KommentarDie andere Seite: Köln, wenn du nichts lernst, war Corona völlig umsonst

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An die Corona-Verordnungen halten sich mittlerweile die meisten Kölner, hier am Rheinpark in Deutz. Auch einige andere positive Aspekte sind zu bemerken.

von Thomas Werner (tw)

Köln – Corona. Schon jetzt das (Un-)Wort des Jahres 2020. Kaum jemand kann abschätzen, wie sich Köln, Deutschland und die Welt verändert haben werden, wenn die Krise vorbei ist. Aber: Ein paar „Kleinigkeiten”, die Corona in Köln hervorgebracht hat, sollte sich die Stadt und deren Menschen durchaus bewahren, meint unser Autor. Ein Kommentar.

Corona in Köln: Die Krise bringt auch Positives hervor

Es ist nicht einfach dieser Tage. Corona macht uns zu schaffen. Vor allem, weil große Teile des öffentlichen Lebens blockiert sind. Das geht an die Nerven. Vor allem denen, die mit Homeoffice und gefühlter Ausgangssperre an den sozialen Kontakten gehindert werden. Viele Themen sind sensibel, auch viele Menschen gehen nervlich auf dem Zahnfleisch.

Da tut es gut, sich auch einige positive Aspekte zu verdeutlichen, die Corona in den Menschen geweckt hat. Und die sich Köln ganz dringend behalten sollte – vor allem für die heiß ersehnte Zeit der Normalität.

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Die Freundlichkeit auf der Straße

Haben Sie es auch schon erlebt? Man geht spazieren (natürlich höchstens zu zweit) und plötzlich wird der Geh- oder Waldweg so eng, dass sich gleichzeitiges Gehen und Abstand für Sie und den Entgegenkommenden nicht mehr realisieren lassen. Freundliche Blicke, eine auffordernde Handbewegung: „Sie zuerst!” – „Sehr freundlich, vielen Dank.”

Das Ganze geht auch wortlos, denn jeder weiß um die Ausnahme-Situation. Ein Lächeln an der richtigen Stelle löst da gerade so manche heikle Situation. Schön, wenn sich dieses Verständnis für Kleinigkeiten im Alltag transportieren ließe.

Die Hilfsbereitschaft für Andere

Jeder ist sich selbst der nächste? Falsch! In Zeiten von Corona beweist Köln (bis auf die schwachsinnigen Klopapier-Hamsterer), dass es auch ganz anders geht. Einkaufs-Service für Senioren? Im Veedel kein Problem. Anerkennung und Hilfe für Pflegekräfte? Köln geht voran. Zusammenhalt? Immer gerne.

Dass davon – auch in Zeiten der Normalität – gerne geredet wird, ist nicht neu, die euphorische Umsetzung zum Teil aber schon. Wäre doch gelacht, wenn uns nur Corona zu so viel menschlicher Nähe (im übertragenen Sinne, Sie verstehen) verhelfen würde.

Zivilcourage bei Problemen in der Öffentlichkeit

Der Nachbar hat drei Freunde zum Grillen da? Oder eine Gruppe Jugendlicher sitzt am Aachener Weiher? Da fühlt sich Köln derzeit aufgerufen, den Finger zu heben. Gut so, auch wenn es manchmal schon zu sehr an „Herr Lehrer, der Klaus war es” erinnert.

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Aber: Ist es das schon? Oder können wir das auch in anderen Situationen? Gehen wir dazwischen, wenn wir Gewalt bemerken oder beobachten? Erheben wir die Stimme, wenn in der Bahn ein Dunkelhäutiger rassistisch beleidigt wird? Oder räumen wir sogar unseren Müll selber weg? Wer jetzt Klartext redet und das Richtige tut, sollte dazu auch später bereit sein, wenn der sogenannte Alltag wieder unser Begleiter ist.

Köln, neben den ganzen Schwierigkeiten machst du Corona auch mit viel positiven Aspekten ein Stück erträglicher. Ich hoffe, du lernst daraus. Sonst war die Krise am Ende vielleicht völlig umsonst.