„Was hier abgeht, ist nicht mehr normal“Kölner Tagesmütter gehen auf die Barrikaden

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Die Kölner Tagesmütter fühlen sich in der Corona-Politik vergessen und benachteiligt. Hier ein Symbolfoto von 2019.

von Madeline Jäger (mj)

Köln – Kinderbetreuung in Corona-Zeiten: Alles andere als ein „Kinderspiel.“ Davon können auch Kölner Tagesmütter ein Lied mit vielen Strophen singen.

Sie wissen aktuell nicht, wie sie ihre eigenen Kinder versorgen und gleichzeitig ihren Job ausüben sollen. „Was hier abgeht, ist nicht mehr normal“, so die Kölner Tagesmütter Sandra Blömeke (38) und Nina Limbach (36) nickt wütend. 

Kölner Tagesmütter fühlen sich vergessen: „Was ist mit Tagesmüttern, die selbst Eltern sind?“

„Als Anfang Januar die neuen Corona-Regeln verkündet wurden, hat die Politik sicher an viele Berufsgruppen gedacht, doch leider nicht an Tagesmütter, die selbst Eltern sind“, sagt Sandra Blömke im EXPRESS-Interview.

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Die Kölner Tagesmütter Sandra Blömeke (links) und Nina Limbach vor der Einrichtung: „Kleiner Diamant.“ 

Die Tagesmütter aus der Einrichtung: „Kleiner Diamant“, verschaffen ihrem Ärger Luft. 

Tagesmutter Sandra Blömeke ist selbst Mutter von zwei Kindern. Eines ist Erstklässler. Bisher hatte die Kölnerin ein Kind selbst zur Betreuung in der Schule und das andere im Kindergarten. Doch nun muss sie schauen, wie sie Homeschooling, Kinderbetreuung und ihren Job als Tagesmutter in ihrem Alltag überhaupt noch unter einen Hut bekommt.

Köln: Tagesmütter sollen Versorgung aufrechterhalten

„In der neuen Verordnung wurde kommuniziert, dass die Schulen und auch die Kindertagesstätten den Betrieb einstellen oder reduzieren müssen. Doch in unserer Berufssparte wird nicht reduziert, wir sollen weitermachen“, erklärt Limbach ratlos.

„Unsere Eltern können immer noch die volle Betreuung für ihre Kinder in Anspruch nehmen“, ergänzt die 36-Jährige.

Doch da sie ihre eigenen Kinder nicht mehr im vollen Umfang betreuen lassen können, müssen die Kölnerinnen ihre Stunden als Tagesmütter reduzieren, um ihren eigenen Kindern noch gerecht zu werden.

Kölner Tagesmütter: Finanzielle Einbußen aufgrund von Corona-Regeln

„Dann wird uns aber die Geld-Leistung gestrichen, obwohl den Eltern gleichzeitig die zu viel gezahlten Beiträge zurück erstattet werden“, so die Tagesmutter über die derzeitige Situation.

Die beiden Tagesmütter können nach den neuen Corona-Beschlüssen also nicht mehr auf ihre 40 Stunden-Woche kommen.

Mindestens 10 Stunden Betreuung und damit auch der entsprechende Verdienst würden den Tagesmüttern damit wegfallen, wie sie gegenüber EXPRESS schildern.

„10 Stunden Betreuung. Das sind etwa 1000 Euro, wohlgemerkt brutto. Denn wir sind selbstständig und haben noch Miet- und andere Unkosten zu tragen“, kritisiert Tagesmutter Sandra Blömeke.

Köln: Tagesmütter setzen sich weiterhin hohem gesundheitlichem Risiko aus

Man habe auch keine Rücklagen bilden können, weil die Betreuungs-Sätze nicht gerade hoch seien. Ein erheblicher finanzieller Einschnitt, zu dem dann auch noch der gesundheitliche Aspekt komme.

„Tagesmütter riskieren ihre Gesundheit. Wir können uns nicht gut schützen“ , sagt Nina Limbach. Eine Tatsache, die ihr große Bedenken verschaffe, weil noch nicht klar sei, wie ansteckend Kinder wirklich seien. Zudem gehört das Kind von Sandra Blömeke als Asthmatiker zur Risikogruppe.

Kölnerinnen stehen mit Behörden im Austausch

Die Kölner Tagesmütter wünschen sich, dass es nicht mehr nur den bloßen Appell für Eltern gibt, ihre Kinder selbst zu betreuen – sondern klare Regeln, wie im Frühjahr.

„Wir wären für die Notbetreuung und dass nur die Kinder systemrelevanter Eltern Anspruch auf den vollen Betreuungs-Umfang haben“, so der Wunsch der Kölnerinnen. Man stehe dazu mit dem NRW-Familienministerium und anderen Behörden im Austausch. Getan habe sich bisher nach Ansicht der Kölnerinnen nichts.