FC, Currywurst, Hochzeits-DJTop-TV-Anwalt: Meine kuriosesten Kölner Corona-Fälle

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Star-Anwalt Christian Solmecke

von Markus Krücken (krue)

Köln – Er ist im TV immer wieder gefragter Experte, in sämtlichen Sparten juristisch versiert und so etwas wie der Perry Mason von Kölle.

Die Rede ist von Top-Anwalt Christian Solmecke, der nun in der Zeit der Corona-Krise mehr denn je gefragt ist.

Auch der Alltag eines Juristen ändert sich momentan, neue Fälle und Szenarien kommen auf ihn zu. Wir haben mit ihm über sein Leben als Corona-Anwalt gesprochen.

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Gibt es kuriose aktuelle Fälle?

Solmecke: Wir erhalten derzeit täglich hunderte von Mails.

Da sind selbstverständlich auch kuriose Anfragen dabei, die einen trotz Krise schmunzeln lassen.

Haben Sie da Beispiele?

Solmecke: DJ plant Hochzeitverlegung: Der Herr ist DJ in der Hochzeitsbranche und hat jetzt Absagen wegen Corona bekommen. Da sorgt er sich natürlich um seine Finanzen.

Was tut der DJ von heute? Er schlägt einen alternativen Hochzeitstermin vor, an dem er noch keinen Gig hat. Logisch! Doch da hatte er offenbar die Rechnung ohne das Brautpaar gemacht, denn dieses will – oh Wunder  – die Anzahlungen zurück haben. Der DJ richtete an uns vertragsrechtliche Fragen.

Dann geht es um Krankmeldungen: Zu den vorbeugenden Krankmeldungen haben wir schon frühzeitig einige Anfragen erhalten. Zu diesem Zeitpunkt war das Virus noch nicht nach Europa geschwappt, sondern fand als Meldung höchstens in den Nachrichten kurz statt. Hier überlegte unter anderem ein Diabetiker - wer will es ihm verübeln - ob er vom Arbeitgeber Ärger bekäme, wenn er sich vorsichtshalber krankschreiben ließe. Man weiß ja nie. Sicher ist sicher. Und aus heutiger Sicht hatte er nahezu hellseherische Fähigkeiten. 

Gibt es noch mehr?

Solmecke: Häusliche Gewalt und blaue Augen: Ein Herr dachte schon vor Ausgangsbeschränkungen und Kontaktverbot an die unmittelbaren Folgen, insbesondere die offenbar bereits programmierten ehelichen Streitigkeiten.

Schließlich blieben ja auch Streitigkeiten je nach Wohnungsgröße mehr oder weniger nicht aus.

Vom Gesetz her könne man dann ja auch nicht einfach die Wohnung verlassen, so seine juristisch „geschulte“ Vermutung. Die Konsequenz der Ausgangssperre stellte sich für ihn wie folgt dar: „Wenn das dann richtig ausufert, die Klamotten aus dem Fenster fliegen, beide schon blaue Augen haben - womit er wohl nicht die von Geburt an gemeinte Augenfarbe meint - und die Polizei mehrmals kommt: Was machen die Polizisten dann eigentlich, denn die können einen ja bei Ausgangssperre und Co. nicht einfach der Wohnung verweisen, wie es sonst gemacht wird.

In Zeiten von Corona ist auch eine Currywurst Thema: Die Currywurst ist zwar eher eine Randgeschichte. Doch es zeigt, dass trotz Corona-Krise auch noch ganz profane Dinge relevant sind. Als ein Mann sich – das Coronavirus grassierte bereits – am oder in der Nähe seines heimatlichen Grills befand, stürzte ihm nach eigener Aussage zielgenau eine Currywurst auf den Kopf (was wohl nicht dem Coronavirus geschuldet war). Woher die Wurst kam, ob sie geworfen wurde oder ein Wink des Himmels war, kann nicht gesagt werden.

Was aber gesagt werden kann ist, dass der durch den offenbar wuchtigen Currywurst-Aufprall (Wursthersteller übrigens unbekannt) getroffene Schädel äußerst schmerzhaft auf die nahestehende Bierbank aufschlug. Das Ergebnis war eine Platzwunde, ein abgebrochener Zahn und ein abendlicher Krankenhausbesuch – und eine Currywurst weniger.

Was sind ansonsten die häufigsten Mandantenthemen in der Corona-Krise?

Solmecke: Interessanterweise wandeln sich diese Themen derzeit von Tag zu Tag und teils gar stündlich. Am Anfang war die häufigste Fragestellung, ob FC-Tickets erstattet werden, wenn nur noch Geisterspiele oder überhaupt keine Spiele mehr stattfinden.

Danach interessierte die Menschen insbesondere, ob ihre Urlaube kurzfristig storniert werden können. Doch schon wenige Tage später verschärfte sich die Situation und wir merkten durch unzählige Anfragen, dass die rechtlichen Probleme und Fragestellungen wesentlich ernster wurden.

Plötzlich schienen die Fragen von einigen Tagen zuvor nahezu banal im Verhältnis zur sich immer mehr verschärfenden Corona-Lage. Fragen wie zur Erstattung von Fußball-Tickets wurden gänzlich zur Nebensache. Nun geht es seit einigen Tagen um absolut essenzielle Dinge wie anstehende Mietzahlungen, das Bedienen von Darlehen oder die Existenz des eigenen Arbeitsplatzes.

Zunehmend melden sich auch Unternehmen bei uns, die Rat in Bezug auf die Beantragung von Kurzarbeitergeld benötigen.

Nun hat der Bundestag ein Gesetz verabschiedet, dass Verbraucher ab sofort bei Dauerschuldverhältnissen ein Leistungsverweigerungsrecht haben. Auch hierzu erhalten wir derzeit viele Anfragen.

Wie hat sich das Alltagsleben als Anwalt verändert , Gerichts-Termine fallen ja aus?

Solmecke: Tatsächlich hat sich der Alltag schon ziemlich heftig verändert. Von unseren 70 Mitarbeitern arbeiten jetzt fast alle im Homeoffice. Nur noch der Scan der täglichen Post muss vor Ort erledigt werden. Den gesamten Rest haben wir in Windeseile digital umgestellt.

Christian Solmecke: Die Digitalisierung wird durch Corona vorangetrieben

Die regelmäßigen Team-Meetings in unseren Besprechungsräumen, bei denen wir die wichtigsten Dinge besprechen, finden jetzt bei Slack, Skype sowie Microsoft-Teams statt. Die Mandantengespräche führen wir jetzt auch über Skype. Aktuell kommt (verständlicherweise) kein Mandant mehr bei uns in der Kanzlei vorbei.

Damit ist der Krise auch etwas Gutes abzugewinnen: Die Digitalisierung wurde dadurch zumindest in Windeseile voran getrieben.

Gibt es in diesem Fall der Pandemie unklare Rechtsfragen ?

Somecke: Die Regierung erlässt aktuell nahezu täglich neue Gesetze. Diese wurden aufgrund der sich rasant verändernden Lage mit sehr heißer Nadel gestrickt und werfen noch viele Folgefragen auf.

So ist es bis jetzt beispielsweise rechtlich nicht geklärt, ob die weitreichenden Quarantäne-Maßnahmen, die wir erlebt haben, überhaupt mit unserem Grundgesetz vereinbar sind. Spannend wird auch sein, wie die neuen Regelungen zur Stundung von Verbraucherkrediten oder dem Aufschub von Mietzahlungen juristisch zu werten sind.

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Ich kann mir vorstellen, dass etliche Handlungen diesbezüglich noch ein Nachspiel vor Gericht haben werden.