Heldentat geglücktKölner (39) rettet Frau im Bahnhof: „Ich konnte das nicht geschehen lassen“

Tolga Özgül steht vor einem See und blickt für ein Selfie in die Kamera.

Tolga Özgül rettete eine Frau am 17. Dezember 2022 vor zwei anderen Männern.

Der 39-Jährige könnte für seine Heldentat jetzt sogar ausgezeichnet werden.

von Thomas Werner (tw)

Wenn Tolga Özgül über den 17. Dezember 2022 spricht, spürt man noch immer, wie das Adrenalin in ihm aufsteigt. „Ich konnte das nicht einfach geschehen lassen“, sagt der 39-Jährige gegenüber EXPRESS.de, der an diesem Tag eine Frau womöglich vor einer Vergewaltigung durch zwei Männer bewahrte.

Özgül, Service-Mitarbeiter der Deutschen Bahn im Flughafen-Bahnhof in Düsseldorf, fällt an dem Tag bei seinem Kontrollgang gegen 16 Uhr in einer verlassenen Ecke die verängstigte junge Frau auf, die von zwei Männern bedrängt und belästigt wird. „Einer hat ihr an die Brüste gefasst, der andere an den Po“, so der Kölner, der mit seiner Familie in Ehrenfeld wohnt.

Kölner rettet Frau im Flughafen-Bahnhof in Düsseldorf vor zwei Männern

Die Frau, wie sich später herausstellt, eine junge Touristin aus Taiwan, ist in Schockstarre, bewegt sich nicht, wehrt sich nicht, schreit nicht. Auch, als einer der Männer ihr die Hose öffnen will. Erst als Özgül sie – zunächst auf Deutsch, dann auf Englisch – anspricht, bricht sie in Tränen aus. Die Männer lassen von ihr ab.

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Özgül täuscht einen schnellen Anruf bei der Polizei vor, um die Täter zu vertreiben. „Ich habe versucht, die Täter in Panik zu versetzen. Die beiden waren mir körperlich überlegen. Wenn sie auch auf mich losgegangen wären, hätte ich keine Chance gehabt“, sagt er drei Monate später zu EXPRESS.de.

Seine spontane Taktik hat Erfolg: Die Männer, etwa Mitte 40, flüchten, werden aber später von der Bundespolizei festgenommen. „Ich bin der Meinung, es wäre eine Vergewaltigung geworden“, sagt Özgül.

Später meldet sich die Frau aus Taiwan per E-Mail bei der DB, bezeichnet den Kölner (u.a. Schriftführer bei der Gewerkschaft GDL und im Betriebsrat) als „Helden“.

„Ich habe auch gemerkt, dass vielen Menschen alles egal ist“

„Ich bin stolz darauf, aber ich würde das immer wieder machen“, so der 39-Jährige, der aber auch nachdenkliche Töne anschlägt. „Ich habe auch gemerkt, dass vielen Menschen alles egal ist. Da sind Personen auch vorbeigegangen und wollten nicht helfen.“

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Helfen liegt Özgül quasi im Blut. Die Kölner Hilfsorganisation „Merhaba & Mahlzeit“ ist aus seiner Initiative entstanden. Heute fungiert er als Bundesvorstandsvorsitzender. Die Organisation führt Hilfsprojekte in vielen Ländern durch, seit dem verheerenden Erdbeben am 6. Februar auch in der Türkei und Syrien.

Innerhalb der DB ist Özgül für den Publikumspreis „Eisenbahner mit Herz“ nominiert. Ausgezeichnet werden DB-Mitarbeitende, „die mit ihrem außergewöhnlichen Einsatz für die Reisenden da sind“, wie es heißt.

Noch bis zum 31. März können Interessierte für Özgül (oder einige andere Kandidatinnen und Kandidaten aus NRW) abstimmen.  Am 4. Mai verkündet eine Jury, wer den Preis erhält. So oder so: Tolga Özgül hat schon jetzt gewonnen – mit Zivilcourage, von der sich viele Menschen eine Scheibe abschneiden können.