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Nah an Angela MerkelHier sitzt ein Kölner Büttenredner im Berliner Zentrum der Macht

SingerBerlin

Bundeskanzlerin Angela Merkel (l.) bei der Regierungsbefragung im Dezember 2020. Jens Singer (roter Kreis) sitzt hinter Wolfgang Schäuble.

von Bastian Ebel (bas)

Köln – Am Dienstag (19. Januar) schaut ganz Deutschland wieder nach Berlin. Kommt der harte Lockdown wirklich? Mitten im Zentrum der Macht ist auch ein kölscher Büttenredner ...

Aber der Reihe nach: Der Deutsche Bundestag im Dezember: Bei der Regierungsbefragung in der Corona-Krise bittet Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble Kanzlerin Angela Merkel an das Mikrofon. Mittendrin im Geschehen: ein Büttenredner aus Köln, der die Berliner Republik in Zeiten der Pandemie hautnah miterlebt.

Berlin: Kölner Büttenredner arbeitet im Bundestag

„Es sind wirklich aufregende Zeiten“, sagt Jens Singer im EXPRESS-Gespräch. Als „Schofför der Kanzlerin“ kennt man den Büttenredner aus Köln. Im echten Leben ist er Parlamentsjurist im Deutschen Bundestag – und sitzt bei Parlamentsdebatten hinter dem Bundestagspräsidenten.

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In den letzten elf Jahren flog oder fuhr er an den Wochenenden von Berlin ins Rheinland, um seinem liebsten Hobby zu frönen: der Bütt. In seinem Büro 2204 im Bundestag hängt dazu immer der aktuelle Sessionsorden.

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Jens Singer alias „Schofför der Kanzlerin“ bei der Kölner Prinzenproklamation 2014.

Doch in Zeiten der Krise ist Jens Singer nachdenklich geworden. „So pendele ich zwischen zwei Welten, der des Karnevals im Rheinland und der im Berliner Regierungsviertel. Mir war immer schon bewusst, was dies für ein Privileg ist, aber noch nie so, wie seit Ausbruch der Pandemie“, so Singer.

Berlin: Büttenredner über Macht, Corona und Karneval

„Für uns Büttenredner ist es ein leichtes, diese schlichten Sichtweisen auf die Berliner Politik zu bedienen und damit noch zu verstärken. Politikverachtung funktioniert in der Bütt. Es ist der ganz billige Weg zum Lacher.“ Doch er ist vorsichtiger geworden: „Nur, was richtet man damit eigentlich an? Wer autoritäre Kräfte befeuert, darf sich nicht wundern, wenn genau von diesen die Freiheit des Redners als erstes einkassiert wird.“

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Im echten Leben ist Büttenredner Jens Singer Justiziar im Deutschen Bundestag.

Jens Singer ist auch für derbe Lacher als angeblicher Fahrer der Kanzlerin bekannt. Aber auch ihn machen manche Verschwörungstheorien rund um die Corona-Krise fassungslos.

„Häufig genug stoße ich auch auf bequeme Politikverachtung und ein paar Vorurteile, mit denen dann meinungsstark geholzt wird“, erklärt er. „Natürlich spielt auch der Blick auf Wahlchancen und das Image eine Rolle. Aber die meisten hier im Regierungsviertel sind engagiert, Leben zu schützen und das Land gut durch diese Krise zu bringen. Was für eine abstruse Vorstellung, dass Angela Merkel im Kanzleramt sitzt und überlegt, wie sie mit autoritären Maßnahmen die Leute triezen kann.“

Berlin: Kölner Büttenredner verteidigt Regierung in Corona-Krise

Auch wenn Humor Jens Singers Rezept ist, so versteht er sich in Berlin auch als ernsthafter Brückenbauer zum Rheinland. „Leider ist auch im Regierungsviertel kaum bekannt, wie der kölsche Karneval funktioniert und der Umzug von Bonn nach Berlin hat in den Ministerien das Verständnis für den Karneval nicht gerade verstärkt. Ich stoße hier immer wieder auf eine diffuse Vorstellung von Sauferei und Fremdgehen im Kostüm.“ Wenn der Fastelovend falsch interpretiert wird, kennt Singer nämlich keinen Spaß und haut auch entschieden dazwischen.

OrdenJensSinger

Tradition: Am Büroschild Singers im Deutschen Bundestag hängt immer der Sessionsorden.

„Da wird uns rigoroser Hedonismus und eine mangelnde Ernsthaftigkeit unterstellt, ohne Kenntnis vom sozialen und karitativen Engagement des Karnevals oder seiner wirtschaftlichen Bedeutung.“ Und: „Auch wenn ich beispielsweise von der Blindensitzung erzähle oder was eine Rosenmontagszugteilnahme kostet, ernte ich in Berlin ungläubige Blicke. Da fehlt nicht viel und die Kollegen schicken einen zum Amtsarzt.“

Seine Rolle in Berlin bleibt – seine Rolle als Büttenredner auch. „Klar, wäre mehr Karneval ohne die berufliche Verpflichtung in Berlin möglich und reizvoll gewesen. Aber ich bin gerne Jurist. Mir macht es Freude und es gibt meinen Leben einen Sinn, an unserer Demokratie mitzuwirken.“ Und manchmal eben auch daran, dass die Berliner uns Kölsche ein bisschen besser verstehen.