Hausbesuch zum JubiläumTrotz Hype um „Oben Unten“: Ein Räuber-Hit überstrahlt immer noch alles

Martin Zänder, Kurt Feller, Sven West, Thomas Pieper und Andreas „Schrader“ Dorn von den Räubern.

Es läuft wieder bei den Räubern. Martin Zänder, Kurt Feller, Sven West, Thomas Pieper und Andreas „Schrader“ Dorn (v.l.) können auf zwei erfolgreiche Karnevalsjahre zurückblicken.

Die Räuber haben sich im Karneval wieder zur total angesagten Band gemausert. Mit zwei Volltreffern im Rücken startet die Band nun in ihr Jubiläumsjahr zum 33-jährigen Bestehen.

Hinter ihnen liegen zwei überaus erfolgreiche Jahre. Erst landeten die Räuber mit „Wigga Digga“ einen Sessionshit, dann legten sie mit „Oben Unten“ noch einen Volltreffer nach. Nach schwierigen Jahren und einigen personellen Umbesetzungen ist die Band wieder voll auf Kurs.

Am 1. Mai 1991 wurden die Räuber von Karl-Heinz „Charly“ Brand und Kurt Feller gegründet. Mit „Wenn et Trömmelche jeht“ landete die Gruppe direkt einen Volltreffer. 2016 hörte Brand auf, Feller ist weiterhin Teil der inzwischen komplett neu formierten Band.

Räuber: Ortsbesuch im neuen Probenraum in Grevenbroich

In Grevenbroich befindet sich die „Räuberhöhle“. EXPRESS.de besuchte die Gruppe in ihrem Probenraum. Der wurde in den vergangenen Monaten komplett neugestaltet und präsentiert sich inzwischen herrlich gemütlich.

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Beim Ortsbesuch war nicht nur die aktuelle Formation – bestehend aus Urgestein Feller, Sänger Sven West, Gitarrist Andreas „Schrader“ Dorn, Bassist Martin Zänder und Schlagzeuger Thomas Pieper – im Räuber-Domizil. Auch „Band-Vater“ Brand schaute noch einmal vorbei. Es entwickelte sich eine ehrliche Unterhaltung über die neuen Räuber.

Die Räuber bei der Probe in Grevenbroich.

EXPRESS.de besuchte die Räuber in ihrem neu gestalteten Probenraum in Grevenbroich.

33 Jahre Räuber: Mit welchen Zielen geht die Band ins jecke Jubiläumsjahr?

Kurt: Wir wollen weiter die Partyschiene bedienen, weil es echt gut läuft.

Schrader: Da wären wir ja auch blöd, wenn nicht. Wir haben uns ein gewisses Alleinstellungsmerkmal erarbeitet.

Sven: Genau: Guck mal die Räuber, wieder ein bekloppter Song.

Schrader: Man darf sich das aber nicht zu einfach vorstellen. Das ist nicht so ein goldenes Ei, was in zwei Minuten ins Klo fällt. Wir haben jetzt aber ein ganz anderes Selbstvertrauen.

Kurt: Bei „Wigga Digga“ sprachen viele noch vom Glückstreffer. Beim zweiten Hit wunderten sich schon einige.

Sven: In der Session gab’s ein paar Mal einen Ritterschlag, weil Kollegen uns gelobt haben. Das tut dann schon gut.

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Martin: Anfangs haben einige schon über uns gelacht. „Jetzt tanzen sie auch noch“, hieß es hinter vorgehaltener Hand. Aber beim Publikum kam es an.

Kurt: Das, was wir früher gemacht haben, mit „Titicacasee“ und „Kölsche Junge bütze joot“, war vielleicht nicht jedermanns Geschmack. Aber jetzt nimmt man uns anders wahr.

Karl-Heinz „Charly“ Brand mit Kurt Feller.

Die beiden Band-Gründer der Räuber: Karl-Heinz „Charly“ Brand mit Kurt Feller.

Der Erfolg von „Oben Unten“ hing sicher auch mit dem Hype um die Tanzeinlagen zusammen.

Schrader: Wir wollten eigentlich nur ein cooles Video zum Song machen, plötzlich waren wir die „Backstreet Räuber“.

Kurt: „Oben Unten“ hat immer weiter Fahrt aufgenommen. Wir sehen das an den Streaming-Zahlen: Aktuell stehen wir bei über zwei Millionen Aufrufen für das Lied. Wir haben auch Anfragen aus Österreich, wo man den Song covern will. Wir geben ihn aber nicht raus.

Martin: Das Lied war nicht an Aschermittwoch vorbei. Wir hören aus Kindergärten, dass dort weiter dazu getanzt wird.

Sven: Ich habe ein Video aus der Kinder-Leichtathletik geschickt bekommen, wo das zum Warm-up genommen wird.

Schrader: Mein Vater hat Parkinson, dort läuft das in Bewegungsgruppen. Wir als Band sind mit der Altersstruktur ja auch so etwas wie die Kelly Family. Der Song funktioniert von acht bis 80 Jahren.

Kurt: Das Tanzen hätte auch voll ins Auge gehen können. Es hat mir wirklich noch beim achten Mal am Tag Spaß gemacht und war weniger anstrengend, als immer das 15-Kilogramm-Akkordeon zu tragen.

Die Räuber tanzen auf der Bühne.

Jedes Mal ein Höhepunkt: Beim Song „Oben Unten“ präsentieren die Räuber ihre Tanz-Einlage, wie hier am 2. Februar bei der ARD-Fernsehsitzung im Gürzenich.

Martin: Man sieht, dass wir keine professionellen Tänzer sind. Es wirkt aber auch nicht wie das Männer-Ballett, was mal eben am Tag vor einer Hochzeit einstudiert wurde.

Schrader: Wenn man sich ein bisschen aus dem Haus traut, dann kann es auch ein Griff ins Klo werden.

Martin: Bei „Wigga Digga“ haben wir uns was getraut, weil es in die Hip-Hop-Richtung ging. Jetzt haben wir eine Tanznummer gemacht.

Sven: Das hätte auch ein völliger Rohrkrepierer werden können.

Kölsche Tön

Alaaf zesamme! Wer spielt wohl in welcher Band?

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Spürt man denn nach zwei solchen Hits nun mehr Druck?

Sven: Ganz sicher. Ich glaube aber, wir werden noch besser, weil wir es jetzt einfach fließen lassen können.

Kurt: Das waren keine Eintagsfliegen. Sven ist ein Rohdiamant, den müssen wir schleifen. Er muss in den Karneval reinfinden und seine Identität finden.

Thomas: Wir haben die Sicherheit im Rücken, dass wir zwei Jahre was Erfolgreiches gemacht haben. Aber wir haben natürlich den Anspruch an uns, weil wir nun Blut geleckt haben.

Schrader: Wichtig ist, dass wir unserem Gesicht treu bleiben. Man muss erkennen können, das sind die Räuber 3.0.

Räuber: Das sagt Bandgründer Brand zu den Hits wie „Oben Unten“

Was denkt denn der Band-Gründer, wenn er Zeilen wie „Ich ben der Babo, mit Frauenabo“ hört?

Charly: Ich wäre auf solche Texte nie gekommen, weil es nicht mein Sprachgebrauch ist. Dass das so erfolgreich geworden ist, hat mich total überrascht. Das hätte ich nie gedacht. Ich genieße es, dass die Jungs solch einen Erfolg haben. Es weiß ja jeder, dass wir eine Zeitlang in Köln von den Literaten links liegen gelassen wurden. Da sind andere Bands an uns vorbeimarschiert.

Kurt: Wir spielen ja auch weiter die alten Klassiker, allerdings etwas überarbeitet, mit mehr Zug drin.

Schrader: Wir wollen auch die Tradition nicht ausblenden.

Charly: Ich habe gerade die GEMA-Abrechnungen bekommen. Und das „Trömmelche“ steht immer noch über allen anderen Titeln. Das gehört zu den kölschen Evergreens. Mich ärgert, dass der FC so wenig Tore schießt, sonst würde es noch öfter erklingen.

Schrader: Wir spielen viele Zwei-Stunden-Konzerte. Da müssen wir den Bogen aus traditionellen Stücken wie „Am Eigelstein is Musik“ bis hin zum wilden „Oben Unten“ spannen. Zudem probieren wir schon mal ein paar neue Stücke aus.

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Am Nürburgring stand gerade das sogenannte „Kreativcamp“ an. Was ist dort enstanden? Ein neues Album?

Sven: Mein Wunsch ist es, dass wir in diesem Jahr mal vier, fünf neue Songs auf die Reise schicken. Ich hoffe, dass sich schnell die nächste Sessionsnummer findet. Aber ein paar mehr Titel als im Vorjahr sollen es schon sein.

Thomas: Die Wahrnehmung eines Albums hat sich ja total geändert. Früher haben alle auf die Veröffentlichung einer CD gewartet. Heute ist es fast eher ein nettes Geschenk für die Hardcore-Fans. Die meisten Leute streamen nur noch einzelne Songs.

Sven: Ich habe nicht einmal mehr einen CD-Player.

Schrader: Wir haben noch keine neuen, fertigen Songs im Gepäck. Aber wir haben schon einige Ansätze, aus denen hoffentlich was Gutes wird.

Räuber: Nächstes Konzert in Hürth, Tour-Finale im Gloria in Köln

Die Tour geht am 27. April in Hürth weiter und endet mit der großen Finalshow am 13. Dezember im Gloria. Warum gibt es ansonsten keine Auftritte in Köln?

Kurt: Wir wollten das große Finale in Köln spielen. Zwischendurch sind wir ja auch immer wieder mal in Köln bei verschiedenen Veranstaltungen zu erleben.

Sven: Ich habe auch gesagt: Lasst uns lieber noch mehr Zeit für die Arbeit an neuen Songs verwenden.

Kurt: Wir erhalten ja gerade eine neue Aufmerksamkeit, haben uns neu erfunden und starten wieder durch. Aber da sollte man auch nicht übertreiben. Die Lanxess-Arena wäre noch eine Nummer zu groß für uns.

Räuber: Gründungsmitglied Kurt Feller denkt noch nicht ans Aufhören

Charly hat bei den Räubern aufgehört, als er fast 66 Jahre alt war. Kurt ist 64. Wie lange macht es noch Spaß?

Kurt: Für mich ist es schön, das noch mal zu erleben. Natürlich habe ich jetzt 33 Jahre erlebt. Aber an die letzten Jahre werde ich mich besonders gern erinnern. Es muss gesundheitlich passen, ich muss zur Band passen, die Energie muss noch reichen. Früher haben wir im Jahr dreieinhalb Monate Urlaub gemacht. Jetzt waren Sven schon drei Wochen Urlaub nach Karneval zu viel.

Sven: Ich war natürlich auch platt nach der Session. Ich habe nur zu den Jungs gesagt: Für das, was wir uns vorgenommen haben, müssen wir wieder früher loslegen.