Er tourte mit Udo LindenbergKölner muss in der Not Job wechseln: Jetzt Hausmeister

Neuer Inhalt (1)

Friedel Brenner ist Tontechniker mit Leib und Seele. Er tourte bereits mit Udo Lindenberg und Heino. 

Köln – Die verkorkste Karnevals-Session macht nicht nur den Kölner Jecken einen Strich durch die Rechnung. Viel mehr noch sind die zahlreichen Veranstaltungstechniker betroffen, die den Fastelovend mit ihrer Arbeit hinter den Kulissen erst möglich machen. Seit Monaten steht eine gesamte Branche still – die Kassen sind dementsprechend leer.

  • Mega-Benefiz-Konzert in der Lanxess Arena soll Veranstaltungsbranche helfen
  • Kölner Tontechniker Friedel Brenner betroffen
  • Der Kölner schrieb im März 2020 seine letzte Rechnung

Nun soll ein großes Benefiz-Konzert in der Lanxess-Arena Abhilfe schaffen und den gebeutelten Kölner Karnevals-Künstlern, Tontechnikern, Bühnenbauern und Dekorateuren zugutekommen. Es ist die bis dato größte Spenden-Aktion im Kölner Karneval.

Köln: Tontechniker schrieb im März letzte Rechnung

Friedel Brenner tourte als Tontechniker schon mit Musik-Größen wie Udo Lindenberg und Heino. Vor einiger Zeit hatte Brenner dem Tour-Leben aber den Rücken gekehrt und entschied sich, der Familie zuliebe für den Kölner Karneval.

Alles zum Thema Corona

„Dann konnte man wenigstens jeden Abend im eigenen Bett schlafen“, sagt der Ton-Spezialist dem EXPRESS.

Seit einigen Jahren betreut der Freiberufler die Tontechnik von Micky Brühl – doch seit März muss seine Arbeit wegen der Corona-Pandemie ruhen.

„Der Kontakt zu Freunden und Bekannten fehlt einfach. Man begegnet den Menschen nur noch auf Distanz, man winkt dann halt, aber mehr auch nicht. Aber ein Bierchen trinken oder gemeinsam Essen ist einfach nicht drin. Ich habe so ein gewisses Alter erreicht, wo ich so langsam auf mich aufpassen muss, man igelt sich da vielleicht ein Stück weit ein“, sagt Brenner.

Die Pandemie habe seiner Branche den Stecker gezogen.

„Corona hatte verheerende Auswirkungen auf die Veranstaltungsbranche. Meistens wird ja nur die Gastronomie zitiert, aber die haben ja zwischendurch auch mal arbeiten dürfen. Wir sind seit dem ersten Lockdown im vergangenen Jahr kalt gestellt. Selbst im Sommer gab es ja keine Events. Meine letzte Rechnung schrieb ich im März 2020. Die Branche dünnt einfach aus, viele Kollegen werden nicht mehr da sein, wenn es wieder losgeht.“

Köln: Friedel Brenner hielt sich mit Nebentätigkeiten über Wasser

Ohne Geld kann man nicht leben, deshalb suchte Brenner alternative Einnahme-Möglichkeiten, um sich in der veranstaltungsfreien Zeit über Wasser halten zu können – so gut es denn eben geht.

„Ich habe mich mit kleineren Arbeiten abgesichert. Ich habe, soweit es natürlich möglich war, bei einem Elektrobetrieb geholfen und zudem eine Hausmeister-Stelle angenommen. So hat man einfach versucht sich durchzuschlagen“, erklärte der passionierte Ton-Fachmann.

Auch der Staat sei ihm zur Hilfe gekommen. Allerdings solle man diese Unterstützung mit Vorsicht genießen.

„Es gab natürlich die Unterstützung des Staates. Die erste Hilfe belief sich auf 9000 Euro. Wir müssen es aber komplett zurückzahlen oder zumindest einen Teil. Die gesamte Branche hofft, dass da vielleicht ein Stück weit eingelenkt wird.“

Köln: Benefiz-Konzert in Lanxess-Arena wichtig für Branche

„Das Benefiz-Konzert ist für die gesamte Branche extrem wichtig. Oftmals sehen die Menschen nur den Künstler, der auf der Bühne steht – und das ist ja auch völlig in Ordnung. Aber hinter diesem Künstler stehen unzählige Helfer, die das Ganze erst möglich machen“, sagt Brenner.

Köln: Benefiz-Erlöse werden nach Bedarf verteilt

Aber wie wird der gesammelte Betrag eigentlich verteilt? Bekommen die Künstler mehr als die Veranstaltungstechniker? 

„Die Verteilung des gesammelten Geldes wird nach Bedarf entschieden. Wenn dieser bei Tanzgruppen größer ist als bei Künstlern oder Roadies, dann wird es dementsprechend zugeteilt“, erklärt der Pressesprecher des Kölner Festkomitees Michael Kramp.

Der Anteil werde sich im Nachhinein von Gruppierung zu Gruppierung unterscheiden, aber das habe dann damit zu tun, dass der Bedarf unterschiedlich groß gewesen sei.

„Wenn sich beispielsweise 50 Techniker melden und nur drei Tanzgruppen, werden die Tanzgruppen natürlich unter dem Strich weniger erhalten als die Techniker, denn dort war der Bedarf größer“, so Kramp weiter.

Köln: Corona-Pandemie setzt auch Dekorateuren übel zu

Auch dem Kölner Dekorateur Till Andreas hat der Lockdown übel in die Karten gespielt.

„Wir haben am 28. Februar 2020 eine Veranstaltung aufgebaut und mussten sie dann vor dem eigentlichen Start wieder abbauen. Seitdem fahren irgendetwas zwischen 92 Prozent und 100 Prozent Verlust“, sagt Andreas im EXPRESS-Gespräch.

Zu allem Überfluss erkrankte Andreas im März selbst an Covid-19 – mit den Folgen hat er teilweise noch heute zu kämpfen.

„Ich leider teilweise immer noch unter Luftproblemen oder Kopfschmerzen.“

Vor Corona habe er zwölf Mitarbeiter beschäftigt – mittlerweile sei das nicht mehr so: „Wir haben uns personaltechnisch fast um die Hälfte reduziert. Wobei sich alle Betroffenen selber dazu entschieden haben, den Betrieb zu verlassen, um somit die Branche wechseln zu können. Wir mussten also niemanden entlassen.“

Seitdem lebt er von Reserven: Sein Dekorations-Unternehmen Goldhut habe vor der Pandemie jahrelang zahlreiche Aufträge an Land ziehen können.

„Weil wir vorher gut gearbeitet haben, können wir aktuell von unserem Erspartem leben. Allerdings geht das dann halt von der Rente ab, das muss man ganz klar sagen.“ 

Köln: Spendenkonto der Benefiz-Aktion

Wer helfen möchte, kann das über eine Spende tun. Infos: https://www.nitallein.de

Empfänger: Akademie för uns kölsche Sproch IBAN: DE 74 3705 0198 1935 64 38 80 Sparkasse KölnBonn Verwendungszweck: „Künstlerfonds Kölner Karneval“