Köln – Stempel, Uhren, Telefone, Papiere – alles noch da. Es sieht so aus, als hätten erst gestern alle Mitarbeiter Hals über Kopf das Gebäude verlassen.

Alles was sich auf Kölner und im Umland liegenden Schienen Richtung Düren, Aachen und Neuss bewegte, wurde aus diesem kleinen Häuschen in Nähe des Hansarings gesteuert.

24 Stunden und sieben Tage die Woche an 365 Tagen war das Drucktastenstellwerk, ’Dr I’ genannt, mit mindestens drei Mitarbeitern besetzt. Seit einem Jahr ist es nur noch ein Relikt der Deutschen Bahn AG.

Die handlichen Atomuhren auf dem Schreibtisch zeugen davon, wie genau es in diesem Betrieb zugehen musste. An Werktagen wurden vom Stellwerk stündlich 28 Züge gesteuert, heute geschieht das 100 Meter weiter in einer modernen High-Tech-Stellwerkzentrale, die mit Monitoren und Kameras ausgestattet ist. Sie gehört zum Zuganbindungsbahnhof Nippes, hier enden und starten alle Personenzüge die am Hauptbahnhof starten.

S-Bahnen wie die S6 und die S12, Regionalexpresse und auch ICEs werden an dieser Stelle für ihren Dienst klar gemacht. Einen Zugang zu dem Gebiet gibt es über den Gladbacher Wall und nur mit Warnwesten, da das Stellwerk wie eine Insel zwischen den Gleisen liegt.

Die Bedienung war lange Zeit altmodisch, denn die Anlagen -Technik, um Weichen zu stellen und Signale zu geben, stammt von 1952. Sie wurde eigens von der Firma Siemens kurz nach dem Zweiten Weltkrieg konzipiert.

Doch nach 62 Jahren wurde es immer schwieriger, Ersatzteile zu bekommen. Vieles wurde auch noch per Hand gemacht: So wurden zum Beispiel bis vor kurzem noch mit einer superstarken Taschenlampe aus dem Häuschen Signale an die Lokführer auf den Rangierbahnhof gesendet.

In einem der unteren Räume piept es noch minütlich, und auch das Telefon klingelt noch überraschend. Der Umzug ist noch im Gange, deswegen ist noch nicht alles abgeschaltet.