Köln-DeutzUnglück, Intensivstation: Prozess um ARD-Sportschaureporter

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Der Verunglückte arbeitet unter anderem als Reporter für die Sportschau.

Köln – Ein Ausflug mit dem Rennrad hatte für den Kölner Sportschau-Reporter Andreas Ahn böse Folgen. Der 55-Jährige stürzte auf der Deutzer Drehbrücke und landete mit Oberschenkelhalsbruch und großem Blutverlust auf der Intensivstation.

Laut Anklage schuld an dem Unfall waren drei junge Männer, die mitten auf der Alfred-Schütte-Allee Fußball gespielt hatten. Einer von ihnen musste sich am Montag vor dem Kölner Amtsgericht verantworten. 

Männer spielten Fußball auf Kölner Drehbrücke 

Die Staatsanwaltschaft warf dem Bäcker aus Radevormwald vor, den Fußball getreten und nicht auf sein Umfeld geachtet zu haben. Der Ball prallte auf der damals für Autos gesperrten Drehbrücke von einem Bordstein ab und rollte WDR-Reporter Ahn genau vor das Vorderrad, woraufhin dieser zur Seite stürzte. 

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Der WDR-Reporter Andreas Ahn im Interview mit Top-Rodlerin Anna Berreiter.

„Der kam mit 25 oder 30 km/h angeschossen“, rechtfertigte sich der Angeklagte in Saal 247 des Kölner Justizgebäudes. Eine Fahrradklingel habe er erst wahrgenommen, als es zu spät gewesen sei. Dass er mit zwei gleichaltrigen Freunden auf der Brücke gekickt hat, stritt der 22-Jährige nicht ab. Sie hätten am Tag des Vorfalls, Ostersonntag vergangenen Jahres, auf einer Wiese gegrillt und Shisha geraucht und auf dem Rückweg zum Auto alle Hände voll gehabt. 

Daher hätten sie den Fußball immer hin und her geschossen. „Der ist zwischen uns durchgefahren, auf der rechten Seite war genug Platz“, sagte der Beschuldigte über den Radfahrer. Andreas Ahn hingegen sagte, rechtzeitig geklingelt und gedacht zu haben, die Männer hätten ihn gemerkt. 

Sportschau-Reporter bekommt 1000 Euro Schadenersatz 

Passanten hatten nach dem Unfall den Rettungswagen verständigt, Ahn wurde in das Eduardus-Krankenhaus in Deutz eingeliefert. Während der Reporter operiert wurde, erstattete seine Ehefrau auf der Polizeiwache in Deutz Anzeige gegen den Angeklagten, der noch am Unfallort seine Personalien herausgegeben hatte. 

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Nach diversen Zeugenaussagen bilanzierte die Richterin, die Schuldfrage nicht ganz genau klären zu können. Sie regte an, das Verfahren gegen 1000 Euro Schadenswiedergutmachung einzustellen. Dem stimmten die Staatsanwältin und der 22-Jährige letztlich zu. 

WDR-Mann klagt auf 15.000 Euro Schmerzensgeld 

Die Geldauflage wird dann verrechnet mit etwaigen weiteren Ansprüchen, die auf dem Zivilklageweg geklärt werden müssen. Reporter Ahn fordert insgesamt 15.000 Euro an Verdienstausfall und Schmerzensgeld. Der 22-Jährige wird bei einer Verurteilung selbst dafür aufkommen müssen, da er keine private Haftpflichtversicherung besitzt. 

Der WDR-Reporter, der über Rennrodeln, Rudern und Motorsport berichtet, und sechs Wochen krankgeschrieben war, leidet bis heute gesundheitlich unter den Folgen des Unfalls. Sport machen falle ihm schwer, lediglich leichtes Radfahren sei wieder möglich. Für den Zivilprozess sucht er weitere Zeugen des Unfalls.