Hörsäle nach Nazis benanntKölner Studenten verärgert: Uni vertritt klaren Standpunkt

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Studenten der Uni Köln forderten in einem öffentlichen Brief die Aufarbeitung eines sensiblen Themas. Das Foto zeigt die Universität zu Köln im Januar 2014.

Köln – Über einen offenen Brief an die Universität zu Köln stellten im Dezember insgesamt 14 zum Teil studentische Gruppierungen aus Köln und Bonn große Forderungen. Die Entkolonialisierung und Entnazifizierung der Universität.

  • Studenten richten sich mit offenem Brief an Universität zu Köln
  • Sie fordern eine Entkolonialisierung und Entnazifizierung
  • Uni Köln antwortet auf die Forderungen

Das Anliegen des Briefes ist eindeutig: „In unserer Universität soll es keine Mensa geben, die nach einem Rassisten benannt ist. In unserer Universität soll es keine Hörsäle geben, die nach Nazis benannt sind. In unserer Universität sollen nicht kommentarlos Bilder von Nazis hängen. In unserer Universität sollen keine Gebeine von Opfern des Kolonialismus ausgestellt werden.”

Uni Köln: Studenten fordern Umbenennung der Mensa

Was steckt hinter diesen harten Vorwürfen? Der Namensgeber der „Mensa Robert-Koch-Straße” ist nicht erst seit Corona überall bekannt. Auch das Robert Koch-Institut benannte sich nach dem bedeutenden deutschen Mediziner. Immerhin erlangte er 1882 mit der Entdeckung des Tuberkulose-Erregers internationale Berühmtheit.

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Allerdings gibt es in seinem Leben auch ein schwarzes Kapitel, wie in dem Brief berichtet wird. Denn Robert Koch sei zu Forschungszwecken in die deutschen Kolonien nach Ostafrika gereist. Anhand von Menschenversuchen mit erkrankten Afrikanern untersuchte er dort die Schlafkrankheit. Er spritzte ihnen das hochgiftige Mittel Atoxyl und nahm dabei Erblindung und Tod der Menschen in Kauf.

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Das Wirken des Bakteriologen Robert Koch ist wird heute teilweise sehr kritisch betrachtet.

„In dieser Benennung muss kritisch die koloniale Vergangenheit der Universität betrachtet werden”, fordern die Unterzeichner des Briefes. Unter anderem sind dort die Gruppierung campus:grün, Students for Future Köln oder die Initiative Decolonize Cologne vertreten.

Entkolonialisierung der Uni Köln: Gebeine von Opfern ausgestellt

Die Kolonialgeschichte zeige sich auch in einem weiteren kritischen Punkt, heißt es weiterhin. So seien Gebeine von Opfern des Kolonialismus bis heute Bestandteil der anatomischen Sammlung der Universität. Außerdem werden sich in teilweise zugänglichen Vitrinen ausgestellt. Die Unterzeichner fordern eine Rückführung der Gebeine an ihre Verwandten.

Doch auch die NS-Zeit ist immer noch ein Bestandteil des alltäglichen Studentenlebens. Einige Hörsäle tragen die Namen von NSDAP-Mitgliedern. Beispiele seien der Müller-Armack-Hörsaal, der Gutenberg-Hörsaal oder der Kurt-Adler-Hörsaal.

Universität zu Köln antwortet auf Brief: Anliegen seien bekannt

Die genannten Anliegen seien der Universität zu Köln durchaus bekannt, heißt es in einem Antwortschreiben des Rektors Axel Freimuth. Vor allem mit den Themen des Nationalsozialismus werde sich bereits intensiv auseinandergesetzt. „Wir beschäftigen uns seit vielen Jahren mit diesem Thema”, erklärt Patrick Honecker, Pressesprecher der Universität.

Die Benennung von Räumen, Ehrungen und Veranstaltungen werde derzeit geprüft, heißt es weiter in der offiziellen Stellungnahme. Allerdings verzögern sich die Recherchen Corona-bedingt. Außerdem sei in Planung, einen Gedenkort für im Nationalsozialismus verfolgte Angehörige der Universität zu schaffen.

Bezüglich der Mensa in der Robert Koch-Straße habe die Universität nicht viel Einfluss, sagt Honecker. Der Name sei nur inoffiziell und hänge eben von der Benennung der Straße ab. Die Debatte um Robert Koch werde jedoch weiterhin aufmerksam verfolgt, heißt es seitens der Universität.

Wegen der Gebeine aus dem Kolonialismus werde derzeit Herkunftsforschung betrieben. Weitere Entscheidungen werden diesbezüglich mit dem Museumsbund sowie Bund und Land entschieden.