„Es ist absehbar“Corona-Welle in Köln: Top-Mediziner befürchten jetzt das Schlimmste

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Ärtze und Pflegen haben in Köln momentan nur wenig Freizeit. Sie ackern bei der zweiten Coronavirus-Welle rund um die Uhr. Unser Symbolfoto vom 16. Dezember zeigt eine Intensivstation in einem Krankenhaus in Gera.

von Philipp Meckert (pm)

Köln – Die zweite Corona-Welle walzt durch Deutschland und türmt sich höher und höher: Am Freitag (18. Dezember) kamen bundesweit 33.777 Neuansteckungen dazu – und innerhalb eines Tages 813 Tote. Und das dicke Ende kommt wohl noch. Experten befürchten, dass die Zahlen in den nächsten Tagen explodieren könnten.

Ausgerechnet über Weihnachten, wo die Personalknappheit am größten ist, erwarten die Mediziner den Höhepunkt der Infektionswelle. Sind Kölns Krankenhäuser dafür gewappnet? EXPRESS sprach mit zwei Koryphäen ihrer Zunft über die Angst der Kölner vor der Weihnachtswelle.

Kölner Südstadt: „Severinsklösterchen“ bereitet sich auf Patienten-Andrang vor

Das „Severinsklösterchen“ in der Südstadt bereitet sich auf keine stille Nacht vor. „Die Betrachtung der Infektionszahlen zeigt uns aktuell nach dem Anstieg der letzten Wochen eine Stabilisierung, allerdings noch auf einem zu hohen Niveau. Das bedeutet zwangsläufig, dass wir auch über die Weihnachtstage mit vielen schwer Erkrankten und einem entsprechend hohen Andrang auf unsere Intensivstationen rechnen müssen“, warnt Prof. Dr. Dr. hc. Tobias Beckurts, Ärztlicher Direktor der Klinik der Augustinerinnen.

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„Die Patienten, die jetzt auf den Intensivstationen liegen, haben sich bereits vor mehreren Wochen angesteckt. Was wir in den Krankenhäusern jetzt erleben, spiegelt das Infektionsgeschehen aus dem November wider.“

Auslastung der Intensivbetten zwischen Weihnachten und Neujahr

Heißt: Zwischen Weihnachten und Neujahr könnte es zu einer noch höheren Auslastung der Intensivbetten kommen. Das Schreckenswort der sogenannten „Triage“, dass also Ärzte auf völlig überlasteten Stationen die Entscheidung fällen müssen, welcher Patient beatmet und am Leben erhalten wird und welcher wegen fehlender Betten oder Apparate nicht mehr, steht im Raum. In einer Klinik in Sachsen wurde dieser Horror schon Realität.

Auch für Prof. Dr. Horst Kierdorf, Ärztlicher Direktor Kliniken der Stadt Köln GmbH, sind die Aussichten Richtung Jahresende düster: „Es ist absehbar, dass sich bei heute rund 30.000 Neuinfektionen täglich viele schwere Verläufe entwickeln werden. Pflegekräfte und Mediziner arbeiten maximal am Limit und teilweise zum Wohle der Patienten darüber hinaus. Der Pflegekräftemangel in allen deutschen Krankenhäusern führt dazu, dass sich die Situation weiter deutlich zuspitzt.“

„Wir versorgen immer jüngere Covid-19-Patienten“

Der geborene Kölner und Spezialist für Intensivmedizin und Immunologie spricht einen deutlichen Appell aus: „Wir versorgen immer jüngere Covid-19-Patienten, das Virus ist längst in der breiten Bevölkerung angekommen. Darum unsere deutliche Bitte: Der Verzicht auf Weihnachtsbesuche und Silvesterfeiern ist buchstäblich lebenswichtig! Vermeiden Sie Kontakte weitestgehend und bleiben Sie zu Hause!“

Auch Professor Beckurts nutzt die Gelegenheit zu einem eindringlichen Weckruf: „Die Lage ist sehr ernst, aber ich glaube, dass wir in Köln gerüstet sind, diese Krise auch über die Weihnachtstage zu überstehen. Darauf können die Kölner stolz sein und sich revanchieren, indem sie sich an die Beschränkungen halten und damit helfen, das Infektionsgeschehen unter Kontrolle zu bringen. Und mit dem Frühjahr und der wachsenden Verfügbarkeit von Impfstoffen sehen wir deutliches Licht am Ende des Tunnels.“