„Jetzt brauchen wir die Hilti“Legendäre Kölner Ecke: Wirt schmeißt alles übern Haufen

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Wirt Daniel Lucas im Einsatz: Er tobt sich gerade in der Südstadt-Bar „Coellner“ aus, malert, hämmert und sorgt für ganz speziellen Pärchen-Modus.

von Ayhan Demirci  (ade)

Köln – Die Folgen der Corona-Pandemie zehren an den Nerven der Menschen. Für viele Selbstständige wie etwa Gastronomen und Einzelhändler bedeutet der wiederholte Lockdown eine existenzielle Herausforderung. Inmitten der Krise gibt es aber auch Zeichen des Aufbruchs und der Zuversicht für die Zeit danach – nach Corona.

  1. Folgen der Corona-Pandemie zehren an den Nerven der Kölner
  2. In Köln gibt es aber auch Zeichen des Aufbruchs
  3. Zuversicht für die Zeit nach Corona

EXPRESS hat mit drei Kölnern gesprochen, die ihre Läden in dieser schwierigen Zeit völlig umkrempeln. Erster Schauplatz: die Südstadt-Bar „Coellner“ am Ubierring, wo sich früher das legendäre „Linus“ befand. Wirt Daniel Lucas (48), der das Ecklokal seit 2009 betreibt, steht inmitten einer Baustelle. Hinter ihm prangt ein Jimi-Hendrix-Porträt an der roten Wand. Natürlich bleibt das. „Aber ansonsten werden wir hier, wenn wir fertig sind, bis auf den Steinboden alles angefasst haben“, sagt Lucas.

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Daniel Lucas: „Wenn es nicht noch ein halbes Jahr dauert, werden wir überleben.“

Kölner Lockdown-Kings: Erst klein angefangen, dann weitergemacht

Und er klingt dabei sehr motiviert. „Direkt am 2. November, zu Beginn des zweiten Lockdowns, haben wir angefangen. Erst ganz klein. Aber dann kam eins zum anderen. Und irgendwann haben wir gesagt: Wir packen die Hilti aus.“ Denn sie hätten auch gemerkt: Corona hört nicht auf. Jedenfalls nicht so schnell wie gewünscht. „Also haben wir auch immer weiter gemacht.“ Etwas paradox, aber Fakt.

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So wurde die „To do“- und die „Done“-Liste immer länger: Leitungen erneuern, die rote Deckenfarbe in Anthrazit überstreichen, Wandvertäfelungen, Fensterrahmen und die Theke farblich auffrischen, Kontraste schaffen und neues Mobiliar besorgen: künftig sitzen die Gäste im „Coellner“ vorrangig im Pärchen-Modus. Statt der bisherigen Vierer- und Sechsertische, gibt es jetzt Zweierplätze, die man bei Bedarf zusammenschieben kann.

Kölner Lockdown-Kings: Optimistische Prognose fürs Lokal

Die Kosten der Investitionen seien überschaubar, der Umbau der Toiletten sei im Moment die größte Herausforderung, erklärt der Wirt und schmunzelt: „Im Keller hatte ich aus zurückliegenden Projekten noch ganz viel Material, da war ein ganzer Baumarkt drin. Jetzt ist auch der Keller schön entleert.“

Derzeit warte er auf die staatliche „Überbrückungshilfe 3“. Seine optimistische Corona-Prognose für sein Lokal: „Wenn es nicht noch ein halbes Jahr dauert, werden wir überleben.“

Kölner Lockdown-Kings: Laden komplett renoviert

Der zweite Schauplatz der kleinen Lockdown-Tour durch Köln: der seit über 50 Jahren bestehende Leder-Shop in der Ehrenstraße. Inhaber Rene Safak renoviert den Laden komplett: „Sonst wird man durch den Stillstand noch depressiv, ich will aus der Zeit was machen.“

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Rene Safak krempelt den „Leder-Shop“ in der Ehrenstraße um.

Im Rahmen der Überbrückungshilfe 3 könnten Einzelhändler auch Gelder für die digitale Umrüstung ihrer Geschäfte beantragen. Ein Online-Shop entsteht, zum Gesamtkonzept gehört der Einbau eines Bildschirms in die Ladenfront, in dem rund um die Uhr Infos zu den Produkten und ihrer Entstehung gezeigt werden.

Kölner Lockdown-Kings: Digitalisierung ganz vorn

Der dritte Schauplatz: das „Sushi Ninja“ in Ehrenfeld. Nach einem Komplett-Umbau erstrahlt das jetzt doppelt so große Lokal in neuem Glanz mit edlem, von Kölner Designern entworfenem Mobiliar.

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David Keuenhof und sein Kompagnon setzen im „Sushi Ninja“ nach der Komplett-Renovierung auf Digitalisierung.

Eine große Terrasse im Innenhof ist dazugekommen und die Fläche von zwei früheren benachbarten kleinen Läden. die integriert wurden. Das Schwarz-Weiß-Ambiente haben Inhaber David Keuenhof und sein Kompagnon erhalten.

Besonders angetan ist der Gastronom vom Digitalisierungsschub im Restaurant: „Wir haben die Bargeldzahlung komplett abgeschafft. Es gibt kein Geld mehr im Laden. Das ist sicherer, auch in Coronazeiten und wegen der Hygienebestimmungen, aber auch viel effektiver. Die Kunden zahlen mit Paypal, Applepay oder natürlich nach wie vor mit Kreditkarte.“ Das Bargeldlos-Prinzip gilt auch bei Lieferungen außer Haus.