Seit 16 Jahren feiert die Immisitzung Karneval mit einem Mix aus Kabarett, Klamauk und Kulturen. Doch nun droht durch finanzielle Engpässe das Aus. Eine Crowdfunding-Kampagne soll die Rettung bringen.
Team braucht dringend HilfeKölner Kult-Karnevalssitzung droht das Aus

Copyright: Michael Bause
Szene aus der Immisitzung im Januar 2025: Beim Abendmahl zeigte sich, was gewesen wäre, wenn Jesus’ Jünger damals schon Handys gehabt hätten.
„Jeder Jeck ist von woanders.“ Dieses Motto gilt seit 16 Jahren für die Immisitzung. Die Kabarett-Karnevalsshow bringt Menschen aus über 30 Ländern mit Musik, Satire und kölschem Humor auf und hinter der Bühne zusammen.
Die Immisitzung steht für ein Köln, das offen, bunt und tolerant ist – für Begegnung, Lachen, Zusammenhalt und Vielfalt. Doch nun steht Kölns internationale Karnevals-Comedy-Show ohne Hilfe vor dem Aus.
Immisitzung steht seit 16 Jahren für alternativen Karneval
Das Programm, das sich ohne traditionellen Elferrat, Büttenredner und Gastauftritte zusammenstellt, lebt von Leidenschaft und jede Menge Engagement, doch es kostet auch Geld. Nach vielen Jahren ohne Sponsoren sind die Macher jetzt an ihre Grenzen gestoßen.
Nach den schwierigen Jahren der Pandemie konnte das Ensemble seine Bühne zwar wiederbeleben, aber durch die steigenden Kosten und anderen wirtschaftlichen Faktoren ist die Immisitzung in finanzielle Schieflage geraten.
„Die Vorarbeiten für die Saison 2026 sind nur möglich, weil wunderbare Menschen uns entgegenkommen und teilweise umsonst arbeiten“, sagt Myriam Chebabi, Präsidentin der Immisitzung. Doch die Mittel sind knapp und das Überleben steht auf dem Spiel. Vor ein paar Monaten hatte bereits die alternative Karnevalssitzung „Fatal Banal“ ihr Ende nach 32 Jahren verkündet.
„Die Immisitzung braucht dringend Hilfe“, so ihr Aufruf. „Wir haben uns deshalb dazu entschlossen, eine Crowdfunding-Kampagne zu starten, damit Kölns interkulturelle Karnevalsstimme auch weiterhin erklingt.“ Das erste Spendenziel beträgt 88.000 Euro, um Miete für Probenräume und Aufführungsorte, Technik, Kostüme, Requisite und Bühnenbild sowie Honorare, Werbung und Öffentlichkeitsarbeit zu sichern.

Copyright: Michael Bause
Präsidentin Myriam Chebabi als Clownin, die dem Schönheitswahn verfällt.
„Köln zählt zu den vielfältigsten Städten in Deutschland und die Immisitzung spiegelt genau diese Realität. Menschen von 180 Nationalitäten leben hier. Dieses bunte, teils chaotische, humorvolle und manchmal herausfordernde Miteinander, reflektieren wir humorvoll und das, obwohl wir alle aus verschiedenen Kulturen kommen“, betont Myriam Chebabi, die gebürtig aus Brasilien stammt, im EXPRESS.de-Gespräch.
Mit der EXPRESS-App keine News mehr verpassen! Jetzt runterladen – für iPhone oder Android.
Mitbegründerin Selda Selbach ergänzt: „Hier leben so viele Menschen unterschiedlicher Nationalitäten, die aber genau wie die Kölschen zum Karneval dazugehören. Denn jeder, der in Köln lebt, ist ein Kölner. Dies braucht natürlich Toleranz, Herzlichkeit und Offenheit von beiden Seiten. Mit satirischem Blick schauen wir auf unsere eigene Herkunft und gehen dem gesellschaftlichen Treiben und dem Karneval aus Sicht der Zugezogenen auf den Grund.“
Als einen ganz wichtigen Aspekt hebt Chebabi ein Detail hervor: „Viele trauen sich nicht, ihre eigene Nationalität zu kritisieren. Wir dagegen haben die Möglichkeit, uns und unsere Herkunft auf die Schippe zu nehmen. Dabei ist die Immisitzung eine Brücke, denn jeder Jeck ist von woanders, aber jeder Jeck ist ein Kölner.“

Copyright: Michael Bause
Die beiden Puppen „Franzmann“ und „Dickerchen“ gehören auch zum Programm der Immisitzung.
Auch Festkomitee-Präsident Christoph Kuckelkorn liegt der Fortbestand der Immisitzung am Herzen: „Die Immisitzung ist längst eine Institution, politisch sehr mutig und zu einer wichtigen Facette des kölschen Fastelovends geworden. Die Immis – also die Künstler – halten uns in bester karnevalistischer Tradition selbstbewusst den Narrenspiegel vor. Daher ist die Immisitzung nicht nur Kultur, sondern auch Kult und ist für uns Kölsche unverzichtbar geworden.“
Mit ihrem einzigartigen, multikulturellen Ensemble aus Künstlerinnen und Künstlern aus aller Welt lockte die Sitzung in der letzten Session mehr als 6000 Zuschauerinnen und Zuschauer in die Kölner Südstadt sowie in die Stadthalle Mülheim. In diesem Jahr präsentiert das Team eine besondere Mischung aus Highlights aus den letzten Jahren und neuen Nummern.
Immisitzung: Premiere am 22. Januar 2026 im Bürgerhaus Stollwerk
Premiere der insgesamt 15 Shows ist am 22. Januar 2026 im Bürgerhaus Stollwerk. Zwei Abende (4. und 5. Februar) finden in der Stadthalle in Mülheim statt. Wer dem Team helfen will, kann sich über die offizielle Website über die Sponsoring-Möglichkeiten informieren.
Mit der Crowdfunding-Kampagne möchte das Ensemble nicht nur die aktuelle Show sichern, sondern auch die Zukunft der Immisitzung langfristig retten.
