Kommentar„Gratwanderung“: Klartext von Kita-Leiterin – was sich jetzt ändern muss

Szene aus einer Kita (undatiertes Symbolfoto)

Das eine Kind ist aggressiv, das andere spricht kein Deutsch, das nächste braucht besondere Betreuung – Erzieherinnen und Erzieher müssen ein dickes Fell haben.

Die Betreuungssituation in Kitas in NRW wird immer dramatischer, dazu gibt's immer mehr Anforderungen ans Personal. Das darf nicht so bleiben, meint unsere Autorin. Ein Kommentar.

von Andrea Kahlmeier (ak)

Einer aktuellen Schulstudie zufolge sind Viertklässler in Deutsch und Mathe erneut schlechter geworden. Das ist traurig. Der Ruf nach Digitalisierung wird immer lauter.

Doch sollte man nicht viel früher ansetzen, um Kindern einen perfekten Start ins Schulleben zu ermöglichen? Die ersten Jahre werden als wichtigstes Entwicklungsstadium im Leben eines Menschen angesehen. Die gesunde Frühentwicklung eines Kindes – physisch, sozial, emotional und sprachlich – ist unfassbar wichtig.

Kitas: Mehr Fokus auf die Frühentwicklung legen

In den ersten Lebensjahren wird der Grundstein gelegt – nicht nur für die geistige und körperliche Gesundheit des Kindes. Hier kann auch die Lese- und Rechenfähigkeit entscheidend beeinflusst werden, das belegen Studien. Das wissen alle, auch die Politiker.

Und ja, in Kitas hat sich viel getan. Das sind keine Versorgungseinrichtungen mehr, in denen Kinder höchstens bespaßt werden, bis die Eltern vor der Tür stehen. Da gibt es tolle pädagogische Ansätze. Deutschland liegt, was die Ausbildung der Erzieherinnen und Erzieher angeht, sogar im Ranking ziemlich weit vorne.

Was nützt das, wenn die Realität im Job ganz anders aussieht? In viel zu großen Gruppen gearbeitet werden muss, in denen individuelle Förderung nicht möglich ist?

Der Politik sollte es zu denken geben, dass viele Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen den Hochzeiten der Pandemie nachtrauern. In kleinen Gruppen machte die Arbeit gleich mehr Spaß. Dass sie jetzt 130 Euro mehr bekommen, ist schön. Aber solange die Rahmenbedingungen nicht stimmen, werden sicherlich immer weiter immer mehr das Handtuch werfen.