„Die Stimmung kippt“Kitas platzen aus allen Nähten – Kölner Erzieher begehren auf

Neuer Inhalt (1)

Die Kölner Erzieherinnen und Tagesmütter sorgen sich um ihre Sicherheit in der Corona-Pandemie. Hier ein Symbolfoto von 2018.

von Madeline Jäger (mj)

Köln – Die Kölner Erzieher haben die Nase voll. „Die Eltern interessieren sich nicht für die Appelle der Landesregierung, sie schicken ihre Kinder weiterhin zu uns. Meine Kita ist rappelvoll“, empört sich eine Kölner Erzieherin gegenüber EXPRESS.

  • In Köln und Umgebung: Kitas platzen aus allen Nähten
  • Kölner Erzieher und Tagesmütter fürchten um ihre Sicherheit
  • Erzieher haben klare Forderung an Henriette Reker und die Politik

Ihr Chef hat ihr verboten mit der Presse zu sprechen, deswegen möchte sie hier nicht namentlich erwähnt werden. Doch ihr und ihren Kollegen ist klar, dass sich etwas ändern muss.

Köln: Erzieher mit Kritik an Politik und Eltern –Kitas zu voll

„Klar, es ist eine harte Zeit, auch für die Eltern – gerade mit Kindern unter drei Jahren, die man zu Hause betreuen muss, wenn man selbst auch arbeiten muss“, erklärt Erzieherin Manuela (37) gegenüber EXPRESS.

Alles zum Thema Corona

„Aber ich bin der Meinung, dass man sich in diesen Zeiten anders organisieren muss und dann zum Beispiel abends mehr arbeiten muss“, so der Wunsch von Manuela. Die Kitas seien momentan zu überlaufen, viele Eltern würden es sich in Sachen Kinderbetreuung zu leicht machen. „Es ist kein Schutz für die Erzieher da“, kritisiert die 37-Jährige.

Als Erzieherin habe sie aktuell nicht einmal die Möglichkeit, zum Beispiel eine Betreuung von 45 Stunden auf 35 Stunden zu reduzieren. „Da gibt es keine Entlastung und kein Entgegenkommen von den Eltern“, so die Erzieherin weiter.

Köln: Henriette Reker will in den nächsten sechs Wochen in Kitas und Schulen mehr testen

Am Freitagmittag (22. Januar) informierte Oberbürgermeisterin Henriette Reker als Vorsitzende des Krisenstabs über die aktuelle Corona-Lage in Köln und ging dabei auch auf die Kita-Situation ein.

Rund 10 000 Erzieherinnen, Erzieher, Tagesmütter und Tagesväter in Köln, sowie rund 2800 Lehrinnen und Lehrer an den Schulen sollen in den kommenden sechs Wochen drei Mal auf das Corona-Virus getestet werden. Dazu will die Stadt bereits ab Montag (25. Januar) Test-Teams in Kitas und Schulen, um das Personal zu testen. Man wolle den Rachenspülungstest anwenden, der angenehmer als der Abstrich sei, aber mit der PCR-Auswertung sicherer als ein Antigen-Schnelltest.

Kölner Tagesmütter und Erziehern gehen Tests nicht weit genug

Doch den Erziehern und Tagesmüttern in Köln geht das nicht weit genug. „Hier wurde nur wieder für Familien gesorgt, denn mit diesen kostenlosen Tests schützen wir ja diese – und nicht uns – dann ist es ja schon wieder zu spät“, so die Kritik der Kölner Tagesmütter Sandra Blömeke, Nina Limbach und der beiden Erzieher.

Köln: Erzieher fordern auf FFP2-Maskenpflicht bei Kinderbetreuung

Ihr gemeinsamer Wunsch: „Der Appell an Eltern muss zur Pflicht ausgeweitet werden. Wir haben zu viele Kinder in der Kita und Tagesbetreuung. Wir müssen wieder zur Betreuung der Kinder von systemrelevanten Eltern zurück. Außerdem brauchen wir eine FFP2-Maskenpflicht bei der Arbeit mit den Kindern“, so die Erziehern. 

Aktuell müssten Erzieher die Maske nur tragen, wenn sie die Kinder morgens von den Eltern entgegennehmen. In der Kita oder Betreuung würden Erzieher in der Regel keine Maske tragen, weil es hier keine Pflicht ist.

Kölner Erzieher fragen sich: „Was ist eigentlich mit uns?“

Eine Heil-und-Erziehungspflegerin aus der Region sieht die Problematik ähnlich.  Auch ihr hat man verboten, mit der Presse zu sprechen. Doch ihr ist es wichtiger, dass sich etwas ändert.

„Die Stimmung kippt so langsam, weil wir als Erzieher mit unseren Appellen bei den Eltern nicht weiterkommen. Wir kommen an unsere Grenzen und wissen nicht, wo das hinführt“, so die Heil-und Erziehungspflegerin bestürzt.

Köln: „Eltern-Erzieher-Verhältnis leidet“

„Was ist eigentlich mit uns?“ fragt sie sich. Wenn die Politik nicht bald klarere Ansagen mache, würde es dauerhaft Probleme in der Kommunikation mit den Eltern geben.

„Das Verhältnis zu den Eltern leidet, wenn alles so bleibt wie es ist. Und das darf es auf Dauer nicht“, so der Appell der Heil-und-Erziehungspflegerin.