Familienvater (†59) totEinsatz in Kölner Veedel lief aus dem Ruder – fünf Polizisten vor Gericht

Zwei Einsatzfahrzeuge der Polizei parken auf einer Straße.

In Köln-Bickendorf soll im April 2021 ein Polizeieinsatz aus dem Ruder gelaufen sein. Unser Symbolfoto zeigt einen Einsatz in Bickendorf am 29. August 2022 nach einer Messerattacke. 

Vor dem Kölner Landgericht beginnt der Prozess gegen fünf Männer, die zum Zeitpunkt der Taten als Polizisten im Einsatz waren. 

von Iris Klingelhöfer (iri)

In Gerichtsprozessen müssen Polizeikräfte meist als Zeugen aussagen – doch jetzt sitzen fünf Beamte selbst auf der Anklagebank.

Ab Donnerstag (2. November) müssen sich die Männer (26, 29, 39, 40, 42), die zum Tatzeitpunkt als Polizeibeamte tätig waren, unter anderem wegen gemeinschaftlicher gefährlicher Körperverletzung im Amt verantworten. Eine Mammut-Anklage! Nach Informationen von EXPRESS.de ist sie mehr als 40 Seiten lang.

Polizisten wird übermäßige Gewalt bei Einsatz in Bickendorf vorgeworfen

Die Angeklagten sollen am 24. April 2021 gegenüber einem Familienvater (59) in Köln-Bickendorf übermäßig Gewalt angewendet haben. Sie sollen ihn zu Boden gebracht, ihn geschlagen und getreten haben, obwohl dies weder strafrechtlich noch polizeigesetzlich gerechtfertigt war.

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Der Vorfall stand im Zusammenhang mit einer mutmaßlichen Verkehrsunfallflucht. Der 59-Jährige soll sich in den Polizeieinsatz eingemischt haben. 

Einsatz in Köln-Bickendorf: Familienvater zwei Monate später tot

Der Familienvater erlitt Rippenbrüche und musste ambulant behandelt werden, konnte das Krankenhaus aber bald wieder verlassen. Rund zwei Monate später verstarb der 59-Jährige jedoch an einer Blutvergiftung aufgrund einer Lungenentzündung.  

Der Rechtsmediziner hatte damals einen kausalen Zusammenhang zwischen der Verletzung beim Polizeieinsatz und dem Tod gesehen, berichtet der „Kölner Stadt-Anzeiger“. Jedoch hätte die Lungenentzündung möglicherweise durch eine weitere Behandlung verhindert werden können. Daher lautet die Anklage „nur“ auf gefährliche Körperverletzung und nicht auf Körperverletzung mit Todesfolge.

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Zwei der Angeklagten sind zudem wegen „Verfolgung Unschuldiger“ angeklagt. Kurz nach dem April-Einsatz sollen sie gegen den 59-jährigen Familienvater eine Strafanzeige unter anderem wegen Widerstands gegen Vollstreckungsbeamte gefertigt haben, in der sie unwahre Angaben gemacht beziehungsweise Angaben weggelassen haben sollen. 

Köln: Weiterer Vorwurf gegen einen der angeklagten Polizisten

Einer der Angeklagten muss sich zudem wegen Verletzung des Dienstgeheimnisses in vier Fällen verantworten. Die Taten sollen in den Jahren 2019 bis einschließlich 2020 passiert sein. 

Für den Prozess vor der 11. Großen Strafkammer des Kölner Landgerichts sind zehn Verhandlungstage angesetzt. Das Urteil soll am 30. November fallen.