Coronakrise Handel & GastroIn Köln alles dicht? Wir pfeifen drauf und öffnen weiter

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Malek Guschel, Geschäftsführer von Pfeifen Heinrichs an der Hahnenstraße. Den Laden gibt`s seit 1975.

Köln – Shutdown in Köln – alle Geschäfte und Betriebe sind dicht. Alle? Nein, vereinzelte Läden sind weiter kräftig in Betrieb. EXPRESS trat ein und fragte: Warum haben SIE gerade auf?

In der Stadt kennt sie fast jeder, seit vielen Generationen kaufen Kölner bei ihnen ein: Schon Opa steckte sich bei „Pfeifen Heinrichs“ an der Hahnenstraße die Pief oder die Zigarre an, während sich Oma bei „Printen Schmitz“ Lebkuchen und Tortenstücke einpacken ließ.

Doch jetzt könnte die Corona-Krise diesen zwei Familienbetrieben, die zusammen mehr als 222 Jahre in Köln existieren, den Garaus machen. Zwei Chefs, die die Läden am Laufen halten und sich mit allen Kräften wehren, sind gestandene kölsche Kerle und beide 54 Jahre alt: Josef Schmitz vom gleichnamigen Betrieb an der Breite Straße und Malek Guschel vom Kult-Raucherparadies an der Hahnenstraße.

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Den Zutritt zu dem urigen Pfeifen- und Tabakladen hat Malek Guschel mit Flatterband abgesperrt.

Erster Ortstermin: Pfeifen Heinrichs. Wo 45 Jahre lang Tabakfreunde in den nostalgischen Laden hineinströmten und sich in einer Keller-Lounge zum fröhlichen Klüngeln bei Zigarrenrauch und Whisky oder Rum trafen, versperren nun Tisch und Flatterband mit dem Hinweis „Mindestabstand einhalten“ den Eingang.

„Wir lassen derzeit keinen Kunden mehr ganz in den Laden, sondern nehmen im Eingangsbereich oder am Telefon Bestellungen entgegen“, erzählt Guschel. „Besonders der Postversand mit Zigarren und Pfeifentabak läuft sehr gut. Die Leute kaufen jetzt auch mehr ein als sonst. Viele haben wohl Sorge, dass es bald gar nichts mehr gibt.“

Coronakrise in Köln: Hamsterkäufe bei Tabakwaren

Fast alle Geschäfte rund um den Neumarkt haben dicht. Warum ein Zigarrenladen offen bleiben darf, verwundert. Doch Tabakwaren sind im „Regelbedarfsermittlungsgesetz“ aufgeführt und gehören sozusagen zur Grundversorgung der Bevölkerung mit Nikotin:

„Wir haben die Erlaubnis des Ordnungsamtes. Die Leute brauchen ihren Tabak, sonst gibt es Stress, gerade in diesen angespannten Zeiten“, meint Guschel und reicht schon wieder das klingelnde Telefon weiter: Nachschub aus Cuba ist gefragt.

„Deswegen halten wir den Laden am Laufen. Ein Teil unserer Crew arbeitet nur in unserer Niederlassung in Niederaußem, der andere Teil nur hier. So kann im Notfall schnell das komplette Team getauscht werden.“

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Schwerste Krise in der 178-jährgen Familiengeschichte: Inhaber Josef Schmitz mit seinr Frau Simone und Tochter Vivienne (li.)

Szenenwechsel, das 1842 gegründete „Printen Schmitz“ an der Breiten Straße. Klar, dass Corona jetzt das Oster-Geschäft kräftig vermiest. Aber mit vielen neuen Geschäftsideen hält die Familie den Laden in Schwung.

Ihr Angebot an Brötchen, Croissants und Kuchen, das wie bei Bäckereien zur Grundversorgung gehört, verkaufen Mitarbeiter hinter einer Theke. Oder sie liefern es in Köln aus: „Etwa Kuchen und Kekse für die Oma als Geschenk, wenn man sie wegen Corona schon nicht selbst vorbeibringen kann“, meint Simone Schmitz.

Altes Kölner Café versorgt viele Menschen im Veedel

„Für Menschen, die nicht kochen können oder wollen, bieten wir auch frisch gekochte Speisen zum Mitnehmen an, die wir in einzelnen Portionen eingefroren haben, etwa Kartoffelsuppe mit Wurst, Möhren bürgerlich oder Grünkohl.“

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Vor der Kuchentheke sorgen aufgestellte Tische für den nötigen Corona-Abstand, der großzügige Restaurantbereich im hinteren Teil des Geschäfts ist natürlich deutlich abgesperrt. Dort sitzt in einer Ecke nur die Familie zusammen und berät, wie es weitergeht. Als plötzlich in der Fußgängerzone ein Wagen des Ordnungsamtes stoppt und zwei Mitarbeiter das Café betreten.

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Auf einen Anruf hin kontrollierte eine Streife des Ordnungsamtes das Café Printen Schmitz an der Breite Straße.

Angeblich gab es einen Anruf, dass der reguläre Restaurantbetrieb weiterläuft. „Was für ein Quatsch“, sagt Josef Schmitz. „Wir haben hier unsere schwerste Krise seit unserer Gründung 1842. Und mit solchen Störungen muss man sich nun auch noch herumschlagen ...“

Kölner Ordnungsamt: Corona-Kontrollen in der Innenstadt

Letzte Station: der „Kodi“-Markt an der Sürther Hauptstraße 71. Viele Kodi-Disconter in Köln mussten schließen – warum hat dieser Laden ganz normal geöffnet?

„Weil wir immer schauen, welcher Laden ein besonders großes Sortiment an Hygieneartikeln und Haushaltswaren hat und in einem Ballungsraum liegt“, so ein Sprecher von Kodi Deutschland. Auch hier soll so die Versorgung sichergestellt sein. Auch im Laden ist alles auf Hygiene und Desinfektion ausgerichtet.

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Auch dieser Kodi in Sürth hat wieder geöffnet.

Jeder Kunde muss sich am Eingang Einweghandschuhe überstreifen, vor der Kasse gibt es Sicherheitsabstände zu wahren. Viele Regalreihen, etwa mit Küchengeräten oder Süßigkeiten sind abgesperrt. Bei anderen wie Reinigungsmitteln, Mülleimern oder auch bei Produkten für die Haustierhaltung kann man zugreifen.