Kölner SüdwestenNeuer Polizei-Chef: Ein Veedel macht am meisten Sorgen

Michael Plagge blickt in die Kamera, hinter ihm der Stadtplan von Köln

Michael Plagge steht am Freitag, 29. Oktober, vor dem Kölner Stadtplan. Der 46-Jährige ist der neue Leiter der Polizeiinspektion II an der Rhöndorfer Straße in Sülz. 

Polizeioberrat Michael Plagge ist der neue Chef in der Dienststelle an der Rhöndorfer Straße, zuständig für die Sicherheit von 180.000 Kölnerinnen und Kölnern. Ein Veedel muss er dabei besonders im Fokus haben.

von Jan Wördenweber (jan)

Köln. 46 Jahre alt, verheiratet, Vater eines elfjährigen Sohns. Und Fußball-Fan von Bayern München. Aber das kann Polizeioberrat Michael Plagge sofort erklären: „Ich wurde in Würzburg, geboren…“ Aber in Bayern blieb er nur kurz, die Familie hat ihre Wurzeln in Köln.

Plagge ist der neue Dienststellenleiter der Polizeiinspektion II an der Rhöndorfer Straße. Heißt: Er hat die polizeiliche Verantwortung für die Sicherheit von etwa 180.000 Kölnerinnen und Kölnern im Kölner Südwesten übernommen.

Polizei Köln: Michael Plagge neuer Chef der Polizeiinspektion II

Plagge ist erst seit wenigen Wochen in seinem neuen Job, hat zum 1. Oktober den Schreibtisch von Thomas Zobel übernommen, der zur Polizei Rheinisch Bergischen Kreis gewechselt ist.

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Doch schon jetzt ist ihm bewusst, was seine größten Herausforderungen in den kommenden Monaten sein werden. Und auch, was wohl immer so bleiben wird: „Es ist der Spagat für meine 180 Kollegen und mich, sich sowohl in sozialen Brennpunkten als auch in Millionärsgegenden zu bewegen.“ Diese Kontraste gebe es in keiner anderen Dienststelle der Polizei Köln.

Die Beamten im Kölner Südwesten haben sowohl mit jungem Publikum im Kwartier-Latäng rund um die Universität und Aachener Weiher zu tun, aber auch mit Bewohnern in sogenannten Nobel-Stadtteilen wie Lindenthal, Marienburg oder Hahnwald. „Dort gibt es auch eine ganz andere Beschwerdemacht als etwa in Meschenich“, weiß Plagge.

Luftaufnahme des Hochhaus-Komplexes am Kölnberg in Meschenich.

Der Kölnberg, hier eine Aufnahme aus dem März 2021, gilt als sozialer Brennpunkt

Meschenich – Hahnwald, größer könnten die Unterschiede in dem 70 Quadratkilometer großen Zuständigkeitsbereich nicht sein. „Hier immer die richtige Ansprache zu finden, ist nur eine Aufgabe“, sagt Plagge, der seit 1995 bei der Polizei ist. Der Kölnberg in Meschenich bereitet dem Beamten derzeit die größten Sorgen.

Köln-Meschenich: Rattenplage am Kölnberg

„Hier liegt so viel im Argen, das gar nicht von der Polizei allein gelöst werden kann oder das gar nicht in unserem Zuständigkeitsbereich liegt“, so Plagge.  Zum Beispiel die hygienischen Zustände und die Müllproblematik, die zu unfassbaren Rattenplagen geführt haben, wie EXPRESS.de bereits mehrfach berichtete.

„Der Kölnberg ist aufgrund der Hochhäuser schwer zu kontrollieren“, sagt Plagge. „Wie viele Leute wohnen tatsächlich dort?“ Die Anonymität der Nachbarschaft komme erschwerend hinzu, ebenso die sozialen Milieus vieler Bewohner. Dass gleich mehrere Immobiliengesellschaften für die Hochhäuser zuständig sind, mache die Sache nicht einfacher.

Aber der Polizeioberrat, der zuletzt drei Jahre beim Landesamt für Zentrale Polizeiliche Dienste in Duisburg tätig war, geht es an: Schon seit längerem gibt es Gespräche mit der Stadt Köln. „Die Gesamtproblematik kann nicht von einem Akteur gelöst werden“, so Plagge. „Hier sind Ordnungspartnerschaften notwendig.“ Und ein langer Atem.