„Schwachsinn“Impf-Probleme müssten nicht sein: Kölner Apotheker platzt der Kragen

Kölner Apotheker Mohamed Cherkaoui in der Sülzburg-Apotheke.

Der Kölner Apotheker Mohamed Cherkaoui ärgert sich über die aktuelle Impf-Situation. Hier steht der Pharmazeut am 6. Dezember 2021 in der Sülzburg-Apotheke hinter dem Tresen. 

In Sachen Impfungen dürfen bald auch die Kölner Apotheker ihren Beitrag zur Bekämpfung der vierten Welle leisten. Mohamed Cherkaoui geht das nicht schnell genug – er ist wütend auf die Bürokratie in Deutschland.

von Madeline Jäger (mj)

„Wir könnten schon viel weiter sein, aber man lässt uns nicht“, kritisiert der Kölner Apotheker Mohamed Cherkaoui (44). Seit Monaten wünscht er sich, endlich mit Corona-Schutzimpfungen einen großen Beitrag zur Bekämpfung der Pandemie leisten zu können.  „Wo gegen Grippe geimpft wird, kann auch gegen Corona geimpft werden“, sagt der Apotheker. Ihm geht gerade alles zu langsam. Dabei sei schnelles Handeln in einer Pandemie das Wichtigste. 

Seit 2008 leitet er die Sülzburg-Apotheke mit viel Engagement. Der Familienvater gibt täglich alles für seine Kunden. In seinem Arbeitszimmer hinter der Theke steht sogar ein Bett neben dem Schreibtisch, wenn es abends mal länger dauert. Die Corona-Pandemie habe auch Apotheken bereits vor riesige Herausforderungen gestellt.

Kölner Apotheker: Im August 2021 hat er die Schulung absolviert und könnte mitimpfen

Beispielsweise habe ein schlimmer Arzneimittel-Engpass ihm und seinen Kollegen zeitweise sehr schwer zu schaffen gemacht. Es sei zu gravierenden Lieferproblemen von Ibuprofen, Blutdruckmedikamenten und Paracetamol gekommen. 

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Nun habe man endlich die wichtige Möglichkeit, zusammen mit den Impfzentren und Arztpraxen auch in Apotheken gegen das verheerende Coronavirus zu impfen. Schon im August 2021 hat Mohamed Cherkaoui die für das Impfen notwendige Schulung besucht und könnte den „Pieks“ längst geben. 

Kölner Apotheker ärgert sich über Impf-Bürokratie: „Schwachsinn“

Doch dieses Jahr wird es damit nichts mehr. „Diese lange Wartezeit ist Schwachsinn. Ich kann das nicht verstehen, warum wir hier in Deutschland nicht pragmatischer sind, während Apotheken in anderen Ländern schon lange mitimpfen. Mein Bruder ist Apotheker in Italien und kann nur über uns lachen“, ärgert sich der Apotheker aus Köln.

Für viele Kölnerinnen und Kölner wäre es einfacher, wenn sie momentan auch Impftermine in der Apotheke um die Ecke machen könnten. „Das Boostern würde schneller vorangehen und das brauchen wir jetzt dringend“, so Cherkaoui.

Neben Italien, wird auch in Frankreich, Großbritannien, Irland und der Schweiz bereits in Apotheken geimpft. Dass es dem Kölner Apotheker nicht schnell genug geht, kann auch Thomas Preis, Chef des Apothekerverbands Nordrhein, grundsätzlich nachvollziehen.

Kölner Apothekerverbands-Chef erklärt, wann Impfungen in Apotheken starten können

„Schon seit einiger Zeit haben führende Gesundheitspolitiker und -experten empfohlen, dass auch Apotheker impfen sollen. Sicher hätten wir mehr erreichen können, wenn wir insbesondere mit den Booster-Impfungen in Apotheken schon früher angefangen hätten. Nun ist erst in der letzten Woche der Beschluss gefasst worden und dafür bedarf es jetzt gesetzlicher Änderungen im Infektionsschutzgesetz. Das Gesetz wird in dieser Woche im Eiltempo den Deutschen Bundestag und Bundesrat passieren. Darin wird nach unserem Kenntnisstand geregelt, dass die Apotheken ab Januar impfen können“, erklärt Preis auf EXPRESS.de-Nachfrage.

Etwa 500 Apotheken im gesamten Rheinland könnten ab Januar 2022 in die Kampagne einsteigen. Impfberechtigt seien jedoch nur approbierte Apothekerinnen und Apotheker und nicht die pharmazeutischen Fachkräfte in den Apotheken, also beispielsweise die Pharmazeutisch-Technischen-Assistentinnen (PTA).