HeftigRaten Sie mal, wie viele Falschparker von Kölnern verpetzt werden...

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Ein Falschparker auf einer Bushaltestelle. Eine zu recht empörte Kölnerin macht davon von allen Seiten (mit Kfz-Kennzeichen) Fotos, schickt es mit ein paar Daten online an die Stadt, damit der Falschparker ein Knöllchen bekommt. 30.000-mal haben Kölner diese Möglichkeit der „Fremdanzeige“ im letzten Jahr genutzt, 2018 werden es noch mehr.

Köln – Sie stehen auf Fahrradwegen oder auf dem Bürgersteig, auf Behindertenparkplätzen oder in Feuerwehrzufahrten. Viele Kölner ärgern sich über Falschparker. Und hoffen, dass eine Politesse vorbeikommt und ein saftiges Knöllchen schreibt.

Jeder Kölner kann Knöllchen schreiben

Darauf wollen sich viele nicht verlassen. Muss man auch nicht: „Jeder Kölner, jede Kölnerin kann das Knöllchen quasi selbst schreiben“, sagt Heribert Büth vom Ordnungsamt der Stadt Köln. „Es reicht, wenn man online ein Formular ausfüllt, bestenfalls ein Foto des falsch geparkten Autos anhängt, und uns dies schickt. Viele schicken auch einfach eine E-Mail mit einem Foto des Parkverstoßes. Oder nutzen die Wegeheld-App. Und dann schicken wir ein Knöllchen raus."

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Heribert Büth vom Ordnungsamt der Stadt Köln

Veedel mit hohem Parkdruck

Das kommt gar nicht so selten vor. „Wir haben rund 30.000 Fremdanzeigen pro Jahr“, sagt Büth. „Wir können nicht sagen, aus welchem Veedel die meisten dieser Anzeigen kommen, es liegt aber die Vermutung nahe, dass es Veedel mit besonders hohem Parkdruck sind.“

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Alle 17,5 Minuten eine Anzeige

82 Fremdanzeigen pro Tag, umgerechnet also alle 17,5 Minuten trudelt eine solche Anzeige beim Ordnungsamt ein – ohne dass eine Politesse einen Finger rühren muss.

Anonyme Anzeigen werden nicht verfolgt

Es reicht aber nicht, einfach nur ein Foto zu schicken. „Wir brauchen den genauen Ort des Parkverstoßes, das exakte Datum und natürlich die Uhrzeit“, erläutert Heribert Büth. „Außerdem müssen uns die Bürger ihre Namen und Adressen nennen, weil wir sie ja im Verfahren als Zeugen benennen müssen. Anonyme Anzeigen verfolgen wir nicht.“

3,55 Prozent Fremdanzeigen – Tendenz steigend

Der Anteil der Fremdanzeigen an der Gesamtzahl der Parkverstoß-Knöllchen (2017: 845.638) liegt in Köln bei 3,55 Prozent. Geschätzt rund 460.000 Euro der 13,1 Millionen Euro Gesamteinnahmen aus Parkknöllchen resultieren aus Fremdanzeigen. „Anhand der bisherigen Zahlen für 2018 gehen wir davon aus, dass die Zahl der Fremdanzeigen um bis zu acht Prozent steigen wird“, so Büth.

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Ein paar Daten ins Online-Formular eintragen und an die Stadt schicken – schon bekommt der Falschparker ein Knöllchen, auch wenn gar keine Politesse vor Ort war.

Bonn ist die Hauptstadt der „Petzliesen“

In Düsseldorf gehen 2,49 Prozent der Knöllchen auf Fremdanzeigen zurück, in Bonn sind es allerdings 4,12 Prozent – damit ist Bonn die Hauptstadt der Petzliesen.

Heribert Büth: „Kein Knöllchen-Horst in Köln“

Oder sind es gar keine Petzliesen? „Es mag sein, dass es Leute gibt, die auf der Lauer liegen und nur darauf warten, dass jemand falsch parkt“, sagt Büth. „Aber wir haben in Köln keinen Knöllchen-Horst. Die ganz überwiegende Mehrheit der Fremdanzeigen bezieht sich wirklich auf krasse Verstöße wie zugeparkte Bürgersteige und ähnliches.“