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Kölner Hooligan-ProzessStaatsanwalt fehlt, Anwalt macht Witz – dann eskaliert Streit

Hooligan_Prozess

Die Angeklagten am Donnerstag im Amtsgericht mit ihren Verteidigern Reims (l.) und Eßer.

Köln – Es war das gewohnte Bild im Kölner Justizgebäude. Der Prozess um einen Hooligan-Angriff im Amtsgericht war auf 9 Uhr angesetzt, doch Verteidiger Claus Eßer kam mal wieder zu spät: 26 Minuten, das könnte sein Negativ-Rekord sein.

Doch einer toppte selbst das: Oberstaatsanwalt Ulf Willuhn tauchte nämlich gar nicht erst auf, er hatte sich im Tag vertan. Später ging es doch los, doch unter Mitwirken des Richters und Anwalt Gottfried Reims eskalierte die Situation dann völlig.

Köln: Oberstaatsanwalt nicht da, Anwalt mit Witz

Um 10.15 Uhr startete der Prozess dann schließlich in Saal 29 des Amtsgerichts. „Ich möchte mich bei allen Beteiligten entschuldigen, ich habe mich schlichtweg im Tag vertan“, sagte Willuhn, der sich nach einem Anruf des Gerichts direkt von Zuhause aufgemacht hatte.

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Nach der Attacke auf einen Bus mit Union-Fans kontrollieren Polizeibeamte mehrere Personen und Fahrzeuge.

„Ist denn ein Staatsanwalt nicht immer um 8 Uhr im Büro?“, fragte Kult-Anwalt Eßer äußerst genüsslich mit spitzer Zunge. Willuhn dazu lächelnd: „Ich war ja immerhin sehr schnell da.“

Der Oberstaatsanwalt verlas danach die Anklage, er warf zwei jungen Männern (25, 30) vor, im August 2018 als Anhänger des 1. FC Köln nach einer Zweitliga-Partie an einem Angriff auf einen Fanbus von Union Berlin beteiligt gewesen zu sein (hier lesen Sie mehr). Die Frontscheibe des Fahrzeugs wurde durch Steinwürfe beschädigt, woraufhin Union-Fans aus dem Bus stiegen.

Eine drohende Prügelei verhinderten jedoch Polizisten. Der 25-jährige Angeklagte soll dann versucht haben, mit dem Auto, einem silbernen Opel Corsa vom Tatort im Bereich der Autobahnauffahrt zur A1 in Bocklemünd zu fliehen und dabei beinahe Polizisten überfahren haben. Dies absichtlich gemacht zu haben, stritt der Mann aber vehement ab.

Köln: Nach Richter-Kommentar platzt Anwalt der Kragen

Verteidiger Reims sagte, dass ein Polizei-Video von dem gesamten Vorfall existieren müsste, das aber nicht in den Akten zu finden sei. Er werde die Polizeibeamten dazu befragen, so Reims, was Richter Bernhard Krieg zu einer verhängnisvollen Aussage bewegte.

„Aber bitte in angemessener Lautstärke“, sagte Krieg, woraufhin Anwalt Reims wütend seinen Laptop zuklappte und lospolterte. „Was sollen diese Andeutungen“, fragte Reims, der Richter begründete diese mit Erfahrungswerten; tatsächlich nimmt Reims Polizisten gerne mal ins Kreuzverhör.

Kölner Richter und Verteidiger versöhnen sich in Rechtsgespräch

„Das ist eine unnütze Anheizerei“, rief Reims und forderte eine Unterbrechung, um einen „unaufschiebbaren Antrag“ mit seinem Mandanten besprechen zu können; offenbar wollte er den Amtsrichter als befangen ablehnen. Der für seine ruhige und besonnene Verhandlungsführung bekannte Richter Krieg schlug stattdessen ein Rechtsgespräch vor.

Die Beteiligten unterhielten sich mehr als eine halbe Stunde im Hinterzimmer des Saals, Richter Krieg erklärte danach: „Die Unstimmigkeiten zwischen Herrn Reims und mir sind geklärt worden, das war zu erwarten, da wir eigentlich immer ein gutes Verhältnis hatten.“

Vor allem wurde aber über den Fall diskutiert, schließlich drohte Reims' Mandanten Knast. Die Verhandlung sollte daraufhin zunächst ganz normal mit Zeugen weitergeführt werden – ein Urteil steht noch aus.