Kommentar zu KarnevalKölner Jecke sind die Corona-Nubbel unterm Weihnachtsbaum

Nubbel

Aschermittwoch ist eigentlich schon kurz vor Weihnachten für viele Kölner Jecke. Hier ein Nubbel aus 2020.

Das Aus für die Sitzungen, Partys und Bälle im Kölner Karneval  schmerzt. Dazu der Kommentar auf EXPRESS.de

von Bastian Ebel (bas)

Wut, Enttäuschung und Ratlosigkeit machen sich derzeit breit nach der Entscheidung, dass Vereine und Veranstalter ihre Indoor-Veranstaltungen auch 2022 absagen sollen. „Damit haben Kölns Jecke unverschuldet den Salat“, meint unser Autor. Ein EXPRESS.de-Kommentar.

Puh, erst einmal setzen. Es ist also passiert. Schon wieder. Und das nach einer bitteren letzten Session. Das Festkomitee Kölner Karneval appelliert an alle Vereine und Veranstalter, ihre Innenveranstaltungen 2022 aufgrund der Corona-Pandemie abzusagen.

Karneval in Köln: Es entsteht ein unverschuldeter Flickenteppich

Damit haben jetzt Kölns Jecke unverschuldet den Salat, der sie bundesweit schon durch die gesamt Pandemie begleitet: Einen Flickenteppich und damit eine Verunsicherung, wie man jetzt bitte vorgehen soll.

Halten wir fest: Es wird appelliert, dass Veranstaltungen und Sitzungen in Köln freiwillig abgesagt werden sollen. Wirklich freiwillig geschieht das nicht, denn kein Verein setzt sich dem großen öffentlichen Druck aus, eine Veranstaltung trotzdem durchzuführen. Defacto kommt dieser Appell einer Absage gleich. Und er spaltet. Wehe, Verein XY führt ein Programm durch. Das Ausmaß an Reaktionen – kaum vorstellbar.

Nächster Punkt: Draußen darf also gefeiert werden. Aber wie? Mit wie vielen Menschen? Ist man gleich verantwortungslos, wenn man eine Sitzung draußen, beispielsweise auf einem Schulhof oder Parkplatz, stattfinden lässt? Oder funkt die Behörde dann dazwischen?

Und: Der Zoch ist auch noch nicht abgesagt. Irgendwie. Mal sehen. Ganz ehrlich: So weh es auch tut, aber dann hätte man lieber Nägel mit Köpfen machen und die gesamte Durchführung des Kölner Karnevals komplett absagen sollen. Das wäre eine gesunde Planungssicherheit für alle Beteiligten gewesen. Denn: Kölner Karneval kann man nicht absagen, Veranstaltungen schon. Und jeder verantwortungsvolle Karnevalist (das ist übrigens die Mehrheit) hätte das im Angesicht der Pandemie auch verstanden. 

Köln: Komplett-Absage an Karneval hätte viele Dinge erleichtert

Das Festkomitee und Chef Christoph Kuckelkorn sind abermals nicht zu beneiden, soviel steht fest. Sie haben gekämpft für Künstler, Vereine und den „Apparat“ Karneval. Das ist ihnen gelungen. Dafür gebührt ihnen viel Dank und Anerkennung. Denn wirtschaftlich kann man so den Schaden halbwegs abfedern.

Was nicht gelungen ist, aber dafür kann das Festkomitee nichts, ist der Schaden am Ehrenamt. Organisierte Veranstaltungen waren es nicht, die den Kölner Karneval am 11.11. in der gesamten Republik als Mahnmal für angeblich verantwortungslose Feierei haben dastehen lassen. Es waren ungezügelte Partys, die eben nicht organisiert waren.

Dafür muss jetzt der organisierte Karneval (übrigens mehrfach geimpft und geboostert als Vorbild) mal wieder den Kopf hinhalten. Das tut weh. Den Jecken möchte man zurufen: Haltet durch, seid stark. Ihr zeigt jetzt Verantwortung durch „sichere Kreativität“. Man darf ihnen aber auch nicht verübeln, wenn sie irgendwann mal den Kopf hängen lassen und sich als Corona-Nubbel unterm Weihnachtsbaum fühlen. 

Aber es besteht auch Hoffnung: Zusammen erträgt man manche Last geringer - und deshalb ist fast schon in Stein gemeißelt: Kölle kütt zoröck - mer sin, wie mer sin.