Jugendkriminalität in KölnPorno-Bereich macht Kripochef besonders Sorgen

Zwei Schüler prügeln sich auf dem Schulhof.

Die Jugendkriminalität hat im Jahr 2022 stark zugenommen, wie die Kölner Polizei am Dienstag (11. April 2023) bekannt gab. Das Symbolfoto zeigt zwei sich prügelnde Schüler auf einem Schulhof im November 2008. 

Unsere Stadt ist gefährlicher geworden. Aber nicht nur das. Auch eine besondere Altersgruppe macht Sorgen. 

von Iris Klingelhöfer  (iri)

Die Gesamtkriminalität in Köln und Leverkusen ist im letzten Jahr um satte 18,7 Prozent angestiegen. Das spiegelt sich auch in der Entwicklung der Jugendkriminalität wider – und das in nahezu allen Deliktsbereichen.

Wie die Kölner Polizei jetzt bekannt gab, waren von insgesamt 46.148 ermittelten Tatverdächtigen 9039 jünger als 21 Jahre. Das sind 1816 (+25 Prozent) tatverdächtige Jugendliche und Heranwachsende mehr als noch im Vorjahr.

Kriminalität in Köln und Leverkusen: Kripochef macht sich Sorgen

„Gerade die Gewalt unter Jugendlichen und die kriminellen Karrieren jugendlicher und heranwachsender Intensivtäter bereiten mir Sorgen“, sagt Kölns Kripochef Michael Esser.

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Bei den Zahlen aus 2022 fallen besonders die Anstiege der Tatverdächtigen in den Altersgruppen bis 14 Jahren (+38 Prozent) und 14 bis 18 Jahren (+34 Prozent) auf. Bis zum 14. Geburtstag ist man nach dem Gesetz ein Kind und kann nicht strafrechtlich belangt werden, selbst bei schwerwiegenden Vorwürfen. 

Bei verschiedenen Delikten sind unter 21-Jährige deutlich häufiger aufgefallen.

Alarmierend: Mehr Minderjährige verbreiten Pornomaterial

So listet die Kölner Polizei in ihrem Zuständigkeitsgebiet insgesamt 513 Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung (2021: 351) auf. Dabei handelte es sich häufig um die Verbreitung pornografischer Bilder oder Filme, die unter anderem auf TikTok hochgeladen und weiterverschickt wurden.

Häufig würden sich Schülerinnen und Schüler gar keine Gedanken darüber machen, in welche Hände das Material geraten kann, heißt es seitens der Polizei. Auch sei vielen nicht bewusst, dass das Verbreiten pornografischer Bilder oder Filme strafbar ist.

Auch bei Einbrüchen (3339/+63 Prozent) und Körperverletzungsdelikten (2155/+21 Prozent) legten die Zahlen ordentlich zu. Dabei stieg auch die Zahl der Mehrfachtatverdächtigen unter 21. Hatten in 2021 noch 338 Jugendliche/Heranwachsende fünf Taten oder mehr begangen, lag die Zahl im letzten Jahr bei 413, also 75 mehr. 

Kölner Polizei: Kriminelle Karrieren sollen gar nicht erst entstehen

Jugendkriminalität sei vorwiegend Gelegenheitskriminalität, die opportunistisch motiviert und selten geplant ist, erklärt Kripochef Esser. Die Ausführung der Taten sei meist unprofessionell.

Esser weiter: „Auch wenn es sich überwiegend um Bagatellkriminalität handelt, wird die Wahrnehmung in der Öffentlichkeit durch wenige Fälle schwerster Gewaltkriminalität geprägt. Deshalb arbeiten wir eng mit unseren Partnern im Haus des Jugendrechts zusammen, um kriminelle Karrieren gar nicht erst entstehen zu lassen und da, wo sich kriminelles Verhalten bereits verfestigt hat, schnell zu handeln.“

Zu den Ursachen für die Zunahme der Kriminalität von unter 21 Jahre alten Tatverdächtigen erläutert Kölns Kripochef: „Der Trend lässt sich alleine mit den polizeilichen Ansätzen weder erklären noch stoppen. Die Einschränkungen durch Corona dürften einen wesentlichen Beitrag zu den rückläufigen Zahlen in den letzten beiden Jahren geleistet haben. Der nun sehr starke Anstieg – das Niveau liegt in vielen Deliktsbereichen deutlich über dem der Jahre 2018 und 2019 – lässt sich mit den Auswirkungen der Pandemie aber nicht alleine erklären.“ 

Wichtig ist für Michael Esser die Feststellung, dass der bei weitem größte Teil aller Jugendlichen in Köln und Leverkusen nicht bei der Polizei in Erscheinung tritt. (iri)