Zocken erlaubtKölner empört über geöffnete Wettbuden – Pate reagiert

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In einem Wettbüro in Köln sind zwei Männer. Der Mann im hinteren Bereich trägt keine Maske, die vorgeschrieben ist. Der Mann im vorderen Bereich scheint ein Spiel auf dem Fernseher zu verfolgen. Das Foto wurde am 29. Januar 2021 aufgenommen.

von Adnan Akyüz (aa)Markus Krücken (krue)

Köln – Zocker-Stadt Köln. Das Fußball-Business läuft im Geisterspiel-Modus weiter, und die Spieler der Stadt können trotz Lockdown in Wettbüros ihre Wetten platzieren. Das gefällt freilich nicht jedem...

  • Im Lockdown haben Wettbüros als Wettannahmestelle geöffnet
  • Leser meldet sich empört beim EXPRESS
  • Kölner Betreiber erklärt Einbußen und die Lage

Leser Andreas F. meldete sich empört beim EXPRESS und schickte ein Foto mit. Darauf zu sehen: Zocker, die sich ohne Maske in einem Kölner Wettbüro tummeln und, nach seinem Eindruck, länger aufhalten als erlaubt.

Wettbüros: Kölner empört über Nichteinhaltung der Corona-Regeln 

Andreas F.: „Wie alle erdulde ich den Lockdown mit Homeoffice und Kinderbetreuung. Praktischerweise hat meine Frau als freie Journalistin Zeit für die Kinder, weil sie fast keine Aufträge bekommt, aber es ist halt Pandemie. Warum muss alles zu haben und Wettbüros machen weiter?"

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In einem Wettbüro habe er beobachtet, dass sich dort fünf Personen, davon einer ohne Maske, aufhielten. Er findet das ungerecht.

Dass Wettannahmestellen während der Corona-Pandemie geöffnet sind, ist legitim. Die Corona-Schutzverordnung NRW vom 25. Januar 2021 regelt auch diesen Bereich.

In Paragraf 10 zu Freizeit- und Vergnügungsstätten heißt es in Absatz 1a dazu: „In Wettannahmestellen, Wettbüros und so weiter ist nur die Entgegennahme der Spielscheine, Wetten und so weiter gestattet. Ein darüber hinausgehender Aufenthalt in den betreffenden Einrichtungen, etwa zum Mitverfolgen der Spiele und Veranstaltungen, auf die sich die Wetten beziehen, ist unzulässig.“ 

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In Köln gibt es laut der Fachstelle für Glücksspielsucht über 250 Spielhallen, wie hier in Köln-Mülheim.

Weiter heißt es, dass die Anzahl von gleichzeitig in den Geschäftsräumen anwesenden Kunden pro zehn Quadratmeter eine Person nicht überschreiten darf. Während also viele Betriebe schließen müssen, dürfen Wettbüros öffnen. EXPRESS fragte beim Gesundheitsministerium NRW nach, warum das so ist.

Sprecher Marko Martic erklärt auf EXPRESS-Anfrage: „Der Betrieb von Wettannahmestellen ist auf ein absolutes Minimum, lediglich die Abgabe der Wettscheine, reduziert worden. Jeglicher darüber hinausgehender Aufenthalt ist derzeit unzulässig. Damit entfällt ein wesentlicher Anreiz, den Wettvorgang in einer Filiale statt im Internet vorzunehmen. Entsprechende Kontrollen werden durch die kommunalen Ordnungsbehörden durchgeführt und bei Verstößen mit Geldbußen geahndet.“

Der Sprecher verweist auch auf ein aktuelles Urteil des Oberverwaltungsgerichts NRW. Und erklärt weiter: „Zwar waren im Jahr 2020 zwischenzeitlich Wettannahmestellen geschlossen; die aktuelle Regelung zum Betrieb von Wettannahmestellen beruht aber auf einem Hinweis des Oberverwaltungsgerichts, dem ein Untersagen des Betriebs von reinen Annahmestellen zu weit ging. Wettannahmestellen seien mit Lottoannahmestellen gleichzusetzen und einheitlich zu regeln. Vor diesem Hintergrund ist der reduzierte Betrieb der Wettannahmestellen zulässig.“

Köln: Kölner Wettpate zur Lage der Zocker-Branche im Lockdown

Doch wie stellt sich die Situation aus Sicht eines Wettpaten da? EXPRESS befragte Ufuk F., der in Köln mehrere Wettbüros in diversen Stadtteilen hat.

Er sagt mit Blick auf die Beschwerde des EXPRESS-Lesers: „Ich kann nur für meine Läden sprechen. Kunden müssen mit Maske kommen, und nur ein Kunde darf sich im Laden aufhalten. Es heißt: Einzahlen und wieder raus gehen. Das stinkt mir, dass sich viele Mitbewerber nicht dran halten, deshalb haben wir, die sich dran halten, das Nachsehen, das ärgert mich als Betreiber, der auch begrüßt, dass uns das erlaubt ist, in der Form aufzumachen.“

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Spielsüchtige verschulden sich oft, um an geld zu kommen. (Symbolfoto)

Der Wettpate beklagt selbst Einbußen und wehrt sich gegen Vergleiche mit anderen Branchen, die im Lockdown dicht haben müssen.

Ufuk F.: „Man kann es nicht mit Friseuren vergleichen, es gibt keinen Kontakt, das Einzahlen dauert 30 Sekunden. Die meisten gehen halt online und da haben wir, die Geschäfte betreiben, die A...karte.“