Aggro-Variante, Maskenmuffel„Fliegt uns wieder um die Ohren“: Kölner Klinik-Chef mit deutlicher Warnung

Dr. Gunther Quinkler steht im Krankenhaus an einem Krankenbett.

Dr. Gunther Quinkler (62) ist Ärztlicher Direktor des St. Agatha Krankenhauses in Köln-Niehl.

Viele Menschen tragen keine Maske mehr, scheinen Corona und die Gefahren vergessen zu haben. Ein Kölner Intensivmediziner gibt eine düstere Prognose ab. 

von Iris Klingelhöfer (iri)

Er warnte vor Corona, machte Werbung für das Impfen und räumte mit Missverständnissen auf: Jetzt schlägt der Kölner Intensivmediziner Dr. Gunther Quinkler (62) erneut Alarm. 

„Ich glaube, die Pandemie fliegt uns wieder um die Ohren“, warnt er am Freitag (29. Juli) im Gespräch mit EXPRESS.de. 

Kölner Intensivmediziner: Deutliche Zunahme an Covid-Fällen

Quinkler ist Ärztlicher Direktor und Chef der Fachabteilung für Innere Medizin und Intensivmedizin des St. Agatha Krankenhauses in Köln-Niehl. „Wir haben eine deutliche Zunahme an Covid-Fällen auf der Station“, erklärt er. Es seien deutlich mehr Erkrankte in Isolation auf der Normalstation als noch im Frühjahr.

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Und auf der Intensivstation läge ein älterer infizierter Patienten, der beatmet werden müsse. „Das hatten wir seit März nicht mehr“, so der Intensivmediziner. Auf der anderen Seite sieht er an den Flughäfen lange Schlangen mit Menschen, die keine Maske tragen.

Coronafälle: Kölner Mediziner mit düsterer Prognose

Die BA5-Variante sei deutlich aggressiver, erklärt Dr. Gunther Quinkler. „Die Infektiosität ist wahnsinnig hoch. Bereits bei relativ kurzem Kontakt kann man sich infizieren.“ Der Kölner Arzt prognostiziert: „Die Ferien sind bald zu Ende und mit dem Rückstrom der Urlauberinnen und Urlauber werden wir hier wieder einen starken Anstieg der Fälle haben.“ 

„Ich habe keine Lust mehr auf Maske“ – das hört er oft. „Ich finde, es ist ein Armutszeugnis, dass man keine Maske trägt, weil keine Maskenpflicht mehr besteht. Die Leute müssen doch auch mal nachdenken und den Gefährdungsgrad selbst einschätzen können. Die Pandemie wird uns nicht den Gefallen tun, einfach so zu verschwinden.“  

St. Agatha Krankenhaus in Köln: Team an Grenze der Belastbarkeit

Insbesondere jetzt bei den hohen Temperaturen leiden vor allem ältere Menschen, die mit Covid infiziert sind. „Selbst eine leichte Erkrankung führt zu einem schweren Verlauf, weil ältere Menschen deutlich weniger trinken und dann in einem sehr schlechten Zustand bei uns aufgenommen werden müssen“, erklärt Quinkler. Hier seien die Reserven schnell verbraucht. 

Ganz zu schweigen von den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Krankenhauses, die jetzt bei 38 Grad mit Haube, Maske, Kittel und Augenschutz Patientinnen und Patienten versorgen. Intensivmediziner Quinkler: „Das sind schon die Grenzen unserer Belastbarkeit, die wir da austesten.“

Beim Personal gäbe es, auch Corona bedingt, beachtliche Ausfälle. „Unsere Intensivstation können wir nicht mit vollem Personalbesatz führen“, erklärt der Kölner Mediziner. Derzeit läge der sogenannte Volllastbetrieb bei 60 Prozent.