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Edeka-Überfall in KölnWie lange muss Angeklagter (24) ins Gefängnis? Urteil gefallen

Ein junger Mann sitzt mit gefalteten Händen auf der Anklagebank, neben ihm steht sein Verteidiger.

Nach einem Edeka-Überfall muss sich nun der Angeklagte Tim M. (24) seit dem 6. Januar 2022 vor dem Kölner Landgericht verantworten. Auf dem Foto sitzt er neben seinem Rechtsanwalt Michael Lang. 

Der Angeklagte Tim M. (24, Name von der Redaktion geändert) soll im Oktober 2021 die Edeka-Filiale in Marsdorf überfallen haben. Wie lange muss er wegen räuberischer Erpressung ins Gefängnis? Das Urteil ist gefallen.

von Madeline Jäger (mj)

Nervös betritt der 24-jährige Tim M. am Donnerstag (6. Januar 2022) im weißen Hemd mit Schlips den Gerichtssaal. Als er sich setzt, faltet er verkrampft seine Hände. Sein Blick geht ins Publikum und bleibt an den Kameras hängen. Mit Pressevertretern hatten er und seine ebenfalls anwesende Familie offenbar nicht gerechnet. 

Doch der Überfall auf den Edeka-Supermarkt in Köln-Marsdorf am 5. Oktober 2021 sorgte in der Stadt für Wirbel. Dementsprechend war das Interesse von Presse und Öffentlichkeit zum Prozessauftakt. Bereits einen Tag später, am Freitag (7. Januar 2022), hat das Kölner Landgericht ein Urteil gefällt. 

Köln: Überfall auf Edeka: Wie lange muss Tim M. (24) ins Gefängnis?

Der couragierte Filialleiter Tim-Bastian Huberty (37) hatte damals geistesgegenwärtig reagiert und noch während des Überfalls mehrere Durchsagen an seine Mitarbeiter gemacht. Der Chef wollte sein Team vor dem Räuber warnen, der ihn kurz zuvor gefesselt, mit einer Waffe bedroht und sich dann des Tresors bemächtigt hatte. 

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Die Beweisaufnahme wurde bereits am Freitag (7. Januar 2022) beendet.

Laut Gerichtssprecherin Iris Walter hat das Kölner Landgericht folgendes Urteil gegen den 24-Jährigen gefällt: „Der Angeklagte wird zu einer Freiheitsstrafe von 2 Jahren und 4 Monaten verurteilt“, so die Sprecherin am Freitagmittag auf EXPRESS.de-Anfrage. 

Köln: Überfall auf Edeka – Angeklagter erbeutet etwa 13.500 Euro

Am Donnerstag (6. Januar 2022) hatten der Filialleiter und mehrere Edeka-Mitarbeiter ausgesagt, die den Täter damals aufgehalten haben. Zunächst verlas der Staatsanwalt die Anklageschrift. Demnach soll der 24-jährige Angeklagte – bewaffnet mit einer täuschend echt aussehenden Softair-Pistole – den Edeka-Markt an der Horbeller Straße in Köln überfallen haben.

Tim M. soll an der Obsttheke nach dem Chef gefragt, ihm eine falsche Identität als externer Edeka-Mitarbeiter vorgespielt und ihn damit in sein Büro gelockt haben. Dort soll er dann gesagt haben: „Ich habe etwas für Sie“ – und eine täuschend echt aussehende Schusswaffe gezogen haben, schilderte der Staatsanwalt vor Gericht.

Köln: Überfall auf Edeka – Team hört Durchsage und stürmt zum Ausgang

Mit der Drohung soll er den Filialleiter dazu gebracht haben, den Tresor zu öffnen, aus dem er etwa 13.600 Euro erbeutet haben soll. Dann soll er den Filialleiter mit Klebeband und Kabelbinder gefesselt und in seinem Büro eingesperrt haben. Schließlich soll er den Supermarkt mit vollem Rollkoffer verlassen haben.

Doch der Filialleiter habe sich schnell von den Fesseln befreien und mehrere Durchsagen an die Mitarbeitenden richten können, die den 24-Jährigen mit vollem Körpereinsatz aufhalten konnten. Dabei soll sich Tim M. gewaltsam gegen Festhalteversuche von Filialmitarbeitern gewehrt haben, so der Vorwurf.

Köln: Überfall auf Edeka – „Welcher Teufel hat Sie geritten?“ 

Über seinen Rechtsanwalt Michael Lang ließ Tim M. ein Geständnis und sein Motiv verlesen. „Welcher Teufel hat Sie geritten, habe ich meinen Mandanten gefragt. Dann hat er mir seine Familiengeschichte erzählt“, so Anwalt Michael Lang.

Tim M. sei in Bayern in einer bürgerlichen Familie aufgewachsen. Der Vater sei in der IT-Branche tätig gewesen, die Mutter habe als examinierte Altenpflegerin gearbeitet. Nach dem Tod des Vaters sei die Familie ins Rheinland gezogen, ab diesem Zeitpunkt sei die Familie auch wegen misslungener Online-Währungsgeschäfte des verstorbenen Vaters in Geldnot geraten.

Nachdem Tim M. seinen zweiten Homeoffice-Job im Kundendienst bei einem Dienstleister für „Apple“ im Februar 2021 verloren habe, sei er ebenfalls in dieses Geschäft eingestiegen und in Geldnot geraten. Eine 800 Euro Stromrechnung habe das Fass dann in seinen Augen zum Überlaufen gebracht. Da Tim M. in Bayern vor Jahren eine Berufsausbildung bei Edeka gemacht habe, seien ihm bestimmte Betriebsabläufe bekannt gewesen. So sei er kurzfristig auf die Überfall-Idee gekommen.

Köln: Überfall auf Edeka – Filialleiter vor Ort, Angeklagter entschuldigt sich

Als erster Zeuge betrat Filialleiter Tim-Bastian Huberty den Saal. Er schildert den Überfall, den er mental gut weggesteckt habe. „Doch heute wieder darüber zu sprechen, fällt mir schwer“, so Huberty.

„Die Kollegin, die bei der Polizei angerufen hat, die hat der Überfall noch mehr mitgenommen. Sie war in Tränen aufgelöst“, sagte Huberty. Er selbst gehe heute anders an die Arbeit im Supermarkt heran, sei insgesamt viel vorsichtiger geworden und schaue öfter auf den Eingang, wer kommt. Mit dem Wissen von heute würde er die Durchsage an seine Mitarbeiter so nicht mehr machen. In diesem Moment habe ihn wohl sein Kampfeswille übermannt. „Ich habe meine Kollegen damit in Gefahr gebracht und das war falsch“, begründete Huberty.

Köln: Überfall auf Edeka – Mitarbeiter halten Räuber fest, bis Polizei kommt

Dann richtete der Angeklagte das Wort an den Edeka-Chef: „Es tut mir leid, ich war in einer beschissenen Situation und schäme mich dafür“, so M. Der Filialleiter nahm die Entschuldigung an.

Der nächste Zeuge ist der Getränkeabteilungsleiter (42), der den Flüchtigen mit einem weiteren Kollegen aufgehalten hat. Minutenlang habe er den 24-Jährigen festgehalten. „Ich hatte keine Angst“, sagte er selbstbewusst. Er habe vor Jahren schon einmal einen Überfall erlebt, als er noch in einem Kölner Kiosk gearbeitet habe.

Köln: Überfall auf Edeka – „Für viele von uns war das ein Schock-Moment“

Für seinen Supermarkt-Kollegen Sejan B. (39), der ihm beim Festhalten des Angeklagten geholfen hat, war die Überfall-Situation komplett neu.

„Meine Frau hat mich später gefragt, warum ich den Täter aufgehalten habe, weil es gefährlich war und ich Kinder habe. Heute würde ich anders handeln“, so der Zeuge und richtete das Wort noch einmal an den Angeklagten. „Ich hoffe Sie lernen daraus. Für viele von uns war das ein Schock-Moment“, so der Edeka-Mitarbeiter vielsagend.