Großveranstaltungen absagen?!„Das regt mich auf“: Kölns Lanxess-Arena-Chef kritisiert RKI

Stefan Löcher steht im Vorraum der Lanxess-Arena.

Stefan Löcher, hier im Januar 2021 in der Lanxess-Arena, hat mit seinem Team viele Vorkehrungen getroffen und viel investiert, damit es bei Veranstaltungen zu keinen Infektionen kommt.

Viel wurde in den Infektionsschutz investiert: Kölns Hallen- und Clubbetreiber waren froh, als die ersten Konzerte und Partys wieder stattfinden durften. Doch jetzt werden die Sorgen mit jedem Tag wieder größer.

von Jan Wördenweber (jan)

Köln. In der Lanxess-Arena wird wieder gerockt und gefeiert: Doch angesichts steigender Corona-Zahlen schaut die Veranstalter-Szene mit Sorgen auf das, was kommen könnte. EXPRESS.de hat darüber mit dem Chef von Kölns größter Event-Halle gesprochen: Stefan Löcher (50).

Herr Löcher, endlich – so sagen Veranstalter, Künstler und Zuschauer – finden wieder Konzerte mit Tausenden von Zuschauern statt. Aber passt das noch zu den aktuell steigenden Corona-Zahlen?

Stefan Löcher: Ja, es passt. Das muss ich so klar sagen. Wir haben in der Arena in den vergangenen Wochen rund 200.000 Gäste gehabt. Ob Comedy-Festival, Ehrlich Brothers, KEC-Spiele, Kölle singt oder Querbeat: Ich habe keine einige Mail oder keinen einzigen Anruf dazu erhalten, dass sich jemand bei uns infiziert hat. Und damit das weiterhin nicht passiert, investieren wir unheimlich viel.

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Lanxess-Arena Köln: Extrem starke Lüftungsanlage für mehr Sicherheit

Zum Beispiel?

Stefan Löcher: Wir haben eine extrem starke Lüftungsanlage. Vor Corona waren es 30 Prozent Frischluft, der Rest wurde gefiltert. Jetzt sind es praktisch 100 Prozent Frischluft, die wir in die Arena reinblasen, und was mit hohen Energiekosten verbunden ist. In einer halben Stunde haben wir so in der Arena die komplette Luft ausgetauscht. Das ist praktisch wie eine Outdoor-Veranstaltung. Dazu die intensivere Reinigung, mehr Security zur 2G Kontrolle etc.

Die Durchlüftung ist zweifellos zu spüren auf den Sitzplätzen. Aber ebenso ist auch die Verunsicherung in der Bevölkerung deutlich merkbar.

Stefan Löcher: Ich verstehe, dass viele Leute verunsichert sind. Dazu hat auch die Aussage des RKI beigetragen vor einigen Tagen: „Großveranstaltungen absagen“, hieß es da pauschal - ohne aber zu wissen, wo die Infektionsherde sind. Die Veranstalter werden einfach wieder in den Fokus gerückt, ohne konkretes Wissen zu haben. Hier kann man Menschen kontrollieren, im privaten Rahmen nicht. Das regt mich auf. Zumal wir wie viele Kollegen noch vom letzten Lockdown arg gebeutelt sind. Wir bekommen so gut wie keine Hilfen mehr, müssen aber trotzdem den vollen Betrieb fahren. Die pauschale Dämonisierung einer ganzen Branche ist einfach falsch.

Ein Besuch in der Arena in diesen Tagen bedeutet also kein höheres Risiko?

Stefan Löcher: Absolut nicht. Wir haben so sorgfältig mit so vielen Fachleuten alles geprüft. Es gibt zahlreiche Studien und Aerosol-Messungen. Und dann kommt noch 2/3G hinzu. Das Risiko sich zu infizieren, ist bei uns genauso niedrig oder hoch wie im alltäglichen Leben. Die Wahrheit ist doch: Viele werden noch Corona bekommen. Umso wichtiger ist es, dass sie mithilfe einer Impfung dann milde Verläufe haben. In meinen Augen muss man den Geimpften ein Stück Selbstbestimmung und Selbsteinschätzung lassen.

Sefan Löcher, Lanxess-Arena Köln: Genügen Testkapazitäten für 2G plus?

Die Ministerpräsidenten tagen in dieser Woche. Ein erneuter Lockdown macht noch nicht die Gerüchte-Runde, aber dafür wird viel über 2G plus gesprochen. Was halten Sie von einem zusätzlichen Testnachweis?

Stefan Löcher: Ich bezweifele, dass wir dafür genügend Testkapazitäten haben. Ein Beispiel für ein Wochenende in Köln: Ein FC-Heimspiel mit 50.000 Zuschauern, zwei bis drei Großveranstaltungen in der Lanxess-Arena und rund 30 weitere Kulturveranstaltungen in Köln. Ich glaube, dass das nicht funktionieren wird, ohne die Test-Infrastruktur massiv hochzufahren.