Köln steht vor der Entscheidung: Berivan Aymaz (Grüne) oder Torsten Burmester (SPD)? Am Sonntag ist Stichwahl. Wo die beiden im Clinch liegen ...
Showdown in KölnAymaz gegen Burmester: 6 Knackpunkte
Aktualisiert
Jetzt wird's ernst in Köln! Am Sonntag (28. September) wählen die Kölnerinnen und Kölner ihre neue Oberbürgermeisterin oder ihren neuen Oberbürgermeister.
Im Finale stehen Berivan Aymaz (Grüne) und Torsten Burmester (SPD). Der „Kölner Stadt-Anzeiger“ hat die Positionen der Kandidatin und des Kandidaten zu den sechs heißesten Themen der Stadt gecheckt:
Verkehrs-Chaos: Tunnel oder Fahrrad-Revolution?
Streitpunkt Nummer eins: die Ost-West-Achse. Soll ein teurer Tunnel für die Bahn her oder nicht? Dazu der ewige Zoff um Parkplätze und Radwege. Klar ist nur: Beide wollen die KVB ausbauen.
Aymaz: „Der oberirdische Ausbau der Ost-West-Achse bietet fast den gleichen Mehrwert für den Verkehr, ist aber deutlich schneller, günstiger und klimafreundlicher umzusetzen.“ Sie sagt klar Nein zum Tunnel und will Köln zur „Fahrradhauptstadt“ machen. Ihr Plan: mehr sichere Radwege, Carsharing und Tempo-30-Zonen.
Burmester: „Ich bin überzeugt, dass wir auch in Köln große Projekte können. Wenn wir diese Überzeugung nicht haben, können wir den Anspruch unserer Stadt vergessen.“ Er ist für den Tunnel, um Störungen bei der Bahn zu vermeiden. Auch er will mehr Tempo 30 und autofreie Zonen, aber die Bahnen sollen nachts länger fahren.
Mieten-Wahnsinn: Wie wird Wohnen wieder bezahlbar?
Die Mieten explodieren, neue Wohnungen sind Mangelware. Eine Regelung schreibt 30 Prozent geförderte Wohnungen bei Neubauten vor, aber die Bauwirtschaft stöhnt über hohe Kosten. Und wo soll überhaupt noch gebaut werden?
Aymaz: „Bezahlbares Wohnen darf nicht der freien Marktwirtschaft überlassen bleiben. Ich setze auf 50 Prozent geförderten Wohnraum, eine neue städtische Wohnungsbaugesellschaft, die Vergabe von Flächen an Genossenschaften und gemeinwohlorientierte Projekte sowie klare Regeln gegen Zweckentfremdung.“ Sie will lieber bestehende Gebäude aufstocken als neue Flächen zu versiegeln.

Copyright: Michael Bause
Torsten Burmester und Berivan Aymaz treten am Sonntag in der Stichwahl um das Kölner OB-Amt gegeneinander an.
Burmester: „Zuständigkeiten, die heute über fünf Dezernate und eine zweistellige Zahl von Ämtern verteilt sind, müssen gebündelt werden.“ Er will Bauvorschriften lockern, um Kosten zu senken. Sein ehrgeiziges Ziel: 6000 neue Wohnungen pro Jahr, 2000 davon gefördert. Dafür plant er eine weitere städtische Wohnungsgesellschaft und will sowohl aufstocken als auch neue Gebiete bebauen.
Wirtschafts-Alarm: Droht Köln die Pleite?
Ford baut Stellen ab, die Mieten für Geschäfte steigen, und für neue Firmen ist kaum Platz. Der Stadtkasse drohen magere Jahre. Einziger Hebel für mehr Geld: die Gewerbesteuer.
Aymaz: „Ich will dafür sorgen, dass Köln eine klare Industrie- und Standortpolitik verfolgt, die nachhaltig ist, Verlässlichkeit gibt und den Menschen Respekt entgegenbringt, die hier seit Generationen arbeiten.“ Steuererhöhungen schließt sie nicht aus, um die Stadt am Laufen zu halten. Aber erstmal soll das vorhandene Geld besser ausgegeben werden.
Burmester: „Eine Erhöhung der Gewerbesteuer führt zur Abwanderung von Unternehmen aus Köln.“ Er will die Steuern nicht antasten. Stattdessen verspricht er Innovationsparks, schnelles Internet und einen „Welcome-Desk“ für Fachkräfte aus dem Ausland.
Zoff um den FC: Darf der Club im Grüngürtel bauen?
Seit elf Jahren will der 1. FC Köln am Geißbockheim wachsen – am liebsten auf die Gleueler Wiese im geschützten Grüngürtel. Die Stadt fand bisher keine Alternative. Jetzt will der FC doch wieder auf die Wiese.
Aymaz: „Gerade in einer Zeit, in der wir den Klimawandel auch in unserer Stadt so stark spüren, müssen wir klarmachen, dass diese grüne Lunge absolut geschützt bleiben muss.“ Der FC sei zwar wichtig für Köln, aber die Gleueler Wiese ist für sie tabu. Die Stadt müsse endlich Alternativen finden.
Burmester: „Die SPD hat sich von Anfang an dafür ausgesprochen, dass Trainingsplätze unter anderem auf einem Teilstück der Gleueler Wiesen zur Lösung gehören können.“ Er hofft auf eine neue Mehrheit im Rat und meint: Kunstrasenplätze könnten sogar ein „ökologisches Vorzeigeprojekt“ werden.
Müll-Problem: Wie wird Köln wieder sauber?
Die Kölnerinnen und Kölner lieben ihre Parks und Plätze, doch das bedeutet auch: Müllberge durch To-go-Verpackungen. Eine neue Verpackungssteuer ist in Arbeit.
Aymaz: „Wer seine Stadt liebt, schmeißt keinen Müll auf die Straße. Müllsünder dürfen nicht sanktionslos bleiben.“ Sie will Müllsünder mit „Müllscouts“ jagen, öfter putzen lassen, mehr Mülleimer aufstellen und ist für die Verpackungssteuer.
Burmester: „Sauberkeit darf nicht nur im Domumfeld gewährleistet sein. Auch die Bahnhöfe in den Bezirken sind oft in einem schlechten Zustand und bedürfen dringend einer Aufwertung.“ Er will höhere Strafen und mehr Personal, ist aber gegen die Verpackungssteuer. Diese sei unsozial.
Drogen und Elend: Brennpunkte entschärfen
Obdachlosigkeit und Drogensucht werden auf Kölns Straßen immer sichtbarer, besonders an Plätzen wie dem Neumarkt. Beide Kandidaten wollen mehr Drogenkonsumräume, um zu helfen.
Aymaz: „Für mich müssen Prävention, konsequente Kontrolle und soziale Unterstützung ineinandergreifen.“ Sie setzt auf Hilfe statt Verdrängung. Streetworker und Ordnungsamt sollen zusammenarbeiten, und das Projekt „Housing First“ (zuerst eine Wohnung) soll Obdachlosen helfen.
Burmester: „Unsere Stadt braucht jetzt konkrete Maßnahmen, die das Sicherheitsgefühl am Neumarkt wieder stärken und mit verbesserten Hilfsangeboten für Suchtkranke und Obdachlose verbunden sind.“ Seine Lösung: Eine City-Wache, die rund um die Uhr besetzt ist, aber auch mehr Sozialarbeit und ebenfalls „Housing First“.