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Carolin Kebekus mit Klartext„Das klingt wie ein Albtraum!“

Carolin Kebekus spricht in ihrem neuen Buch offen über die Erfahrungen als Mutter.

Carolin Kebekus spricht in ihrem neuen Buch offen über die Erfahrungen als Mutter.

Die Kölner Comedienne Carolin Kebekus ist Mutter geworden. Jetzt spricht sie Klartext über die Schattenseiten, fiesen Hass im Netz und das überholte Bild der perfekten Mutter.

Erst die frohe Botschaft, dann die große Sorge: Als Carolin Kebekus schwanger wurde, machte sie sich sofort Gedanken um ihre Fans, wie sie dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ verraten hat.

Die große Frage: „Wird sich da die Hälfte abwenden, weil die sagen: Gar keine Peniswitze mehr, sondern jetzt so weichgespültes Mama-Zeug?“

Sogar aus dem eigenen PR-Team kam der Vorschlag, eine Art Disclaimer für Baby-Themen dazuzuschreiben, nach dem Motto: Es soll nicht nur darum gehen. Für Kebekus ein Unding! „Wieso soll ich mich denn jetzt vorher schon dafür entschuldigen, dass ich das Krasseste, was ich je gemacht habe im Leben zum Thema mache?“, fragt sie und kritisiert den gesellschaftlichen Druck: Frauen sollen Kinder bekommen, aber dann bitte den Mund halten und weiter „die lustig unkomplizierte sexy Frau“ sein.

Doch schnell merkte sie: Die Schwangerschaft ist ein Comedy-Geschenk! Nicht nur, weil sie als „working mom on stage“ eine neue Tiefe in ihre Geschichten bringen konnte, sondern auch wegen der absurden Reaktionen. „Diese ganzen Erwartungen, den ganzen Hass, den man abbekommt, weil man schwanger auf der Bühne steht!“, all das verarbeitete sie in ihrer Show.

Schwanger auf der Bühne: Carolin Kebekus 2023 im E-Werk.

Schwanger auf der Bühne: Carolin Kebekus 2023 im E-Werk in Köln.

Die Hass-Kommentare nahmen eine neue, spezielle Dimension an. „Ich hatte das Gefühl, schwanger ist man wie so ein öffentliches Gut“, so Kebekus.

Plötzlich meinte jeder, ihr sagen zu müssen, was richtig ist. Besonders fies: Kommentare zu ihrem Alter. „Einer hat geschrieben: So alt schwanger zu werden - peinlich.“

Trotz ihres Erfolgs und dem Privileg, sich Betreuung leisten zu können, spürte auch sie den Druck. „Ich habe auch gedacht: Oh je, ein halbes Jahr nicht da sein, ein halbes Jahr keine Sendung!“ Bereits ein halbes Jahr nach der Geburt ging sie wieder auf Tour – für sie die Rettung. „Der Vater des Kindes ist mitgekommen und hatte das Baby die ganze Zeit in der Trage“, erzählt sie. Die Bühne wirkte therapeutisch, um die komplizierte Geburt zu verarbeiten.

Eine weitere Belastung: Social Media. Perfekt eingerichtete Kinderzimmer und aufwendige Brotdosen setzten ihr zu. „Natürlich weiß ich, dass die Körperbilder, die mir bei Social Media gezeigt werden, gefiltert und bearbeitet sind“, sagt sie. „Und trotzdem macht das was mit mir.“

Die Mutterschaft sei für sie „augenöffnend“ gewesen und habe ihr ein neues Bewusstsein für die Leistung von Müttern und Frauen gegeben. Dass die Gesellschaft eine Mutter wertschätze, die sich aufopfert für ihre Kinder, die nie auf sich, sondern nur auf die Kinder schaue.

„Ich finde, das klingt wie ein Albtraum“

„Und ich finde, das klingt wie ein Albtraum!“ Sie wolle ihrem Kind vorleben, dass eine Mutter auch auf sich selbst achten darf. „Und wenn du groß bist, will ich, dass überall Frauen mehr Teilhabe haben und das Leben dann für sie leichter wird.“

Mit Sorge blickt sie auf politische Entwicklungen wie die AfD in Deutschland oder das Abtreibungsrecht in den USA. „Ich habe diesen Optimismus in mir, zu denken: Frauen gehen keinen Schritt mehr zurück“, hofft sie, warnt aber vor rückschrittlichen Frauenbildern, die selbst von einigen Influencern und Influencerinnen propagiert werden. (red)