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Coronavirus in KölnDie Krise zeigt uns, welche krassen Schwächen unser System hat

Corona_Luettich_Kaserne

Die Lüttich-Kaserne in Köln wurde wegen des Coronavirus zwischenzeitlich komplett geschlossen.

von Thomas Werner (tw)

Köln – Corona in Köln. Die Zahl der Infizierten steigt weiter an, am Donnerstag (12. März 2020) bereits auf über 50. Der Virus stellt Stadt, Land und Menschen vor große Herausforderungen. Vor allem aber zeigt er, welche Schwächen im System unser tägliches Leben bestimmen. Genau dafür wäre die Corona-Krise ein guter Ansatz, um über Veränderungen nachzudenken, findet unser Autor. Ein Kommentar.

Corona in Köln: Schwächen des Systems werden offengelegt

Es ist nicht leicht, den Alltag in Deutschland dermaßen durcheinander zu wirbeln, wie es das Coronavirus aktuell tut. 54 Fälle in Köln, 53 davon noch in Quarantäne (Stand: 12. März). Dazu die ersten beiden tragischen NRW-Todesfälle am Montag. Corona hat Köln im Griff, mehr noch: mehr oder weniger die ganze Welt.

Besonders auf Deutschland bezogen gilt aber: Wir kriegen aktuell mit ziemlicher Deutlichkeit die Schwächen unseres Systems vorgehalten. Wie wäre es denn, wenn wir Corona als Anlass nehmen würden, zu erkennen, wie schwerwiegend diese Dinge im Ernstfall wirklich sind? Und sie – Achtung, Trommelwirbel – sogar versuchen zu verbessern?

Alles zum Thema Corona

1. Wir arbeiten (nicht nur im Notfall) von Zuhause

Homeoffice als Teil der digitalen Welt? In Deutschland in den meisten Betrieben ein frommer Wunsch. Das wird uns jetzt bewusst, wenn wegen Corona Betriebe vorübergehend geschlossen werden und eine Art Notfall-Programm greift. Doch wir reden nicht von einem Problem in Ausnahmesituationen, sondern im Alltag. Homeoffice ist eine der wichtigen Herausforderungen der digitalen Job-Welt – unter anderem, weil es auch andere Bereiche begünstigt (Vereinbarkeit Beruf/Familie, Geburtenraten, Beschäftigungs-Anteil etc.).

2. Wir gehen nicht krank zur Arbeit 

Der Deutsche, die uneitle Arbeitsbiene. Ein Ruf, der uns vorauseilt. Und einer, der sicherlich viele gute Aspekte mit sich bringt. Leider aber eben auch negative. Zum Beispiel, dass Kranke oft ein schlechtes Gewissen haben oder es sich schlichtweg nicht leisten können, Zuhause zu bleiben. Das muss sich dringend ändern! Wer krank ist (nicht nur mit Corona), der ist eine potenzielle Gefahr für seine Mitmenschen. Eine gemeinsame Kultur von Arbeitnehmern und -gebern, dass „krank sein” völlig in Ordnung ist, muss dringend sein.

3. Wir bezahlen die Leute vernünftig, die richtig schuften müssen

Das Pflegepersonal ist der große Verlierer von Corona, weil sie jetzt extrem hart arbeiten müssen für eine schlechte Bezahlung? Eilmeldung: Das ist immer so! Viele Krankenpfleger verdienen 2.500 Euro brutto oder weniger und dürfen dafür hammerharte Schichten schieben. Immer mit der Option – wie aktuell –, dass eine Ausnahmesituation alles noch schlimmer macht. Dass wir diese Situation, die ja oft auch mit Personalmangel verbunden ist, seit Jahren so hinnehmen, ist eines der großen Fragezeichen des Systems.

4. Wir gestalten ein flexibleres Schulsystem

Eine Schule muss wegen Corona geschlossen werden? Naja, dann haben die Mädchen und Jungs heute eben frei. Eine Stunde fällt (im normalen Betrieb) aus? Okay, kann man nichts machen. Wie wäre es mal mit Flexibilität, mit Digitalisierung? Der EXPRESS berichtete jüngst über die Familie von Leo Renzo, die vor Corona aus China flüchtete (hier mehr lesen). Tochter Lucia lernt am iPad fleißig weiter, weil sie digital die Aufgaben löst, die ihre chinesische Schule zur Verfügung stellt. Bei acht Prozent Unterrichtsausfall in NRW wäre das mal einen Gedanken wert!

5. Wir setzen Hygiene ganz oben auf die Agenda

Es sollte so unglaublich selbstverständlich sein, aber die Hinweise von Robert-Koch-Institut und vielen Betriebsärzten zeigen, wie viel hier an vielen Stellen im Argen liegt. Händewaschen, bei Menschen- und Tieransammlungen auch mal desinfizieren, grundsätzliche Körperhygiene – das scheint für viele Menschen weit weniger logisch zu sein, als wir allgemein annehmen. Die Gesundheits-Behören sind vielleicht müde, das Thema immer wieder anzuschieben, aber für Resignation ist es zu wichtig!

6. Wir bereiten uns besser auf Krisen vor

In Mönchengladbach dürfen keine Fans zum Derby gegen den 1. FC Köln kommen (hier lesen Sie mehr), in Leipzig wird am Dienstag aber noch ganz normal vor Publikum gespielt. Gesundheitsminister Spahn gibt eine „Empfehlung” aus, Events mit über 1.000 Menschen abzusagen. Manche Bundesländer halten sich dran, manche nicht. Das kann doch nicht sein! Ja, wir brauchen in der Krise eine gemeinsame Linie. Und am besten eine, die schon in Zeiten der Normalität beschlossen wurde, damit es nicht so lange dauert und so improvisiert wirkt wie aktuell.

Corona in Deutschland – vielleicht bringt es ja neben Panik und verstorbenen Menschen auch einige positive Entwicklungen mit sich. Man soll die Hoffnung ja nicht aufgeben.