen Büro gerichtet ist: Eingangsräume, Hausflure, Aufzüge von drinnen, Aufzüge von draußen, Tiefgaragen. Ausgenommen sind natürlich die Privatbereiche, die hinter den Wohnungstüren beginnen. Das höchste Haus vom Kölnberg hat 27 Etagen, 260 Wohnungen, aber keine Klingeln am Eingang. Man muss schon Herrn van der List fragen.

Wenn der Pförtner auf einem Bildschirm etwas Bedrohliches sieht, spricht er in einen Lautsprecher, der zu der jeweiligen Kamera gehört. „Vor kurzem kloppten sich da zwei Typen im Delirium, reagierten nicht auf meine Worte.“ In solchen Fällen drückt er den roten Knopf, der ihn mit der Polizei in der ersten Etage verbindet. „Fünf Minuten später waren die Typen auf der Wache.“

Alles zum Thema Polizeimeldungen

Fühlen sich die Leute dadurch sicherer? „Es ist auch nicht anders hier als in der Altstadt.“1988, als die Firma SHV die Verwaltung übernahm, war die Kriminalitätsrate am Kölnberg noch viermal so hoch wie im übrigen Stadtgebiet. „Jetzt liegt sie unterhalb des Durchschnitts“, so Geschäftsführer Werner Eßer. Eine Veedel-Statistik zur Kriminalität gibt die Polizei nicht heraus. Die Zahlen sprechen sich nur herum.

Aber es gibt auch tote Winkel. Die Maler Peter K. (54) und Ottmar S. (57) kämpfen mit Pinsel und Lack gegen den bestialischen Gestank im Treppenhaus von Nummer 5. „Nachts kommen die Junkies, setzten sich ihren Schuss, schlafen hier. Alles andere machen sie auch hier.“ Der Uringestank raubt einem fast den Atem. Blutspritzer an der Wand. In den Hausfluren wird man von Chlorgeruch erschlagen. „Fragt sich, was schlimmer ist“, so Peter.

Das Treppenhaus wurde erst vor zwei Monaten frisch gestrichen. Die Kaltmiete am Kölnberg ist mit 6,50 Euro pro Quadratmeter niedrig. Aber die Nebenkosten sind immens. Schuld daran: Das ständige Streichen, die Reinigung, Müllentsorgung aus dem Fenster. Zahlen müssen sie dafür alle am Kölnberg.