Enorme ZahlenKölner Polizei mit so vielen Einsätzen wie lange nicht – ein Bereich explodiert

Vier vermummte Polizeikräfte stehen bei einem jungen Mann.

Im Brennpunkt Kalk führte die Kölner Polizei am 27. Juli 2022 eine Razzia gemeinsam mit der Stadt und dem Zoll durch. 

Die Kölner Polizei hatte im letzten Jahr zahlreiche Einsätze zu bewältigen. Was sie besonders beschäftigte, zeigt die nun vorliegende Bilanz. 

von Iris Klingelhöfer (iri)

Einsätze wegen Demos explodiert, Videobeobachtung in Brennpunkten erfolgreich: So sieht die Bilanz der Kölner Polizei für 2022 aus, die am Dienstag (4. April 2023) von Polizeipräsident Falk Schnabel und dem Leitenden Polizeidirektor Martin Lotz vorgestellt wurde. 

Demnach hatten die Beamtinnen und Beamte in Köln und Leverkusen mit knapp 300.000 Einsätzen (ohne Autobahn) so viel zu tun, wie schon lange nicht mehr. Im Klartext: Sie rückten durchschnittlich zu 34 Einsätzen aus – pro Stunde!

Kölner Polizei zu Einsatzzahlen, Videobeobachtung, Reaktionszeit

Im Vorjahr waren es gut 22.000 Einsätze weniger. Und selbst im Vor-Coronajahr 2019 lag die Zahl um rund 2500 niedriger.

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Von den knapp 300.000 Einsätzen im letzten Jahr ging es bei 198.352 um Gefahrenabwehr und Sonstiges – das waren 7,2 Prozent mehr als in 2021 und 8,7 Prozent mehr als in 2019. Die Zahl der Einsätze wegen Kriminalitätsdelikten lag bei 54.508 (2021: 47.211), die mit Verkehrsbezug bei 45.992 (2021: 44.369). 

Dabei verzeichneten alle sieben Polizeiinspektionen (PIs) durch die Bank weg mehr Einsätze. Besonders heftig traf es die PI 1, zuständig unter anderem für die Innenstadt. Mit 54.775 Einsätzen in 2022 lag die Zahl um 16,7 Prozent höher als noch in 2021 (46.921). Das waren täglich durchschnittlich 150 Einsätze, sechs pro Stunde.

Auch in der PI 6, wo die Einsatzkräfte sich unter anderem um Kalk und Porz kümmern, stieg das Aufkommen ordentlich an: von 53.584 um 8,6 Prozent auf 58.190 Einsätze (macht 159 täglich/ sieben pro Stunde). 

Beide PIs verzeichneten im letzten Jahr auch verstärkt Einsätze, die sich durch die Videobeobachtung an den Brennpunkten ergaben. So stieg die Gesamtzahl von 3606 auf 4045 Einsätze. Am häufigsten auf den Ringen mit 1008 Einsätzen (2021: 966). Im Kalker Zentrum, wo es in 2021 noch keine Videobeobachtung gab, erfolgten 655 Einsätze. 

Grundsätzlich waren Kölner Polizeikräfte bei größeren Einsätzen mit Tätern vor Ort in durchschnittlich 4:24 Minuten am Tatort. Dies sei bei den Kölner Verkehrsverhältnissen nicht schlecht, hieß es bei der Bilanzvorstellung. Bei einem Verkehrsunfall mit Personenschaden dauerte es im Schnitt 7:17 Minuten. 

In Top-10 stehen Unfalleinsätze bei Kölner Polizei in 2022 ganz oben

Bei den „Top-10-Einsätzen“, welche die Beamtinnen und Beamte des Kölner Polizeipräsidiums in 2022 beschäftigten, standen Verkehrsunfälle (31.172) ganz oben. Dies war auch in den Vorjahren so, wie 2019, wo 36.167 Unfalleinsätze verzeichnet wurden. Zu den weiteren häufigsten Einsatzanlässen im letzten Jahr gehörten Hilfeersuchen (15.101), Streitigkeiten (13.963), Ruhestörung (11.989) sowie Ermittlungen, die insgesamt 14.601 Einsätze erforderlich machten.

6749 Einsätze mussten wegen Einbrüchen (Platz 9) gefahren werden. Mit 5704 Einsätzen im Vorjahr waren das in 2022 rund 1000 mehr. Zum Vergleich: 2019 waren es noch 7520 Einbruchseinsätze. 

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Besonders krass: Die Zahl der angemeldeten Versammlungen in Köln und Leverkusen ist von 2019 (882) bis 2022 (1756) enorm angestiegen. So mussten bei einem unangemeldeten Montagsspaziergang am 3. Januar 2022  kurzfristig rund 160 Polizeibeamtinnen und -beamte und eine Vielzahl von Mitarbeitenden des Ordnungsamtes mobilisiert und eingesetzt werden. Elf angemeldete Versammlungen zum Krieg in der Ukraine am 8. Mai 2022 in Köln und Leverkusen wurden von insgesamt rund 460 Polizeikräften begleitet. Und bei der Sessionseröffnung am 11.11. sorgten rund 530 Kräfte für Sicherheit. 

Kölner Polizei: Einsatz wegen randalierender Jugendgruppen

Schwerpunkteinsätze gab es unter anderem in Chorweiler/Nippes, Zülpicher Straße/Friesenplatz, Meschenich, am Rheinboulevard und in Bocklemünd. Bei letzterem Stadtteil habe man auf ein aktuelles Phänomen reagiert, hieß es. Ende Oktober 2022 zogen mehrere Jugendgruppen mit Pyrotechnik durch die Straßen, randalierten und begingen Straftaten. 

Kurzfristig wurde dort der Einsatz von Polizeikräften um das Fünffache erhöht. Nicht nur das, bis zum Neujahr wurden weiter verstärkt Kräfte eingesetzt. Mit Erfolg: Unter dem Einsatzdruck haben sich seit Anfang 2023 die Gruppen zurückgezogen und die Anzahl der Straftaten sankt auf vorheriges Niveau. 

Auch an den Brennpunkten zeigte die Kölner Polizei Präsenz. Kalk-Zentrum, Wiener Platz/Stadtgarten, Alter Markt/Heumarkt, Dom/Hauptbahnhof/Breslauer Platz sowie Ebertplatz, Neumarkt und Ringe – insgesamt gab es dort 4641 Platzverweise, wurden 2469 Strafanzeigen und 1952 Ordnungswidrigkeitenanzeige geschrieben. 

Ein Einsatzbeispiel in Kalk: Bei einer Kontrolle am 26. Oktober 2022 wurden 97 Personen überprüft, 16 Anzeigen wegen Verstoß gegen das Betäubungsmittelgesetz, Diebstahl, Urkundenfälschung und unerlaubtes Glücksspiel erstattet. Zudem wurden Drogen, geklaute Handys und Fahrräder sowie illegale Geldspielautomaten sichergestellt.