Wohnraum wird immer weniger. Der Kölner Haus- und Grundbesitzerverein warnt vor drastischen Auswirkungen.
Kehrtwende gefordertWohnraumkrise immer schlimmer: „Sonst verspielt Köln seine Zukunft“

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Wohnhäuser in Köln-Ehrenfeld: Wohnraum wird immer knapper, die Mieten steigen immer weiter. Begehrte Lagen wie diese sind kaum noch bezahlbar.
Der dramatische Einbruch beim Wohnungsbau in Köln ist mehr als ein statistisches Alarmsignal – er ist das Resultat einer jahrzehntelangen verschlafenen und verfehlten Wohnungsbaupolitik.
Mit diesen drastischen Worten kritisiert der Kölner Haus- und Grundbesitzerverein die Lage.
Köln: Haus- und Grundbesitzerverein fordert Maßnahmen gegen Wohnraumkrise
Mit nur 1819 fertiggestellten Wohnungen im Jahr 2024 verzeichnet die Stadt den niedrigsten Stand seit 1990. Gleichzeitig wächst in Köln der sogenannte Bauüberhang auf über 10.000 Einheiten. Das sind genehmigte Wohnungen, von denen aber niemand weiß, ob sie tatsächlich bei den hohen Baukosten und Auflagen irgendwann realisiert werden.
„Die Wohnraumkrise spitzt sich zu – und die Stadtverwaltung hat noch immer keine Antwort“, so der Verein. „Der historische Tiefstand der in Köln 2024 gebauten Wohnungen ist eine erschreckende Tatsache, kann aber nicht allein auf die allgemeine Baukrise im Land geschoben werden“, sagt Anton Bausinger, Vorstandsvorsitzender des Kölner Haus- und Grundbesitzervereins: „Es gibt effektive Stellschrauben, die die Stadt anwenden kann. Prozesse bei Bauzulassungen müssen verschlankt und überzogene Bauvorgaben – wie etwa der EFH-40-Standard oder die Trittschalldämmung für Balkone – gestrichen werden.“
Der Haus- und Grundbesitzerverein erinnert daran, dass er seit Jahren eindringlich gewarnt und konkrete Lösungsvorschläge unterbreitet habe – ohne Gehör bei Politik und Verwaltung zu finden.
Bereits 2017 bekannte sich die Stadt im Rahmen des Wohnbündnisses zu 6000 neuen Wohnungen jährlich. 2024 wurde davon nicht einmal ein Drittel erreicht. „Wir erleben die Folgen hautnah: Familien mit Kindern ziehen ins Umland, weil sie in Köln weder Platz noch Perspektive finden. Mit ihnen verliert die Stadt das Rückgrat ihrer Zukunft – die einkommensstarken Steuerzahlerinnen und -zahler, die soziale Balance und ihre demografische Vielfalt“, warnt Bausinger.
„Die Stadt Köln setzt nahezu ausschließlich auf Innenverdichtung – ein Irrweg. Sie führt zu immer höheren Baukosten, sozialen Konflikten in bereits belasteten Vierteln und ökologisch fragwürdigen Kompromissen“, kritisiert Bausinger weiter.
Der Kölner Haus- und Grundbesitzerverein fordert deshalb mit Nachdruck:
- Eine offensive Ausweisung neuer Bauflächen im Außenbereich, insbesondere im Rahmen des kommenden Regionalplans.
- Ein klares politisches Bekenntnis zum Neubau – auch jenseits ideologischer Barrieren.
- Einen echten Masterplan Wohnen, der über das bestehende Stadtentwicklungskonzept hinausgeht.
Sucht ihr auch schon seit Monaten oder sogar Jahren nach einer bezahlbaren Wohnung in Köln? Schreibt uns Eure Erfahrungen!
„Wer glaubt, die Wohnraumkrise mit Repressalien, Nachverdichtung und utopischen Standards lösen zu können, betreibt Realitätsverweigerung“, kritisiert Bausinger. „Wenn die Politik jetzt nicht handelt, wird Köln weiter an Familien, Fachkräften und sozialem Zusammenhalt verlieren.“
Der Kölner Haus- und Grundbesitzerverein fordert deshalb alle Parteien auf, sich im Vorfeld der Kommunalwahl unmissverständlich für eine Kehrtwende in der Wohnungsbaupolitik auszusprechen: „Worte reichen nicht mehr – jetzt braucht es Entscheidungen. Sonst verspielt Köln seine Zukunft.“ (red)