Stich ins Herz vieler MenschenNach 30 Jahren: Kölner Therapie-Zentrum muss schließen

Ein junger Klient des Zentrums für therapeutisches Reiten in Köln Porz steht neben einem Therapiepferd.

Ein junger Klient des Zentrums für therapeutisches Reiten in Porz mit Therapiepferd Gimly.

von Carolina Bosch ()

Köln. Dieses Schicksal geht vielen Kölnern ans Herz. Am Mittwoch (30. Juni) schließt das Zentrum für therapeutisches Reiten (ZTR) in Köln-Porz Westhoven für immer. Jegliche Bemühungen, den Betrieb aufrecht zu erhalten, sind ins Leere gegangen.

„Es war eine Kette von für uns unglücklichen Entscheidungen“, erzählt Anja Reinhardt, Leiterin des ZTR im EXPRESS-Gespräch. Nach 30 Jahren soll das Zentrum abgerissen werden.

Kölner Zentrum für therapeutisches Reiten in Porz muss schließen

Der Reitstall befindet sich auf dem 46.000 Quadratmeter großen Gelände der Stollwerck-Schokoladenfabrik, das inzwischen auf verschiedene Besitzer aufgeteilt war. Ein Teil gehörte unter anderem der Stollwerck AG, ein Teil der Stadt und ein anderer kleinerer Teil gehörte der Imhoff Stiftung.

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Hans Imhoff, der Gründer der Stiftung, war es auch, der den Reitstall vor 30 Jahren erbaute und ihn als reittherapeutisches Zentrum nutzte. Bis jetzt war die Imhoff Stiftung der Geldgeber für das Zentrum und den dazugehörigen Verein.

Mit dem Verkauf der Stollwerck AG im Jahr 2002 wurde es zunehmend schwieriger für das Reitzentrum. Denn nun gehörte ein großer und wichtiger Teil des Geländes immer wieder anderen Investoren. „Wir waren auf dieses Gelände unbedingt angewiesen“, erklärt Susanne Imhoff, Vorsitzende der Stiftung. Dort befinden sich Ställe, notwendige Gerätschaften und Auslaufflächen, ohne die der Betrieb nicht fortgeführt werden könne.

Stollwerck-Gelände in Köln-Porz wurde verkauft

Im Jahr 2018 erwarb schließlich die Kölner Immobilienfirma Westhovener Grundstücksgesellschaft (WGG) das Grundstück. Ihr Plan war von Anfang an die Erweiterung des Fabrikgeländes. Weil aber noch keine konkreten Pläne bestanden, gewährte die Firma dem Reitzentrum drei Jahre Übergangszeit, erklärt Geschäftsführer Frank Stommel.

Die Zeit ist nun aber vorbei. „Ich bedauere, dass das Reitzentrum schließen muss und es zu keinem alternativen Standort gekommen ist“, betont Stommel. Dennoch stehen nun die Pläne für ein Gewerbegebiet auf dem Gelände fest.

Umzug des Reitzentrums nach Esch ist gescheitert

Der Verein des ZTR und seine Klienten können es immer noch nicht fassen. Bis zuletzt haben sich Gruppen zusammengetan, die ihn irgendwie retten wollten, erzählt Anja Reinhardt. Es habe sogar Briefe an Oberbürgermeisterin Henriette Reker persönlich gegeben, sei ihr zugetragen worden. „Es ist schade, dass es jetzt so zu Ende gehen muss.“

Einen kurzen Lichtblick hatte es für das Reitzentrum tatsächlich gegeben. Auf das Gelände des Fronhofes in Esch wollte die Imhoff Stiftung den Betrieb verlegen. Die erste Euphorie endete jedoch in harten Verhandlungen und letztendlich durch Corona. Denn die Wiese, auf der die Reithallte gebaut werden sollte, ist denkmalgeschützt. Die Lösung wäre eine vorübergehende Halle gewesen, die nach ein paar Jahren wieder abgerissen werden müsste.

Doch die Kosten sprengten das Budget der Stiftung, die wegen des Lockdowns im April vergangenen Jahres ebenfalls weniger Einnahmen, unter anderem aus dem Schokoladenmuseum, hatte. Außerdem stoppten schließlich die gesamten Verhandlungen coronabedingt, erinnert sich Susanne Imhoff. „Wir mussten irgendwann der Realität ins Auge blicken.“ Sie selbst habe auf dem Gelände lange gelebt und dort sogar als Reitlehrerin gearbeitet. „Viele haben sehr an dem Reitzentrum gehangen“, betont sie.

Die Lösung in Esch sei aus Sicht einiger Mitglieder des Vereins jedoch ohnehin keine Lösung gewesen. „Viele unserer langjährigen Klienten kommen aus der Gegend um Porz. Für sie wäre es ein großer Aufwand gewesen, in den Kölner Norden zu fahren“, gibt Anja Reinhardt zu bedenken.

Kölner Zentrum für therapeutisches Reiten: Zukunft von Klienten und Tieren gesichert

Vor Corona betreute das ZTR bis zu 180 Patienten. Die Schwerpunkte waren dabei bunt gemischt. Sie lagen von kindlicher Frühförderung über Förderschulen bis hin zu körperlichen und geistigen Behinderungen bei Kindern und Erwachsenen. „Ein paar Klienten konnten wir weitervermitteln, aber viele andere haben noch nichts neues gefunden“, bedauert Reinhardt. „Auch die Mitarbeiter brauchen eine neue Stelle.“

Für die Tiere sei zumindest gut gesorgt. „Ein paar Pferde kommen in andere Einrichtungen, andere gehen in die wohlverdiente Rente. Alle finden ein gutes neues Zuhause.“