+++ EILMELDUNG +++ Entscheidung ist gefallen Deutschland bekommt einen neuen jährlichen Gedenktag

+++ EILMELDUNG +++ Entscheidung ist gefallen Deutschland bekommt einen neuen jährlichen Gedenktag

Kölner Bürgerhaus zuRentner Peter trauert um die „Mütze“ – 40 Mitarbeiter gekündigt

demo_schließung_bürgerhaus_mütze_06_11_2020 (6)

Peter Müller findet die Schließung des Bürgerhauses, dessen Angebote er häufig genutzt hat, nicht gut. 

von Adnan Akyüz (aa)

Köln – Das über 30 Jahre alte Kölner Bürgerhaus „Mütze“ an der Berliner Straße in Mülheim hat seine Pforten geschlossen. Die Anlaufstelle für Menschen mit Behinderung und sozial Schwache soll saniert werden, was drei Jahre dauern soll. Aus diesem Grund wurde aber auch der Trägervertrag mit dem Verein und 40 Mitarbeitern gekündigt.

Vorstand und Mitarbeiter schieben sich gegenseitig die Schuld zu. Am Freitag (6. November) kam es nun zur Demo, bei der sich die Mitarbeiter für den Erhalt der „Mütze“ einsetzten.

Es ist ein Streit, bei dessen Ende die Schwachen das Nachsehen haben. Die „Mütze“, offiziell Mülheimer Selbsthilfe Teestube e.V,, wurde Anfang der 1980er Jahre von Menschen mit Behinderungen gegründet. Neben dem Café und dem angrenzenden Park war die Mütze Anlaufstelle für Menschen mit Behinderungen, sozial Schwache, Migranten oder auch Frauen, die etwa von Gewalt bedroht waren.

Alles zum Thema BAP

Auch gab es eine Poststelle für Obdachlose und einen Umsonst-Laden sowie ein Second-Hand-Möbellager. Einige soziale Angebote sollen während der Sanierung weiter angeboten werden. Zurzeit gibt es etwa telefonische Beratungen.

demo_schließung_bürgerhaus_mütze_06_11_2020 (1)

Heinz W. ist seit der Gründung des Bürgerhauses „Mütze“ in Köln-Mülheim dort ehrenamtlich tätig.

Heinz W. (60) ist schon seit der Gründung ehrenamtlich tätig in der „Mütze“. Er sagt: „Der Vorstand versucht, das ganze Projekt gegen die Wand zu fahren. Das war hier früher eine Tankstelle, die von uns besetzt wurde. Wir haben uns untereinander und anderen Menschen immer geholfen.“ Zur Gründungsfeier ist sogar BAP damals dort aufgetreten.

demo_schließung_bürgerhaus_mütze_06_11_2020 (5)

Zu der Demo für den Erhalt der „Mütze“ sind um die 100 Teilnehmer gekommen. Die Polizei sperrte die Berliner Straße für die Dauer der Demo.

Seit Jahren herrscht aber Streit in der Mütze. Der Mitarbeiter und Betriebsratsvorsitzende des Vereins, Hans Leiseifer (58), erklärt: „Die Mütze soll wegen der Sanierung drei Jahre schließen. Als das bekannt wurde, hat man uns 40 Mitarbeitern zum Ende des Jahres gekündigt. Zuerst hieß es, dass es eine Teilschließung geben könnte und wir den Betrieb noch aufrechterhalten können. Dann hat uns die Stadt ohne eine Begründung gekündigt.“

demo_schließung_bürgerhaus_mütze_06_11_2020 (4)

Der Betriebsratsvorsitzende des Vereins, Hans Leiseifer (58), informierte Kollegen und Freunde des Vereins über den aktuellen Stand.

Wie er sind auch die die rund 100 Teilnehmer der Demo sauer auf den Vorstand des Vereins. Die Streitigkeiten im Verein, etwa dass es keine festen Ansprechpartner für die Sanierungsphase gibt, seien für die Stadt Grund zur Kündigung gewesen.

Kölner Bürgerhaus „Mütze“: 40 Mitarbeiter gekündigt

Doch die Stadt hat dem Verein nicht gekündigt, wie Stadtsprecherin Simone Winkelhog auf EXPRESS-Anfrage erklärt: „Der Vereinsvorstand hat selbst den Vorschlag gemacht, den Trägervertrag zu kündigen. In gegenseitigem Einvernehmen wurde der Vertrag zum 5. Dezember gekündigt.“

demo_schließung_bürgerhaus_mütze_06_11_2020 (3)

Die kommissarischen Vorstandsmitglieder des Vereins, Elke Gottschalk und Wolfgang Bergmann, kamen auch zu der Kundgebung in Mülheim.

Zu der Demo waren auch die kommissarischen Vorstandsmitglieder Wolfgang Bergmann und Elke Gottschalk gekommen. Bergmann erklärt, dass er und die vier Vorstandsmitglieder der Stadt nahegelegt haben, dass sie geschlossen zurücktreten werden.

demo_schließung_bürgerhaus_mütze_06_11_2020 (2)

„Arme, Alte und Migranten belogen und betrogen von den alten Vorstands-Tanten“, steht auf einem der Plakate bei der Demo für den Erhalt des Bügerhauses „Mütze“ an der Berliner Straße in Köln-Mülheim.

Warum, erklärt er so: „Wir suchen seit drei Jahren einen neuen Vorstand. Die Stadt hat uns die Auflagen gemacht, dass wir einen Geschäftsführer, eine neue Satzung, Tarifbezahlung und einen neuen Vorstand einführen sollen. Diejenigen, die jetzt demonstrieren, sind nie zu den Mitgliederversammlungen gekommen, damit ein neuer Vorstand gewählt werden kann.“

Bergmann sagt zudem, dass ohnehin einem Großteil der Mitarbeiter gekündigt werden müsste, weil viele Angebote während der Sanierung nicht angeboten werden können. Im letzten Jahr habe der Verein einen Umsatz von 1,2 Millionen Euro gemacht. Laut Bergmann haben sich drei Vereine beworben, die Mütze während der Sanierung als Träger zu übernehmen.

Köln: „Mütze" in Mülheim muss schließen

Peter Müller (64) ist einer der Menschen, die diese Angebote bei der „Mütze“ in Anspruch genommen haben. Der Senior, der gegenüber des Bürgerhauses wohnt, sagt: „Mir wurde da immer geholfen, egal was war. Ich bin gehbehindert, und die Mitarbeiter haben mir bei allen Problemen zur Seite gestanden. Immer, wenn ich Hilfe benötigte habe, bin ich rüber. Ich bin auch wöchentlich zur Tafel und auch zur Kleiderkammer, wo man sich Anziehsachen aussuchen konnte. Das war nicht nur für mich eine wichtige und große Stütze hier im Veedel. Blöd, dass es das jetzt nicht mehr geben soll.“