Impf-Aktion am Stadion:Lob für alle Kölner, aber von einem Ziel müssen wir uns verabschieden

Dr. Jürgen Zastrow, Leitender Impfarzt Köln, zieht Spritzen im Bulli auf den Vorwiesen des Stadions auf.

Dr. Jürgen Zastrow, Leitender Impfarzt Köln, zieht Spritzen im Bulli auf den Vorwiesen des Stadions auf.

Statt Kölsch ein Pieks: Viele Fans nahmen das Impfangebot der Stadt vor dem FC-Spiel gegen Berlin wahr. Der Leiter des Rettungsdienste lobt die Impfbereitschaft. Gleichwohl werde es ein Ziel nicht geben können.

von Jan Wördenweber (jan)

Köln. Warum er sich erst jetzt impfen lasse, will ein älterer FC-Fan von dem jungen Mann wissen, der mit seiner Freundin gerade die Einwilligungserklärung an einem Stehtisch auf den Vorwiesen des Rheinenergie-Stadions unterschreibt. Eine Frage, die Dr. Jürgen Zastrow, Leitender Impfarzt und Vorsitzender der Kassenärztlichen Vereinigung Köln, ebenso wenig interessiert wie Prof. Dr. Dr. Alex Lechleuthner, Leiter des Rettungsdienstes der Berufsfeuerwehr Köln.

Allein die Tatsache, dass Menschen entschieden haben, sich vor dem Spiel des 1. FC Köln gegen Hertha BSC Berlin impfen zu lassen, zähle. Während Zastrow im Wagen eine Spritze nach der anderen aufzieht, gibt Lechleuthner gegenüber EXPRESS.de neueste Zahlen bekannt.

Impfungen gegen Corona in Köln: Chef vom Rettungsdienst nennt neueste Zahlen

„Stand Freitag, 13. August, sind 635.729 Kölner vollständig geimpft. Das sind rund 62 Prozent der über 18-Jährigen“, so Lechleuthner. Während bei den über 80-Jährigen 84 Prozent beide Impfungen verabreicht bekommen haben, sind es bei den 18 bis 59-Jährigen 65 Prozent. Bei den 12 bis 17-Jährigen sei inzwischen jeder Vierte geimpft.

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Um die Quote zu erhöhen, führt die Stadt Köln seit 3. Mai aufsuchende Impfungen in den Veedeln sowie an beliebten und belebten Orten im Stadtgebiet durch. Mit Erfolg, so Lechleuthner. Es gebe nach wie vor viele Kölner, die aufgrund von beruflichen oder privaten Belastungen immer wieder einen Besuch des Impfzentrums auf die „nächste und dann wieder nächste Woche“ verschoben hätten. 

An diesem Sonntag sind es etwa 50 Impfwillige in einer Stunde. Von einem Ziel, so Lechleuthner, müsse man sich jedoch verabschieden: „Wir werden keine Herdenimmunität erreichen. Das schaffen wir bei der Grippe im übrigen auch nicht, weil sich das Virus immer wieder verändert.“ 

Und: „Die vierte Welle ist längst da.“ Es gehe nun darum, mit so vielen Impfungen wie möglich die Folgen der vierten Welle so gering wie möglich zu halten. Zwar können sich auch Geimpfte mit dem Virus infizieren, aber der Pieks sorge dafür, dass die Zahl der schweren Erkrankungen und Todesfälle zurückgehe.

Kölner Chef des Rettungsdienstes: Lob an Kölner Bevölkerung und 1. FC Köln

Der Kölner Bevölkerung zollte er ein großes Lob. „Die Kölner haben da fantastisch mitgezogen.“ Auch deshlab brauche es keine Impfpflicht, weil die Bereitschaft zum Impfen nicht nur in Köln sehr hoch sei.

Die Ankündigung des 1.FC Köln, zukünftig nur noch Genesene und Geimpfte ins Stadion zu lassen, sei ein „gesundheitliches Signal, das unglaublich ist“. Dies habe Vorbildcharakter für andere Institutionen. Es handele sich hier nicht um einen indirekten Impfzwang, sondern um eine einfachere und kostengünstigere Organisation, Zuschauern ein sicheres Fußballvergnügen zu ermöglichen.